Pferdesoldaten 2 - Im Krieg gegen Mexiko. Michael Schenk

Pferdesoldaten 2 - Im Krieg gegen Mexiko - Michael Schenk


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Artilleriegespanne befanden sich nun alle auf dem festen Boden Mexikos. Dunhills Kompanie war schon oft in der Begleitung von Wagen aufgebrochen, wenn eine sehr lange Patrouille durchgeführt oder ein Fort mit Nachschub versorgt werden musste. Oft waren es zivile Fahrzeuge gewesen, welche die Armee vorübergehend anmietete. In dieser Kolonne befanden sich ausschließlich Fahrzeuge aus regulärem Armeebestand. Die Wagenkästen waren Blau gestrichen, die Räder Rot und die Aufbauten wurden von weißen Planen überspannt. Einige der Planen waren mit dem Schriftzug U.S. versehen. Lafetten und Protze der Geschütze waren in einem hellen graublau gestrichen. Die massigen Messingrohre glänzten, scheinbar immun gegen Staub und Schmutz, in der Sonne. Die Kolonne wurde von den typischen Geräuschen einer marschierenden Truppe begleitet. Man hörte das Pochen der Hufe und das Schnauben der Pferde, das Rumpeln der Räder, dazwischen gelegentlich das Knallen von Peitschen und die anfeuernden Rufe oder Flüche der Gespannführer und Fahrer. Immer wieder unterhielten sich Reiter miteinander, waren die Befehle der Unteroffiziere zu vernehmen, die darauf achteten, dass die Männer die Formation einhielten.

      Die Landschaft begann sich langsam zu verändern. Der Boden war mit niedrigem Gras bewachsen, das an die große amerikanische Prairie, die Plains, erinnerte. Bäume waren nicht so häufig anzutreffen, wie Kakteen. Von den großen Feigenkakteen schien es regelrechte Wälder zu geben. Aus der flachen Ebene ragten immer wieder kleinere oder größere Hügel auf. Je näher man dem Gebirgszug der Kordilleren kam, desto steiniger und felsiger würde der Boden sein. Auf eine Weise, die ein Vorankommen mit den Wagen nahezu unmöglich machen musste. Doch so weit würde die Kolonne nicht vorstoßen. Den größten Teil ihres Weges würde sie dem Rio Conchos folgen und dabei eine jener Straßen nutzen, die vielleicht schon zu Zeiten der spanischen Conquistadore existiert hatte.

      Am frühen Nachmittag erreichten sie das kleine Dorf Presidio del Norte.

      Von hier aus war vor vielen Jahren der mexikanische Bandit El Perdido nach Texas eingefallen, bis es Matt Dunhill und der B-Kompanie gelungen war, die starke Horde zu vernichten. Dies war die erste mexikanische Siedlung, welche die Männer der Kolonne zu Gesicht bekamen. Jeder mochte seine eigenen Gedanken haben, als sie langsam in den Ort einritten.

      Es gab eine Reihe kleiner weiß gekalkter Häuser, die in ihrer bescheidenen Größe an Hütten erinnerten. Drei größere Gebäude waren von niedrigen Mauern umgeben und gehörten wahrscheinlich wohlhabenderen Bürgern.

      Holmes ließ die Kolonne nur kurz halten, um Mensch und Tier eine kleine Rast zu gönnen und ihnen die Gelegenheit zu geben, ihren Durst zu stillen. Eine Corporalschaft durchsuchte die Häuser, doch sie fand den ersten Eindruck betätigt – Das Dorf war verlassen. Die Bewohner waren vor dem Krieg geflohen und hatten alle ihre bewegliche Habe und die Tiere mitgenommen. Kein Rind und kein Huhn waren zurückgeblieben.

      Thomas Deggar deutete auf eines der größeren Häuser. „Siehst du die aufgebrochenen Fensterläden und Türen? Vor uns hat schon jemand nachgesehen, ob hier nicht doch etwas zu holen ist.“

      Matt Dunhill nickte. „Ich habe gehört, die mexikanische Armee lässt etliche Siedlungen räumen und alles vernichten, was uns auf dem Vormarsch nützlich sein kann.“

      „Ja, die sind nicht dumm. Eine Armee von ein paar Tausend Mann braucht eine Menge Verpflegung. Wenn sie sich nicht aus dem Land versorgen kann, dann werden die Nachschubwege immer länger, je weiter sie vorrückt. Dann braucht man sie nur noch vom Nachschub abzuschneiden und irgendwann muss sie dann kapitulieren.“

      Erneut nickte Dunhill. „Ich bin überrascht, wie fruchtbar das Land ist. Ich dachte immer, Mexiko sei eine trockene Einöde.“

      „In der Nähe der Flüsse und der Seen lässt sich prima Ackerbau betreiben oder Rinder züchten“, meinte Deggar. „Diese Provinz ist recht fruchtbar. Die reichsten Gebiete sind an der Pazifikküste, jenseits der Kordilleren. Andere, wie Sonora, ähneln eher einer Wüste. Es wundert mich, dass die Mexikaner in solchen Landstrichen überleben können.“

      Dunhill lächelte. „Warum wundert dich das? Schließlich überleben ja auch Texaner in Texas.“

      Erneut klang das Signal zum Aufbruch über die Kolonne.

