Wanderer. Erik Schreiber
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Erik Schreiber
Sternenlicht 6
Wanderer
Saphir im Stahl
Bereits erschienen:
Horst Hoffmann - Insel im Nichts
Johannes Anders - Rücksturz nach Tyros
Johannes Anders - Storm
Peter R. Krüger - Der Fehler im System
Joachim Stahl - Parsifal
Erik Schreiber - Wanderer
Sternenlicht 6
e-book 096
Erste Auflage 01.08.2021
© Saphir im Stahl
Verlag Erik Schreiber
An der Laut 14
64404 Bickenbach
Titelbild: Thomas Budach
Lektorat: Joachim Stahl
Vertrieb: neobooks
Es gibt unzählige ferne Welten da draußen, Welten, die es zu finden gilt oder wieder zu entdecken. Die Forschungsschiffe der Sternenlicht Vereinigung sind unterwegs, diese Welten zu finden und zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen kennenzulernen. Mutig dorthin zu fliegen, wo vielleicht noch nie ein Mensch gewesen ist. Dies sind die Abenteuer des Forschungsraumschiffes VASCO DA GAMA und seiner schnellen Erkundungskreuzer. Einer sticht besonders hervor, die CHARON mit ihrer neunköpfigen Besatzung.
… zehn …
… neun …
… acht …
… sieben …
… sechs …
… fünnef …
… vier …
… drei …
… zwei …
… eins …
… null …
„Guten Flug, CHARON.“
Die Hangarschleuse 3 der VASCO DA GAMA hatte sich geöffnet und der Diskusraumer CHARON verließ das Forschungsschiff auf vorbestimmten Kurs. Hinter der CHARON blieb ihr Mutterschiff in der Schwärze des Weltalls zurück. Scheinbar regungslos verharrte sie im Leerraum zwischen den Sternen. Scheinbar, denn die Restgeschwindigkeit betrug immer noch 135.000 km/sek. Im Vergleich zur vorherigen Reisegeschwindigkeit jedoch quasi Null. Wie sollte man die Bewegung erkennen? Der nächste Stern, ein Roter Zwerg, ohne Planeten, wie es den Anschein hatte, befand sich in einer Entfernung von achtzehn Lichtjahren. Die Daten der Fernortung machten einen einzigen Begleiter aus, der von zwei Monden sowie Trümmern eines dritten Mondes oder eines anderen Planeten umkreist wurde. Zufälligerweise befand sich der Planet im äußeren Bereich der Lebenszone des Sonnensystems. Die Leitung des Forschungsschiffes spekulierte darauf, dass er besiedelt werden könnte. Vorausgesetzt, er hatte kein eigenes Leben entwickelt. Neben der Suche nach Zivilisationen, belebten Planeten und der hauptsächlichen Arbeit, physikalische Phänomene wie das Schwarze Loch im Leerraum zu erkunden, sollte auch nach verschollenen Raumschiffen und Kolonien gesucht werden. Bei den Raumschiffen hoffte man, den Industriekomplex GARNISH wieder zu finden. Die GARNISH war dafür ausgerüstet, in Asteroidengürteln Erze einzusammeln und zu produzieren. Oder aber, im Orbit eines Mondes zu kreisen, um von dort Erze aufzunehmen und zu verarbeiten. Als Unterstützung von neuen Kolonien, damit diese unabhängiger von den Muttersystemen werden konnten. Angeblich gekapert und entführt, fehlte seit einigen Jahrzehnten jeder Hinweis auf GARNISH. Aber sicherlich war die VASCO DA GAMA mit ihrem Forschungsauftrag nicht das Schiff, das den Industriekomplex finden würde.
Weit entfernt von der VASCO DA GAMA glitt der schnelle Erkundungskreuzer CHARON durch den Raum seinem einprogrammierten Ziel entgegen. Die Isotopen-Generatoren standen auf halbe Lichtgeschwindigkeit. Extra gedrosselt, da die Aufgabe nicht eilig war, sondern eher ein Raumspaziergang, wie Major Peer Dexter Hegen zu sagen pflegte. Er lehnte sich in seinen Sessel zurück und betrachtete zufrieden seine Mannschaft. Sein ruhiger Dienst wurde aber jäh unterbrochen.
