Magisches Kompendium - Praxis der nordischen Magie. Frater LYSIR
weiter verarbeiten kann. Gleichzeitig ist es aber auch ein Fest, welches den Tod thematisiert, auch wenn dies in nordischen Pantheon nicht so stark herauskommt, wie in irischen Bereich, wo es darum geht, dass der Gott sich selbst opfern muss, sodass das Blut auf den Feldern eine üppige Ernte garantiert.
Es geht also hierum, dass das Prinzip des Lichtes, das Sonnenprinzip sich opfert, sodass das Leben weiter existieren kann. Wenn man so will, ist es das erste Erntefest von insgesamt drei Erntefesten.
Wenn man dann dem Zyklus weiter folgt, kommt schließlich das Herbstequinox, die Herbst-Tag-und-Nachgleiche, wobei es sich hierbei natürlich wieder um ein Sonnenfest handelt, welches meist den Zeitraum zwischen dem 22.09. und den 23.09. umfasst. Es ist das Fest bzw. das Blót, welches den „Dank der Ernte“ thematisiert, also den klassischen Erntedank, sodass hier die Bezeichnungen Haustblòt oder auch Herbstblót verwendet werden. Es wird manchmal auch Freyrblót genannt, was aber irreführend sein kann, da der Gott Freyr mit der Sonne verbunden wird, sodass hier auch wieder Aspekte von den Sonnenwenden zu berücksichtigen wären. Zwar ist der Gott Freyr ein Prinzip der Fruchtbarkeit, doch da zu diesem Zeitpunkt die Ernte im vollen Gange ist, wäre es in diesem Kontext eigentlich ein Fest, welches den Gott Freyr zu einem früheren Zeitpunkt thematisieren müsste. Gleichzeitig darf man aber auch nicht vergessen, dass der zyklische Gedanke stets vorhanden war, sodass hier natürlich bewusst darauf gezielt wurde, dass das Land, die Erde weiterhin fruchtbar und ertragreich sein sollte, auch nachdem man die Früchte des Feldes geerntet hat, sodass man in diesem Fall den Gott Freyr ohne Weiteres anrufen kann, sodass die Ernte zum nächsten Jahr auch wieder üppig werden wird. Wenn man wieder in die Naturreligion des Hexentums geht, dann ist dieses Fest das Pendant zu Mabon, bzw., wenn man ins Druidentum geht, dann ist es das Pendant zum Fest „Alban Elved“ / „Alban Elued“. Dass die Thematik dieses Festes die primäre Ernte ist, sollte einleuchten sein, da hier nicht nur die Felder in Hülle und Fülle mit ihren Früchten glänzen, sondern auch die jeweiligen Erntespeicher, zumindest im Idealfall, voll bis oben hin sind. Es ist der Reichtum der Natur, es ist das Fest, welches garantiert, dass man in der kommenden, kargen und harten Zeit überleben wird, auch wenn es noch nicht das letzte Erntefest ist. Wie schon erwähnt, gibt es eigentlich drei Erntefeste, sodass dieses Blót das zweite Erntefest ist, gleichzeitig aber auch das größte der Dankesfeste.
Der Kreis schließt sich dann letztlich mit dem Vetrnóttablót, welches auch als Winternacht (Vetrnātt) bezeichnet wird, wobei man hier NICHT die Wintersonnenwende thematisieren darf. Das Vetrnóttablót kann man als den fühlbaren Beginn des Winters bezeichnen, sodass hier meist der 10. Vollmond nach der Wintersonnenwende, manchmal aber auch der 11. Neumond als Zeitpunkt definiert wurde. Manchmal wird auch ein fixer Termin genommen, der sich auf Landesgebräuche bezieht. So ist in Skandinavien die Winternacht der 14. Oktober, wohin in Island die Winternacht auf den 21. Oktober gelegt wurde. Wenn man dann etwas „südlicher“ oder „wärmer“ geht, dann ist man beim 31. Oktober. So ist hier also ein Pendant zum Samhain zu finden.
Samhain (wortwörtlich „Vereinigung“), ist jedoch wieder nur eine von vielen Bezeichnungen, sodass man auch die Namen “Nos calan geaf“, „Hallowe’en“, „All Hallows“, „All Soul‘s Night“, „Féile na Marbh“, „Phuka Night“, „Allerheiligen“, „Allerseelen“, „Ahnfest“, oder eben „Winternacht“ nehmen kann. Es ist der Beginn des Winters, es ist das letzte Fest der Ernte, sodass hier das Kernthema eher der Überlebenskampf ist, die Auseinandersetzung der Vergänglichkeit, mit dem Tod, mit der Dunkelheit, was eben auch dazu führt, dass man sich noch einmal bewusst an die Ahnen erinnert, an die Ahnen, die verstorben sind. Es ist ein Zeitpunkt, ein Blót, welches die Thematik feiert, dass sich das Leben zurückzieht, die Natur eine Pause macht und alle/alles sich auf den Winter vorbereitet, egal, ob es jetzt körperlich oder geistig ist.
