Blut zu Blut. Janaina Geismar
damit der schwere Leib sie nicht unter sich begrub. Es brüllte vor Wut und Schmerz und schlug wild und ziellos mit den riesigen Tatzen. Dann knickten seine Vorderläufe ein, Blut spritzte in einer hohen Fontäne aus seiner Wunde. Dann wurde der Säbelzahntiger ruhiger, wälzte sich auf die Seite und starrte Ryu mit seinen gelben Augen an. Diese Augen waren so anders als die der Bestie aus dem Moor, fand Ryu. Gewiss, sie blickten wild und ungezähmt, aber es waren nicht die Augen einer Bestie, sondern die einer Kreatur, in denen sich Gefühle spiegelten, Gefühle, wie auch Ryu sie kannte.
Der Säbelzahntiger öffnete sein Maul und hervor schallten Laute, die kein Fauchen, kein Knurren, kein Maunzen waren. Es waren Worte, die dieses Wesen murmelte. Und in seinen Augen las Ryu die Todesangst, die Schatten über seine Blicke legten.
Nein, dachte Ryu, das Wesen, das sich dort vor ihr wälzte, war kein gewöhnliches Raubtier, es war ein Gestaltenwandler, der im Angesicht des Todes seine wahre Identität preisgab.
Sie wich mehrere Schritte zurück, und ein tiefes Bedauern bemächtigte sich ihrer Seele. Was hatte sie getan? Hatte es keine andere Möglichkeit gegeben als diesem Wesen den Tod zu bringen? Er war ein Jäger und handelte instinktiv, sie gab ihm nicht die Schuld für ihre Wunden. Dies war eine Welt, in der fressen und gefressen werden das Gesetz alles Lebens war. Und sie, Ryu, gehörte auch zu dieser Welt. Und wenn sie die Chance hatte, in einem solchen Kampf zu überleben, dann war Töten der Preis dafür.
Der Säbelzahntiger kam taumelnd wieder auf die Beine, er schüttelte sich, sein Blut spritzte auf die Steine, und als er nach Ryu tatzelte, tat er es mit erlahmenden Kräften. Aber Ryu wusste, er würde die Jagd erst verloren geben, wenn der Tod seine Blicke bräche.
Sie rannte zu Kronos, der sie mit einem freudigen Flügelschlagen empfing und beide machten sich daran, die Felsen hinauf zu klettern, hinter ihnen war ein Knurren zu hören, das in ein Fauchen und dann in ein klägliches Maunzen überging. Das Wesen hinter ihnen wollte etwas mitteilen, doch es konnte sich nicht verständlich machen. Als auch das klägliche Maunzen erstarb, blickte sich Ryu beim Klettern um. Der Säbelzahntiger hatte die Hälfte der Felsbarriere überwunden, doch jetzt verließen ihn die Kräfte. Seine gelben Augen brachen, als der Tod ihn erreichte, er streckte seinen Leib ein letztes Mal, dann kullerte er leblos den steilen Geröllhang hinab.
Kronos ging voran, das letzte Stück war das steilste, Ryu hätte es aus eigener Kraft nicht überwunden, doch Kronos zog sie auf die Krone der Barriere hinauf. Sie hatten es bald geschafft und brauchten auf der anderen Seite nur noch den Abhang hinunter und dann über ein Stück Wiese. Doch als Kronos den ersten Schritt in den Abhang setzte, gab der Boden unter seinen Krallen nach und er riss im Fallen Ryu mit sich in eine bodenlose finstere Tiefe.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.