Das Törtchen-Team in Turbulenzen. Honora Holler

Das Törtchen-Team in Turbulenzen - Honora Holler


Скачать книгу
schrieen beide erfreut. Suki begrüßte ihre beiden Freundinnen stürmisch. Gemeinsam traten sie an den Tisch heran. Ihre Gesichter spiegelten sich in der Oberfläche des Monitors. „Wahnsinn!“, flüsterte Sophie und strich mit ihren Fingern über die Oberfläche. „Tst, tst. Jedes Jahr dasselbe!“ meinte da jemand, mit einem unterdrückten Lachen in der Stimme, von der Tür. „Guten Tag Herr Grün“, begrüßten die drei ihren Direktor mit hochrotem Kopf. Neugierig strömten weitere Schüler durch das Klassenzimmer. Herr Grün nickte und blickte die Schüler an. „Am ersten Tag sind alle überpünktlich und manche von euch waren sogar schon um sieben Uhr da. Und danach kann man froh sein, wenn ihr pünktlich zum Unterricht erscheint“, meinte er mit schüttelte mit gespielter Ironie seinen Kopf. Sophie und Onta schauten betreten zur Seite. „Kommt bitte alle mit“, forderte er die Schülerschar auf. „Meinst du, er hat uns die ganze Zeit beobachtet?“, fragte Onta leise, als sie in die Mittelstufenmensa einbogen. Sophie und Suki zuckten mit den Schultern.

      Die Mensa war größer als ihr alte, Stühle waren aufgebaut und an der Seite, wo normalerweise das Essen ausgegeben wurde, standen die Lehrer. Sophie stupste Onta an. „Sieh mal!“, sagte sie leise und deutete auf die Lehrerschaft. Unter ihnen stand die Frau mit dem burschikosen Kurzhaarschnitt und nickte ihnen freundlich zu. Sophie und Onta waren platt. „Was ist denn?“, fragte Suki neugierig, nachdem ihre Freundinnen leicht rot im Gesicht geworden waren. Doch bevor eine von ihnen antworten konnte, begann Direktor Grün mit seiner Rede: „Ich heiße euch herzlich in der Mittelstufe der Friedrich-Stein-Schule willkommen.“ Beifall brandete auf. Beiläufig quittierte Herr Grün das Geklatsche mit einem Lächeln, bevor er wieder ansetzte: „Ich freue mich, so viele von euch hier wieder begrüßen zu dürfen. Vor euch steht ein wegweisendes Jahr. Es erwartet euch viel Neues und ihr müsst Entscheidungen treffen, die euren späteren Werdegang beeinflussen werden. Manches wird anstrengend sein, anderes wird euch leicht von der Hand gehen. Denn jetzt habt ihr eine Stufe in dieser Schule erreicht, die euch mehr Freiheiten ermöglicht. Nach und nach dürft ihr über eure Fächer selbst entscheiden. Allerdings müsst ihr dafür auch mehr leisten.“ Eine kurze Pause entstand. Füße scharrten auf dem Boden. Herr Grün schaute seine Schüler genau an und dem Törtchen-Team schien es, als würde er bei jedem von ihnen verharren und Abschätzen ob sie es schaffen würden, den Anforderungen gerecht zu werden. Wir werden es schaffen, sagte sich Sophie innerlich und drückte Onta und Suki die Hände. Sukis Hand zitterte ein bisschen und war kalt wie ein Eisklotz, wohingegen Ontas Hand warm und ruhig war. Die Stimme des Direktors unterbrach die allgemeine Unruhe und alle schauten wieder nach vorne. „Wie ihr dem Plan entnehmen konntet, dient die erste Woche der Orientierung, in der ihr die unterschiedlichen Angebote kennenlernt und dann auswählen dürft. Der reguläre Unterricht beginnt am nächsten Montag um acht Uhr. Und nun übergebe ich euch euren Lehrern und wünsche euch ein erfolgreiches Schuljahr.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Herr Grün unter minutenlangem Beifall. Ein großer Mann mit Vollbart trat ans Mikrofon. Er klopfte dagegen, räusperte sich und langsam trat wieder Ruhe ein. „Guten Tag. Mein Name ist Herr Oberreut. Ich bin der kleine Direktor der Mittelstufe", sagte er mit ruhiger Stimme und einem Lächeln. Es wurde wieder mucksmäuschenstill. „Ich möchte euch den Ablauf des heutigen Tages erklären“, sprach er weiter. „Als Erstes stelle ich euch den Lehrkörper vor, dann werdet ihr in Gruppen aufgeteilt und erhaltet eine Führung durch die neuen Räumlichkeiten. Nach der Pause besuchen euch die einzelnen Lehrer in euren Klassenzimmern.“ Er machte eine kurze Pause und räusperte sich. „Zuerst möchte ich mich vorstellen ...“, sprach er weiter. Sophie zückte ihren Block und schrieb zu jedem Lehrer mit, ebenso wie Suki. Nach Herrn Oberreut, der Musik und Literatur unterrichtete, folgten die Lehrer der Kunst- und dann, die der wissenschaftlichen Abteilung. Onta schaute nach vorne und betrachtete jeden Lehrer aufmerksam. Die Frau aus dem Bus wurde ihnen als Frau Linse von der europäischen Weltraumorganisation vorgestellt, sie unterrichtete Physik. Wer hätte das gedacht, ging es Sophie durch den Kopf. Sie blickte zu Onta und beide grinsten sich an. Da hatten sie beide, einer Lehrerin die Schule vorgestellt. Zu komisch aber auch. Nach Frau Linse folgten die Lehrer des Sprachblocks. Zuerst Madame Pinoir, sie unterrichtete Französisch, das neue Sprachpflichtfach. Sophie stöhnte innerlich, sie sah nicht aus als wäre mit ihr gut Kirschen Essen: Dünn, schmallippig und verbissen. Sophie seufzte. Mit Sprache tat sie sich schwer, doch waren sie neben Wissenschaft, Sport und Kunst ein wichtiger Bestandteil ihrer Ausbildung hier. Einzig die Intensität der Pflichtfächer war frei wählbar. Nach Frau Pinoir kam Frau Kanzai, die kannten Sophie, Onta und Suki schon vom letzten Jahr, sie unterrichtete Japanisch. Herr Wang Chinesisch, Frau Kaslow Russisch und Herr Luengo Spanisch. Zuletzt folgten die Sportlehrer: Ein großer rothaariger Mann stellte sich der Reitlehrer Herr McFinn vor, dann kamen die Wageners, Herr Ochji und Herr Bäcker. Sophie sah, wie Lulu hippelig hin und her rutschte und Ines etwas ins Ohr flüsterte. Frau und Herr Wagner waren für den allgemeinen Sport, Triathlon und Fechten zuständig. Herr Ochji unterrichtete diverse Kampfsportarten und Herr Bäcker Tennis. Herr Oberreut trat wieder an Mikrofon: „Und damit wäre wir am Ende. Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit! An den Aushängen hinter euch findet ihr die Gruppenaufteilung. Eure Lehrer werden euch dann dort einsammeln und die Anlage zeigen“, sprach er und entließ die Schülerschar. „Uho“, gähnte Onta herzhaft, als sie sich rekelte und streckte. Auch Sophie musste sich erst mal strecken und recken. Suki hingegen klebte schon an die Aushängen. „Leute“, kam sie zurück. „Wir sind in einer Gruppe mit Lulus Clique, einer Natalia Gromowo und Tobias, Paul und Michel.“ „Auw“, entfuhr es Onta als einzigem Kommentar. Die Jungs waren in Ordnung, doch Lulus Clique - auch die Perfects genannt - waren mit Vorsicht zu genießen. Das konnte ja heiter werden, dachte Sophie und verdrehte die Augen. Mit diesen Mitschülern würden sie die Pflichtfächer verbringen. „Das schaffen wir auch!“, murmelte sie und hakte sich bei Suki und Onta unter.

