Alles für die Union. Elisha Hunt Rhodes
Das Stadtbild gefiel mir nicht sonderlich, aber ich war überwältigt von der Größe der öffentlichen Gebäude. Das Kapitol, obgleich unvollendet, ist ein herrliches Bauwerk und jeder Amerikaner sollte stolz auf es sein. Nach der Besichtigung kehrten wir zu unserem Lager zurück.
Donnerstag, 28. Juni 1861 : Die letzten Tage waren wir damit beschäftigt, Camp Clark in Ordnung zu bringen und jetzt werden wir uns der Arbeit und den Drillübungen widmen. Heute hatten wir mit dem Ersten Regiment eine Parade auf dessen Paradeplatz. Es war ein schöner Anblick, zwei große Regimenter in einer Reihe antreten zu sehen. Die Parade endete mit einem Gebet und dem Singen einer Doxologie durch die Männer.
Sonntag, 31. Juni 1861 : Heute haben wir Regen, also wurden die Gottesdienste abgesagt. Wir haben unsere Zeit damit verbracht, Briefe an unsere Freunde zu schreiben und zu lesen. Unsere Sibley-Zelte sind sehr bequem und wir fühlen uns recht heimisch. Für unsere Mahlzeiten marschieren wir hinauf zum Lager des 1. Rhode Island, wo das Essen gekocht wird. Wir haben ausgezeichnetes Essen und es ist überhaupt nicht so, wie ich es erwartet habe. Ich schätze, wenn wir im Felde sind, wird sich unser Essen ändern. Serviettenklöße, Honigkuchen und Milch sowie andere gute Dinge sind täglich verfügbar.
Camp Clark, 4. Juli 1861 : Unser erster Unabhängigkeitstag in der Armee und wir haben eine große Feier veranstaltet. Pfarrer Augustus Woodbury, der Geistliche der 1. Rhode Island Milizabteilung, verlas um 09.00 Uhr die Unabhängigkeitserklärung vor dem 1. und dem 2. Rhode Island Regiment. Der Geistliche Jameson von den 2. Rhode Island Freiwilligen las ein Gebet und Pfarrer Quinn, Hilfsgeistlicher beim 1. Rhode Island, hielt eine schöne Rede. Es folgte Hauptmann Cyrus G. Dyer von Kompanie "A" der 2. Rhode Island Freiwilligen mit einem ausgezeichneten Gedicht.
Um 12.00 Uhr mittags wurde von der leichten Geschützbatterie ein nationaler Salut abgefeuert und wir wurden zu einem feinen Mahl eingeladen. Professor Benoni Sweet, ein Mitglied von Kompanie "H", bot eine Seiltanzvorstellung auf einem straff gespannten Seil. Unser Lager ist den ganzen Tag lang voll mit Leuten. Tatsächlich sind wir es gewohnt, bei unserer Parade viele bedeutende Männer zu sehen. In der vorgestrigen Nacht (2. Juli) waren der ehrenwerte Salmon P. Chase, der Finanzminister, Oberst John C. Fremont, der große Entdecker, der ehrenwerte James F. Smith aus Rhode Island und Andere anwesend.
9. Juli 1861 : Wir hatten heute einen traurigen Unfall. Während einer Drillübung explodierte ein Munitionswagen, der zu unserer Batterie gehörte, tötete zwei Männer und verwundete drei weitere. Dieses traurige Ereignis hat einen Schatten über unser Lager geworfen und es gibt uns einen ersten Eindruck von der schrecklichen Wirkung von Schießpulver. Gouverneur Sprague hat sein Quartier bei unserem Regiment aufgeschlagen.
Camp Clark, 11. Juli 1861 : Heute statteten Präsident Lincoln und Gattin unserem Lager einen Besuch ab und sie wurden von den Truppen großartig empfangen. Am Nachmittag hielten beide Regimenter eine Parade ab, nach der wir zur Besichtigung vor dem Präsidenten vorbeimarschierten. Wir hörten Gerüchte über eine Bewegung der Armee, aber wir wissen nicht viel darüber. Ich bin mit Wachdienst an der Reihe und ich kann nicht gerade behaupten, dass ich es mag, nächtens herumzusitzen. Da ich Korporal bin, muss ich nicht Wache stehen oder Patrouille laufen, aber als Korporal habe ich das Kommando über eine der Ablösungen, die in unserem Lager 16 Männer zählt und ich muss sie aufstellen, wie es verlangt wird und sie zu ihren Patrouillen bringen.
Alle paar Minuten ruft irgendeine Wache den Korporal der Wache zu Posten Nr. 1, 2 oder 16 oder wohin auch immer und dann muss ich meine Waffe schnappen und zu dem Posten rennen, um zu sehen, was los ist. Während wir die Postenlinie entlanglaufen, müssen andere Korporale stehen bleiben und das Passwort geben, was Verzögerungen verursacht. Natürlich ist kein Feind in der Nähe, aber wir müssen unsere Pflicht genauso tun, als wenn die Rebellen in Washington wären. Ich beklage mich nicht darüber, denn ich möchte alle Pflichten eines Soldaten kennenlernen.
