Naturfaktoren im Sozialleben. Tekla Reimers
vom Fleck rührten. So schnell sie auch liefen, sie schienen nichts zu überholen. "Ich möchte wissen, ob alle mit uns laufen? dachte die arme verwirrte Alice bei sich.“
Im Körper langlebiger Tiere sind Bakterien, Viren und einzellige Parasiten mit Generationszeiten von Stunden sowie millionenfachen Vermehrungsraten sexuell und asexuell zu dramatischen Abänderungen ihrer Erbeigenschaften fähig. Während der Jahre oder Jahrzehnte dauernden Lebenszeit eines großen Wirbeltier-Wirts. Das bedeutet: Sie können sich den Bedingungen in jedem einzelnen Tier präzise anpassen. Unter diesen außergewöhnlichen Selektionsbedingungen einer 'Ko-Evolution' (wechselseitigen Anpassung) zweier Spezies, also Parasit und Wirt, kann ein Verlust des elterlichen Genotyps generell vorteilhaft sein. Solche gemeinsamen Anpassungen mit abhängigen Spezies beschleunigen die natürliche Evolution der betroffenen Tierarten sehr, da sich immer wieder Abänderungen der aufeinander folgenden Generationen als relativ überlebenstüchtiger erweisen gegenüber unveränderten Artgenossen. Gleiches gilt für eine Ko-Evolution von Raubtieren und Beutespezies.
Wenn kurzlebige Parasiten und andere Krankheitserreger sich durch natürliche Selektion in ihren vielen Generationen an einen bestimmten langlebigen Körper während dessen einer Generationszeit angepasst haben, sind genetisch veränderte Nachkommen aus sexueller Fortpflanzung generell begünstigt bei der innerartlichen Konkurrenz. Denn die koevoluierten Bakterien und Parasiten können ihnen weniger schaden als in der gleichen Generation asexuell erzeugten Klonkindern. Diese erben mit dem identischen Genotyp ihrer Eltern eben auch keinerlei neue Immuneigenschaften gegen die perfekt im Elternkörper angepassten Krankheitserreger.
Säugetierspezies, deren Individuen jahrelang leben, müssen sich mit jeder Generation verändern und genotypisch breit variierende Nachkommen erzeugen, um den Erkrankungen durch jeweils koevolutionierende Erreger zu entkommen. Mindestens braucht jede langlebige Generation gegen das Aussterben ihrer Spezies eine genügend große Anzahl von überlebenden Artgenossen. Nach dieser Hypothese wären Seuchen die veränderlichen und katastrophalen Selektionsbedingungen, welche unter höheren Wirbeltieren ausschließlich sexuelle Fortpflanzung begünstigten als eine Art Wettlauf zwischen Wirtsgenerationen und Parasiten. Im Alice-Bild ausgedrückt: Die Königin und das Kind laufen immer schneller, was hier bedeutet sich genetisch zu verändern, um den Krankheitserregern zu entkommen. Aber diese entwickeln sich wenigstens gleich schnell, sodass Alice die Bäume und Gräser sprich Bakterien und parasitische Einzeller ihrer Umgebung, nie zu überholen vermag. Egal wie sehr sie ihren Lauf auch beschleunigt.
In der wirklichen Naturgeschichte der Säugetiere, muss so eine Ko-Evolution angedauert haben, bis asexuelle Vermehrungsformen organisch unmöglich geworden waren. Wahrscheinlich geschah das im Zuge der Evolution von Sexchromosomen, die unter Reptilien entstanden und daher für sämtliche Säugetiere sowie Vögel erblich sind. Die Beschränkung dieser Warmblüter auf sexuelle Fortpflanzung wäre demnach von Natur aus einmal zweckmäßig gewesen und blieb in beiden Abstammungslinien bis heute erhalten. Aufgrund der dabei ererbten Geschlechtschromosomen - entweder doppelt X oder weit gehend erbanlagenfreies Y - erzeugen sämtliche Primatenspezies, inklusive der Gattung Homo, gleich viele weibliche und männliche Kinder. Die Stammesgeschichte des Menschen verwirklichte somit zwei Geschlechter als genetische Kasten, ein - infolge ihrer natrlichen Evolution aus Reptilien und Säugetieren - ererbter Naturfaktor menschlicher Vergesellschaftung.
Dieser wesentliche Geschlechtsunterschied bedeutet vor allem: Vermittelt ber Sexualhormone wachsen Frauen zusätzliche Nährorgane - ein Uterus mit Plazenta und zwei Milchdrüsen, daher die exklusiv weibliche Fähigkeit sämtliche mlichen Kinder der Spezies zu erschaffen. Neue Menschen entstanden während der bisherigen Gattungsgeschichte allein in und auf weiblichen Erwachsenen zwischen ihrem 16. und 50. Lebensjahr. Arbeitskräfte ebenfalls. Jede Frau ist körperlich befähigt Milchnahrung zu bilden, die alle Grundbedrfnisse menschlicher Säuglinge befriedigt - aber kein Mann. Wie hoch Gleichheit auch gehalten werden mag, als gesellschaftliches Ziel bürgerlicher Wertegemeinschaft, so entkommt die Spezies Homo sapiens doch nicht dieser körperlichen Verschiedenheit ihrer Individuen im Bereich artgemäßer Brutpflege und elterlicher Fürsorge mitsamt ihren Liebesbindungen.
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