„Wenn man keine bessere Aufgabe für uns hat, als Aufträge für Raumkadetten auszuführen, dann ist es wohl besser, ich gehe.“ Jeanette Eichler war sichtlich aufgebracht. Sie waren auf einem stinklangweiligen Patrouillenflug, wie sie mehrmals betonte, der wenig Abwechslung versprach. Die Bordingenieurin schnaubte. „Ich bin der Raumflotte beigetreten, um was zu erleben. Kommt zur Raumflotte, hieß es, hier gibt es Abenteuer, Sensationen, fremde Kulturen, all das wartet nur auf euch. Und jetzt hänge ich hier im All und soll Funkbojen aussetzen.“ Sie strich sich eine braune vorwitzige Locke, die ihr ins Gesicht gefallen war, zur Seite. enn sie sich aufregte, bekam sie immer rote Wangen.
„Das heißt, du willst deinen Dienst quittieren?“ Major Hegen, der Kommandant der CHARON, wandte den Blick vom Hologramm, welches den Leerraum und nur in großer Entfernung die Milchstraße zeigte, und sah seine Bordingenieurin an. Ihre roten Wangen bemerkte er und fand sie dadurch noch anziehender. Aber es ging jetzt nicht darum, die Weiblichkeit seiner Besatzung zu bewundern. Er wies auf das Schott zum Lift. „Ich denke aber, du kommst nicht weit. Es passt dir etwas nicht und schon läufst du davon.“
„Nein, ich laufe nicht davon. Aber ich bin nicht zur Raumflotte gegangen, um Funkbojen und Messsonden auszusetzen, Meteoritenstaub einzusammeln und Kontrollautomaten einzustellen.“
„Jetzt reiß dich mal zusammen, Jeanette. Du bist an Bord der CHARON, schneller Erkundungskreuzer des Forschungsraumers VASCO DA GAMA, und du hast den Zehn-Jahres-Vertrag selber unterschrieben. Wir müssen nun einmal, solange nichts Aufregendes passiert, die Funkbrücke ins Heimatsystem aufbauen.“
„Ja, aber …“ Sie trommelte wütend mit den Fingern auf dem Schaltpult herum. Auch so eine Eigenart von ihr, wenn sie aufgebracht war.
„Nein, kein Ja-Aber, jetzt geh und kümmere dich um die Sonde. In einer halben Stunde müssen wir sie an den Koordinaten aussetzen. Danach kannst du im Maschinenraum so lange schmollen, wie du willst.“
Jeanette ging zur Schleuse und ließ sich vom Lift in den Maschinenraum hinuntertragen. Der Transport dauerte nur einige Sekunden. Aus dem Lift kommend war ihr Ärger noch nicht verraucht. Ein Tritt gegen eine Konsole sorgte für Frustabbau. Was aber nichts an ihrer Aufgabe änderte. In ihrer Werkstatt angekommen, wandte sie sich der Funkboje zu. Ein paar Handgriffe und die Verkleidung lag auf der Seite und die Innereien der Sonde offen vor ihr. Die Bordingenieurin schaute grimmig in die Eingeweide der Funkboje. Sie überprüfte noch einmal alle Schaltungen, da sich beim letzten Test ein paar Aussetzer in der Übertragung gezeigt hatten. Der Fehler war schnell behoben. An der Funkboje, wie die Besatzung die Sonde nannte, war sonst alles in Ordnung, bis auf eine verschachtelte Baugruppe, die ihr nichts sagte. Sie würde sich später arum kümmern, bevor die nächste Boje ausgesetzt würde.
„Koordinaten vier eins fünf zu dreiunddreißig, siebenunddreißig”, las die Navigatorin Patricia Kress vom Kursanzeiger ab. Der Oberleutnant trug die langen brünetten Haare meist zu einem Dutt gebunden, was ihr einen besonders strengen Ausdruck verlieh. Das war ihr auch recht, denn so blieben die männlichen Besatzungsmitglieder der VASCO DA GAMA auf Abstand.
Peer Dexter Hegen beobachtete die Astroscheibe, deren zuschaltbarer Hologrammmodus ausgeschaltet war und von ihm strikt abgelehnt wurde. Er war da ein wenig altmodisch. Auch der kleine Bildschirm auf seinem Arbeitsplatz war extra für ihn nachgerüstet worden. Der Major war hochgewachsen, hatte ein kantiges Gesicht und klare blaue Augen. Seine Art, sich zu geben, war unbefangen, fast lässig. Er war es gewohnt zu kommandieren. Schon seit mehr als zehn Jahren war die Besatzung der CHARON unterwegs. Zuerst bei den schnellen Raumverbänden des Sonnensystems Jaimbaliz, dann abkommandiert zur VASCO DA GAMA. Nun waren sie in der Dunkelheit des Weltraums auf der Suche nach planetarischem Leben auf einem Gestirn, das dem Heimatplaneten Irrikon ähneln könnte, beziehungsweise nach anderen Zivilisationen, die den langen