16. Juli 1861 : Wir haben den Befehl uns marschbereit zu halten, aber wohin es gehen soll, vermag niemand zu sagen. Es werden Rationen gekocht und wir erwarten, sehr bald loszumarschieren. Es beginnt nach Krieg auszusehen und wir werden wahrscheinlich die Gelegenheit haben, unseren Brüdern aus dem Süden sehr bald einen Besuch auf dem heiligen Boden von Virginia abzustatten. Nun, ich hoffe, wir werden erfolgreich sein und die Rebellen ordentlich dreschen.
Camp Clark, 16. Juli 1861 : Hurra! Wir haben alle unsere Sachen gepackt und sind marschbereit. Unsere Brotbeutel sind gefüllt mit gesalzenem Schweinefleisch und Hartkeksen und unsere Feldflaschen mit Wasser. Heute Morgen ließ mein Hauptmann (Steere) nach mir schicken und sagte: „Korporal 64" (Das ist meine Kompanienummer, und der Hauptmann benutzt sie, um die Männer anzusprechen) „Sie sind dazu eingeteilt, mit einer Wache im Lager zu bleiben, um die Zelte und die Besitztümer der Kompanie zu bewachen, während das Regiment abwesend ist." Ich widersprach seiner Absicht und versicherte ihm schließlich, wenn er mich im Lager zurückließe, würde ich weglaufen und mich bei Einbruch der Dunkelheit dem Regiment auf der Straße anschließen. Er versuchte, mich zu überzeugen, dass ich zu zierlich gebaut sei, um zu marschieren, aber ich bestand darauf, dass ich mitgehen würde, Befehle hin oder her und er sagte mir schließlich, ich solle zu meinem Zelt gehen und meine Sachen packen und er würde einen anderen Korporal einteilen, im Lager zu bleiben. Ich packte alle Sachen von denen ich dachte, sie seien wichtig und ließ alle weiteren angesammelten Schätze in der Kompanietruhe. Unsere großen Filzhüte mit der blauen Kordel und dem Messingadler wurden in den Zelten des Stabsfeldwebels gelassen.
Kurz vor dem Aufbruch des Regiments sagte mir Hauptmann Steere, ich solle mich eiligst mit zwei Soldaten bei Oberst Slocum melden. Wir rannten hinauf zum Hauptquartier und der Oberst zeigte auf einen Zivilisten knapp außerhalb des Lagers und befahl mir, ihn zu verhaften. Der Mann rannte los und wir jagten ihm mindestens anderthalb Kilometer weit auf der New York Avenue in Richtung Stadt hinterher. Er rannte eine Treppe an der Außenseite eines Hauses hinauf und betrat das zweite Stockwerk. Wir folgten ihm, aber nachdem wir das Haus gründlich durchsucht hatten, mussten wir ohne einen Gefangenen zum Lager zurückkehren. Dieser Mann hat anscheinend ein kleines Mädchen angegriffen, welches im Lager Kuchen verkaufte und er ergriff die Flucht, als der Oberst ihn ansprach. Nach meiner Rückkehr nahm ich meinen Platz in der Reihe ein und wir begaben uns hinaus auf die Straße. Hier trafen wir die 2. New Hampshire Freiwilligen und die 71. New York Miliz, die zusammen mit den 1. und 2. Rhode Island Regimentern eine Brigade unter dem Kommando von Oberst Ambrose E. Burnside vom 1. Rhode Island bilden sollen. Ein Offizier der regulären Armee hat sich unserem Regiment angeschlossen. Er kommt aus Rhode Island und ist der Sohn unseres Feldarztes Francis L. Wheaton. Sein Name lautet Frank Wheaton und soweit wir wissen, soll er unser Oberstleutnant werden. Er ist ein gutaussehender Kerl und sieht so aus, als könne er kämpfen.
Wir marschierten durch Washington und Menschenmengen betrachteten uns von den Bürgersteigen und den Häusern aus und schließlich erreichten wir die Long Bridge und setzten nach Virginia über. Dies ist mein erster Besuch des „Old Dominion" und alles hier weckt mein Interesse. Am Kopf der Brücke auf der Virginia-Seite liegt ein großes Fort namens Fort Runyon. Wir sahen mehrere Forts auf den Hügeln und überall Soldaten. Es war fast dunkel, als wir die Brücke überquerten, also war unser Marsch kurz.
Wir lagern an einem kleinen Ort namens Annandale und unser Regiment hat seine Waffen auf einer großen Wiese zusammengestellt. Hier standen zahlreiche Lattenzäune und wir hatten bald mehrere Feuer brennen und kochten Kaffee in unseren Tassen. Das Neue an dieser Szene interessierte mich sehr und ich genoss es, am Abend bei einem Feuer zu sitzen und darüber zu spekulieren, was wohl am Morgen geschehen möge. Da wir keine Zelte bei uns tragen, lagen wir auf unseren auf dem Boden ausgebreiteten Gummidecken und schliefen tief und fest.
17. Juli 1861 : Als ich heute Morgen erwachte, fühlte ich mich ein wenig steif und meine Kleidung war nass vom Tau. Aber die heiße Sonne trocknete bald unsere Decken und nach einem Frühstück aus dem Inhalt unserer Brotbeutel begaben wir uns wieder auf die Straße und setzten unseren Marsch fort. Kompanie "D" unter Hauptmann Steere wurde als Flankenschutz für die Brigade eingeteilt und während die Truppen auf der Straße marschierten, gingen wir durch die Felder zur Rechten der Kolonne. Es war ein großartiger Anblick: die lange Linie der Soldaten mit ihren glänzenden Gewehrläufen