      Frau Kanzai gesellte sich zu ihnen. „Guten Tag, wie ich sehe, ist meine Gruppe vollständig. Gut, dann gehen wir los“, sagte sie mit sanfter Stimme und nahm ihre Schar auf den Erkundungsgang mit. Wie eine kleine Gänseschar tippelten die Schülerinnen und Schüler hinter der zierlichen Japanerin her. Jeder begeisterte sich für was anderes: die Jungs und Sophie für die naturwissenschaftlichen Räume im Erdgeschoss. Suki und Ines für die Musikräume. Lulu, Beatrice und die neue Mitschülerin für die Reithalle - und Onta? Onta konnte sich für nichts erwärmen, sie hatte Hunger, großen Hunger.

      Zurück in der Mensa ließen sich alle auf die Stühle plumpsen. Erschöpft von den Eindrücken und größtenteils übermüdet. Während Sophie und Suki noch in ihren Stühlen lümmelten, ging Onta zur Essensausgabe und brachte ein Tablett mit Törtchen und heißer Schokolade zurück. „Ich glaube ihr braucht das!“, sagte sie erschöpft und setzte sich wieder hin. „Meine Retterin!", sagte Sophie scherzhaft und schnappte sich ein Törtchen. Die Jungs hatten sich inzwischen auch aufgerafft, ebenso wie Ines. „Sagt mal“, begann Natalia zögerlich mit einem harten deutschen Akzent zu fragen: „Ist das hier immer so?“, und deutete auf die Törtchen und Getränke. „Schön wär´s", nuschelte Onta, während sie das nächste Törtchen verspeiste. „Nein! Zum Bedauern unseres Vielfraßes hier …“, mischte sich Lulu vom Nachbartisch ein und deutete auf Onta, die ihr einen giftigen Blick zuwarf. „ … legt die Schule Wert auf gesunde Sachen und wenig Süßigkeiten", schloss Lulu ihren Monolog und warf den Törtchen einen vernichteten Blick zu, bevor sie geziert in ein Gurkensandwich biss, das Ines ihr gebracht hatte. Natalia nickte stumm und schaute verwundert zwischen Onta und Lulu hin und her. Die Spannung zwischen beiden war nicht zu übersehen. Onta schaute mit Bedauern auf das leere Tablett. Sophie konnte sich ein leises gigglen nicht verkneifen, wohingegen Suki liebenswert fragte: „Willst du noch was, du kleiner Vielfraß?" Onta lachte, bis sie Tränen in den Augen hatte, und prustete ein: „Ja“, hervor. Suki schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich Natalia zu: „Kann ich dir auch was mitbringen?“ „Ich gehe lieber selbst“, erwiderte diese leicht schockiert und stand auf. Sophie sah, wie Lulus Augen schmal wurden, als sie Natalia hinterher schaute. Natalia war schlank, hatte leicht schräg stehende Augen, hohe Wangenknochen und schwarze Haare. Ihre Kleidung sah teuer aus ebenso ihre Ledertasche, die sie mit sich trug. Nun ja, neue Konkurrenz für Prinzessin Lulu, dachte Sophie und zuckte innerlich mit den Schultern. „Was erwartet uns heute noch?", fragte Onta als Suki mit einem weiteren Törtchentablett zurückgekommen war und sich setzte. Bevor Suki antwortete, legte sie sich ein Törtchen auf ihren Teller, schaute Onta tief in Augen und kramte dann


Скачать книгу