Das Kestel Psychogramm. Jürgen Ruhr
liebte. Plötzlich wurde das Tier in seiner Hand schlaff, aber er wusste, dass es nur ohnmächtig und noch nicht tot war. Seelenruhig und leise vor sich hinlächelnd nahm er sich das andere Auge vor. Dann zog er das Tier an den Hinterbeinen zum Zaun zurück. Mit einer Kraftanstrengung, die er sich eigentlich nicht zugetraut hätte, hievte er den schlaffen Körper über den Zaun und kletterte rasch hinterher.
Jetzt hatte die Mutter sich von ihrem Schreck erholt und rannte auf den Zaun zu. Mit voller Wucht und in ohnmächtiger Sorge um ihr Kind rannte sie gegen das Holz. Doch dafür hatte Tobias keinen Blick mehr. In seinen Ohren klang das ängstliche Blöken wie das schönste Lied, das er seit langem gehört hatte. Langsam zog er seine Beute in den Schutz des Waldes.
Das Lämmchen war immer noch ohnmächtig und hinter einem Busch verborgen, versuchte Tobias ihm mit dem Messer ein Ohr abzuschneiden. Doch die kleine Klinge war nicht scharf genug und er mühte sich umsonst ab. Wütend über seine unnützen Versuche stieß er die Klinge schließlich immer wieder und wieder in den kleinen warmen Körper. Blut spritze, floss ihm über seine Hände und hinterließ auf der grünen Cordhose dunkle Flecken. Tobias war es egal. Das geschah diesem Scheißanzug recht! Tiefe Befriedigung bemächtigte sich seiner und wie in einem wilden Wahn stieß er immer wieder zu. Das weiße Fell war jetzt rot vor Blut und der Anblick berauschte den Jungen noch mehr. Schließlich versuchte er den Bauch des Tieres aufzuschlitzen, doch auch dazu taugte das Messer nicht. Tobias verfluchte seinen Onkel, der ihm solch ein unnützes Werkzeug geschenkt hatte.
Irgendwann wischte sich der Junge die blutigen Hände an Blättern und Gras ab. Die Flecken auf seiner Hose trockneten rasch und erinnerten ihn ein wenig an den Rost, der am Geländer ihrer Kellertreppe zu finden war. Zufrieden und glücklich ließ er das verstümmelte Tier hinter dem Busch zurück und wanderte auf dem Pfad zum Parkplatz zurück. Ein Lied, das ihm seine Mutter früher oft vorgesungen hatte, kam ihm in den Sinn und er summte die Melodie von ‚Eine Muh, eine Mäh‘ fröhlich vor sich hin.
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