      Wieder waren es die Kompanien A und F, die an der Spitze ritten, aber Holmes schien mit Brenton und Forsythe gesprochen zu haben, denn die Lieutenants achteten jetzt darauf, dem Rest der Kolonne nicht zu weit voraus zu sein.

      Matt Dunhill begann sich um Rivers und Santiago zu sorgen. Die beiden Scouts und die begleitenden Dragoner waren nun schon seit Stunden hinter den Deserteuren her. Eigentlich hätten sie längst zurück sein müssen. Die Pferde der abtrünnigen Soldaten hatten einen erschöpften Eindruck gemacht und konnten einer längeren Verfolgungsjagd nicht standhalten. Die Verfolgergruppe war zudem stark genug, jeden Widerstand der drei Flüchtigen zu brechen. Wo also blieben die Scouts?

      Vor ihnen schob sich ein sanfter Hügel dicht an den Fluss heran. Er war flach genug, so dass sich die Mexikaner nicht die Mühe gemacht hatten, die Straße um ihn herum zu führen.

      Die Kompanien A und F trabten gerade gemächlich die Steigung empor, als auf der Kuppe des Hügels eine Gruppe Reiter erschien. Die Männer trugen dunkelblaue Hosen und grüne Jacken. Der Besatz und der auffällige Brustteil der Jacken waren in Rot gehalten. Auf den Köpfen saßen hohe schwarze Tschakos, die bei den amerikanischen Truppen inzwischen aus der Mode waren. Es war offensichtlich, dass es sich bei den Fremden um mexikanische Kavalleristen handelte.

      Die Mexikaner waren vom Anblick der amerikanischen Marschkolonne sichtlich überrascht und zügelten ihre Pferde.

      Die Begegnung kam für beide Seiten unerwartet und sie reagierten beide gleichermaßen instinktiv.

      Lieutenant Brenton stieß einen triumphierend klingenden Schrei aus. „Mexikaner!“ Er zückte den schweren Dragonersäbel und reckte ihn nach vorne. „Hornist! Angriff!“

      Die Mexikaner rissen ihre Pferde herum und verschwanden von der Hügelkuppe, während die beiden Hornisten der A-Kompanie zur Attacke bliesen, die Dragoner ihre Säbel zogen und dem Feind hastig folgten.

      Siebzig Dragoner galoppierten hinter den knapp zwei Dutzend Mexikanern den Hang hinauf. Die Kolonne der Dragoner begann sich aufzulösen, als die Reiter zunehmend zur Angriffslinie ausschwärmten. Im Augenblick boten sie den Anblick eines massiven, jedoch ungeordneten Pulks.

      Lieutenant Forsyth wurde vom Jagdfieber gepackt. Kaum ertönten die C-Hörner der vordersten Kompanie, ließ er die eigenen erklingen. Die F-Kompanie folgte A, begann dabei rasch zwei ungleichmäßige Linien zu formieren.

      „Verdammt, was geht da vor sich?“ Major Benjamin Holmes befand sich zufällig auf Höhe von Captain Dunhill, der mit seiner B-Kompanie die Wagen und Protzen eskortierte. „Was macht Brenton denn da?“

      Dunhill hatte nur einen kurzen Blick auf die Mexikaner werfen können, da er gerade die Kolonne der Fahrzeuge kontrollierte. Er konzentrierte sich erst nach vorne, als die Trompetensignale hörbar wurden. Nun sah er, ebenso überrascht wie der Major, wie die beiden vorderen Kompanien zum Angriff vorgingen. Auf einen Gegner, der jetzt nicht mehr sichtbar war.

      „Ich weiß es nicht, Sir“, sagte Dunhill wahrheitsgemäß. „A und F gehen zur Attacke vor.“

      „Das sehe ich selber“, giftete Holmes. „Aber gegen wen? Gottverdammt, ich hoffe nur, es ist nicht wieder eine Handvoll Deserteure.“

      Der Fahrer des Gespanns neben ihnen hatte von dem hohen Bock aus einen besseren Überblick gehabt und sah die beiden Offiziere an. „Sind Greaser, Sir. Konnte sie recht gut erkennen. Vielleicht zwei Dutzend von den Kerlen.“

      „Gottverdammt“, fluchte Holmes erneut. „Und dann jagt Brenton mit zwei vollen Kompanien hinter der Patrouille her?“

      „Es kann ebenso die Vorhut einer stärkeren Truppe sein“, gab Dunhill zu bedenken.

      Holmes zuckte zusammen. „Ja, das ist wahr.“ Der Major überlegte und sah sich hastig um. Er schien unsicher zu sein, wie er sich verhalten solle.

      Erneut waren Hörner zu vernehmen, unmittelbar gefolgt von einer unregelmäßigen Salve.

      Dunhill


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