Liebe, gut gekühlt. Linda Große
Allerdings sagt sie, der Termin wäre erst in zwei Monaten.“
„Hat der Psychotherapeut angeordnet, oder?“, fragte Biggi.
Sabrina überlegte einen Moment und entgegnete dann erstaunt: „Weiß ich gar nicht. Sie redet mit mir nicht darüber.“
„Ist ja auch egal. Chris Tante hat gemailt, Psychotherapie reicht in diesem Fall nicht aus. Geräte und Experten sind nötig, um eine Hirnschädigung auszuschließen. Wenn also Röntgen- und Kernspinuntersuchung nichts ergeben, ist das ein gutes Zeichen.“
„Was ist daran gut? Die Amnesie ist doch vorhanden!“
„Ja, es gibt eine seltene Form. Der Mensch flieht aus seinem Leben. Wo habe ich denn die Fachbezeichnung?“
Biggi blätterte die Seiten mehrmals durch, fand aber das Wort nicht, das sie suchte.
„Ist doch jetzt nicht wichtig“, wandte Sabrina ein. „Also eine seltene Form.“
„Ja, bei manchen ist die Erinnerung nach ein paar Tagen wieder da, bei manchen nach Jahren, wenn sie wieder was Schlimmes erleben, bei einigen nie. Das Gedächtnis befindet sich sozusagen hinter einer Mauer.“
Beide Frauen schwiegen jetzt. Biggi lehnte sich in ihrem Sessel zurück und schaute Sabrina erwartungsvoll an, so als wolle sie für ihre Erkenntnisse über Coras Amnesie gelobt werden. Sabrina schüttelte den Kopf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Cora stammte aus einer ganz normalen, netten Familie. Sie kannte Coras Eltern, ihren Bruder, ihr kleines, nettes Leben. Coras ausgeprägtes Selbstverständnis. Irgendwie passte das nicht. Sie war doch immer zufrieden gewesen mit ihrem überschaubaren Leben. Deshalb verstanden sie sich so gut. Als sie den Teilzeitjob in der Praxis bekam, in der Cora schon seit Jahren arbeitete, dort ausgebildet worden war, sozusagen wie Frau Friedrichs zum Inventar gehörte, wurde sie als Neuling sofort von Cora akzeptiert. Die Wellenlänge zwischen ihnen stimmte so unübersehbar, dass sie von den anderen als siamesische Zwillinge bezeichnet wurden.
„Ich muss da erst einmal drüber schlafen. Das passt hinten und vorne nicht.“
„Was passt nicht?“, fragte Biggi sichtlich enttäuscht.
„Dasselbe, was ich schon beim Frühstück gesagt habe, sie ist total verändert. Ich raff das einfach nicht. Lass uns morgen weiter reden. Ich bin hundemüde.“
Als sie im Bett lag, war sie plötzlich hellwach. Ihr Gehirn ratterte ergebnislos, immer wieder dieselben Denkschienen. Cora jetzt und Cora früher, Cora früher und Cora jetzt. Um sich abzulenken begann sie irgendwann damit Schäfchen zu zählen, als die anfingen auszusehen wie Coras rotgetigerte Katze Tiffany, glitt sie langsam in einen unruhigen Schlaf.
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