Soviel also zum Einstieg, zum großen theoretischen Block, der sich auf die jeweiligen Feste im Jahr, im Zyklus der Natur, bezieht, um einen groben Fahrplan darzustellen. Bei den ganzen Festen und Blóts will ich auch die Raunächte mit ins thematische Boot holen, sodass man diese zwölf besonderen Nächte nehmen, auch entsprechend rituell thematisieren kann, wobei es hier zwölf unterschiedliche Varianten gibt, die dann aber wie ein einziges Ritual sind, welches man entweder zum Beginn der Raunächte machen kann, oder zu jedem beliebigen Zeitpunkt in der Phase der Raunächte. Es sind eben 12 spezielle Arbeiten, die auch indirekt aufeinander aufbauen. Gleichzeitig sei erwähnt, dass meistens die Blóts im Freien gemacht wurden, wobei es natürlich auch immer Orte gab bzw. man ein „Dach über dem Kopf“ hatte, gerade dann, wenn es doch ein wenig kalt war. Dieses „Dach über dem Kopf“ hatte aber, in Bezug auf die Blóts, auch wieder einen bestimmten Namen. Es hieß „Hov“, was jetzt doch sehr nah an einem Bauernhof, also „den“ Hof, liegt. Da es für den rituellen Ablauf nicht bindend ist, ob man die Festigkeit im Inneren eines Raumes oder draußen macht, muss der Protagonist dies selbst für sich entscheiden. In den „freundlichen Jahreszeiten“ ist es vielleicht angenehmer, als zu den kalten Jahreszeiten, wobei man sicherlich auch kein großes Interesse hat, ein Blót im strömenden Sommerregen zu zelebrieren.
*
*
*
*
*
Tipps, Tricks, Materialien und Strukturen
Was braucht man eigentlich alles, um die jeweiligen Rituale der Blóts auszuführen? Nun, zum einen braucht man die gängigen magischen Gegenstände, so wie zum Beispiel magischer Dolch/Athame, Sichel/Bolinen, magisches Schwert, Pentakel, Glocke/Gong, Stab, Räuchergefäß, Kerzen, „Mittelpunkt des Kreises“ (was zum Beispiel ein Kessel sein kann, aber auch ein Kochtopf, in dem man etwas verbrennen kann), ein besonderes Altarlicht, eine magische Lampe, eine magische Kerze, die im Ritual selbst erst angezündet wird, und die im Vorfeld auf das jeweilige Blót „geeicht“ wurde, und einen „magischen Hammer“; wobei sich hier ein Fäustel oder sogar ein Vorschlaghammer anbietet, der geweiht und mit entsprechenden Runen versehen ist, die sich speziell auf den Gott Thor beziehen. Dies sind eigentlich gängige Gegenstände, auch wenn man selbstverständlich noch ein Lamen für sich selbst kreieren kann, welches dann auf das jeweilige Blót zugeschnitten ist, hier entsprechende Fokussierungen auszuführen. Doch ob man jetzt ein Lamen verwendet, ein Talisman, ein Amulett, dies bleibt jedem selbst überlassen. So ist es auch förderlich, wenn man im Ritual entweder Schreibutensilien hat, sodass man sich gegebenenfalls Notizen machen kann, oder eine audio-visuelle Aufnahmemöglichkeit, denn manchmal ist es doch sehr spannend, was in gezogenen Kreis alles geschieht, was man in „rituellen Alltag“ überhaupt nicht mitbekommt. Daher ist es auch sehr interessant, audio-visuelle Aufnahmemöglichkeiten außerhalb des Kreises zu postieren, in der alten Zeit war es ein Kreiswächter, denn auch hier wird man sehr überrascht sein, was für Energien angezogen werden, gerade wenn man ein Ritual in der freien Natur, an einem neuen/fremden Ort macht, sodass man auch hier wieder spannende Erkenntnisse erlangen kann. Ferner kann ein divinatorisches Hilfsmittel stets vorhanden sein, wobei es klassisch natürlich das eigene Runenset ist, man kann aber auch einen Spiegel oder eine Glaskugel/Kristallkugel verwenden, um divinatorisch zu arbeiten. Letztlich reicht auch eine Schüssel voll Wasser. Und wo wir schon beim Wasser sind, sind auch die grundsätzlichen Elemente im eigentlichen Ritual vorhanden, sodass man eben Salz für das Element Erde, Wasser für das Element Wasser, Räucherung für das Element Luft und eine brennende Kerze für das Element Feuer verwenden sollte, und, für das Element Äther, etwas Blut. So muss man selbst entscheiden, ob man sein eigenes Blut nimmt, hier müsste dann noch die „rituelle Kanüle / Lanzette“ mit eingepackt werden, denn es ist wirklich eine sehr dumme Idee, sich mit dem Dolch in den Arm oder in die Hand zu schneiden, vor allen Dingen da ein Tropfen Blut mehr als ausreichend ist, oder man benötigt das schon besagte gefriergetrocknete Blutprodukt. Natürlich kann man auch vorher bei Metzger oder im Supermarkt irgendein Fleischprodukt kaufen, welches noch Blut beinhaltet. Dies muss man aber auch wieder selbst bestimmen. Da die Blóts Opferfeste sind, sollte man sich in diesem Kontext auch überlegen, was man opfern will. Speisen und Getränke? Blut und Fleisch/Organe? Edelsteine und Edelmetalle? Kräuter und Pflanzen? Bilder und Skulpturen?
Andere