Christmas Meeting. Mark Savage
von einer gigantischen, unsichtbaren Faust zurückgeschmettert wurden.
Benommen sahen sie dem lächelnden alten Mann entgegen, der sich gemächlich von seinem Sitz erhob. Er sah genau in ihre Richtung, und als sie sich darüber bewusst wurden, ergriff sie eine Welle von Panik. Das Gefühl der Stärke und Macht schrumpfte dahin, mit jedem Schritt, den Santa Claus sich näherte. In diesen Sekunden offenbarten sie ihr wirkliches Wesen.
Feige und erbärmlich.
»Ein frohes Fest wünsche ich den Herrschaften«, sprach Santa mit seiner grollenden Bassstimme.
»Hat der alte Gauner wieder seine Schleusen geöffnet, um ein paar seiner armseligen Wichte auf die Menschheit loszulassen? Der Schurke zeigt wieder mal nicht den nötigen Respekt. Kein Wunder, dass kein Platz mehr war für ihn da oben. Schlimm, schlimm.«
Die fünf Dämonen waren drauf und dran, einfach zu verschwinden. Irgendwohin, nur weg von diesem seltsamen Mann, der sich als Santa Claus verkleidete und sie sehen konnte. Oder war er etwa ...?
Der Dämon des Hasses, der Mutigste unter ihnen (wenn man überhaupt von so etwas wie Mut sprechen konnte), überwand sich als erster.
»Was willst du, alter Mann? Denkst du, wir hätten Angst vor dir, weil du uns sehen kannst? Niemand kann uns besiegen, und wir werden diesen elenden Sterblichen den Weihnachtsabend gründlich vermiesen. Einige von ihnen werden noch heute Abend ohne ihr Wissen ihre Seele an den Meister verkaufen. Sie werden durch uns zu dem, was sie in ihrem tiefsten Inneren schon sind. Teile von uns, dem wahren Bösen, der einzigen großen Macht auf dieser Welt.«
Seine Brüder sahen ihn an, so als hielten sie ihn für schwachsinnig, da er so große Töne spuckte. Aber was blieb ihm anderes übrig, um seine plötzliche Furcht auf diese Weise zu vertuschen.
Santa zeigte jedoch keine Scheu und lachte brummend.
»Luzifer muss größenwahnsinnig sein, wenn er glaubt, dass ein paar seiner lächerlichen Geister dem Zauber der Weihnacht Paroli bieten können. Verschwindet, ihr Wichte, und zwar dahin, wo ihr hingehört. Es ist besser für euch, glaubt mir.«
»Das bezweifle ich«, hörte sich der Dämon der Lüge rufen und erntete böse Blicke seiner Artgenossen.
»Aha«, machte Santa. »Euch droht schlimme Strafe, wenn ihr versagt, habe ich recht? Seht ihr, das ist der Nachteil gegenüber dem Gott der Christen. ER kennt Gnade.«
»Du kannst uns keine Angst machen, Alter«, schrie der Dämon der Schmerzen. »Bei den anderen Menschen wird unsere Macht nicht versagen wie bei dir, wenn du überhaupt ein Mensch bist. Und wenn dieser Tag zu Ende geht, werden wir uns wiedersehen. Mal sehen, wer dann unter hohntriefendem Spott zu leiden hat.«
Santa hob warnend den Finger.
»Ich möchte euch nur warnen. Und nicht nur das. Ich möchte euch etwas anbieten. Ein Angebot, das ich mir an eurer Stelle einmal überlegen würde.«
»Und das wäre?« fragten sie überrascht, ohne Ahnung, was ihnen dieser arme alte Narr zu bieten hatte.
»Tut Gutes an diesem Tage, wo immer ihr könnt. Sagt eurem Meister Lebewohl und fangt an umzudenken. Einst wart ihr selbst Menschen, nur ihr wisst es nicht mehr. Die Schlechtigkeit, das Böse in euren Gedanken, das Böse, das ihr zu Lebzeiten anderen zugefügt habt, verwandelte euch in die grässlichen Ungetüme, die ihr nun seid.
Doch heute, an Heiligabend, gibt euch jemand Gelegenheit zu bereuen und eure Fehler wieder gut zu machen. Gebt ihr euch ehrlich Mühe, dann geht ihr heute noch ein in das große Licht, wo Engel euch zu einem besseren Platz wie ihr in kennt, geleiten werden.«
Sekundenlang herrschte Schweigen, und nie erfuhr jemand, was die fünf in dieser kurzen Zeit dachten. Dann jedenfalls blökten sie laut los. Ihr Lachen klang hundsgemein und widerwärtig.
»Wer oder was immer du auch bist, Alter«, antwortete der Dämon der Vergeltung. »Gehe du zurück, wo du hergekommen bist und krieche deinem schwachen, nichtsnutzigen Gott sonst wohin. Schöne Grüße an den Sohn und den Heiligen Geist, sie sollen zur Hölle fahren. Der Meister wartet schon. Hahahahahah.«
Sie lachten und wollten weiterfahren mit ihrem Spott, als sie bemerkten, dass der Weihnachtsmann sich anscheinend in Luft aufgelöst hatte.
»Wo zum T..., verzeih mir, Herr, ist dieser Bursche hin?« wunderte sich der Dämon der Versuchung.
»Egal«, erwiderte der Dämon der Verblendung. »Wenn wir nicht bald an unseren Auftrag denken, müssen wir vielleicht noch auf sein Angebot eingehen.«
Das wirkte. Ihnen kam es gar nicht in den Sinn, ihrem Meister abtrünnig zu werden. Das Böse war allmächtig, warum sollte man sich also verschlechtern. Die Katastrophen und Kriege in der Welt, wer hatte sie letzten Endes geschaffen, diese vernichtenden Kräfte?
Satan, Luzifer, Beelzebub, der Herr der Fliegen, Leviathan, und was für Namen er noch in dieser Welt trug. Kein Gott, kein Jesus, kein Heiliger Geist konnte dagegen an. ER war stärker als sie. Warum also sollten sie ihren Herren verraten?
In aller Schnelle fassten sie den Plan, sich gezielt ihre Opfer auszusuchen. Sie waren sich dabei einig, dass jeder allein für sich bei dieser Suche tätig sein würde.
Drei vertraten die Ansicht, dass es einfacher wäre, sich hier im Kaufhaus in aller Ruhe umzusehen, während die anderen zwei darauf brannten, unheildrohend durch die Straßen New York Citys zu streifen. Dort draußen herrschte millionenfache Auswahl, und sie brannten darauf, Seelen zu vernichten.
Luzifer empfing die ehrgeizigen Gedanken seiner Schößlinge und lächelte zufrieden.
So nahmen die Dinge ihren Lauf. Und alles geschah so ganz anders als man es erwartete.
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