Keine Anleitung zum Mord. Anton Theyn
ich mit dem Cousin einen Übergabetermin. Nur mit Mühen verstehe ich sein gebrochenes Englisch und kann nur hoffen, dass ich alles richtig verstanden habe. Er will mich auf einer Autobahnraststätte treffen und dort das Paket übergeben. Über die Gründe für diesen Übergabepunkt kann ich nur spekulieren. Eventuell hängt es damit zusammen, dass der arme Kerl nur in einer armseligen Baracke mit vielen seiner Landsleute wohnen muss. Vielleicht ist die Erklärung auch eine ganz andere. Kann mir egal sein, die Hauptsache ist, ich bekomme meine Lieferung.
Ich bin pünktlich an der vereinbarten Raststätte. Im Restaurant sitzt ein Chinese, auf den die Beschreibung passen könnte. Er begrüßt mich wie einen alten Freund. Überschwänglich, lachend und mit Handschlag. Ein Außenstehender käme nicht auf die Idee, dass dies unser erstes Zusammentreffen ist. Herr Yang muss ihm eine präzise Beschreibung von meiner Person gegeben haben; vielleicht sogar ein Bild, das unbemerkt von mir gemacht wurde. Der Bote sagt mir, er bekäme hundert Euro für das Überbringen. Dafür hätte ich schließlich den Zoll gespart.
Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich so vereinbart war. Entweder erschleicht sich der Cousin 100 Euro oder es stimmt und er würde sich noch über ein Trinkgeld freuen. Ich bin froh, dass geliefert wurde, und will mich großzügig zeigen. Ich gebe ihm drei Fünfziger. Er strahlt, sichtlich zufrieden. Vielleicht kann ich eines Tages einmal seine Hilfe gebrauchen und bleibe so in guter Erinnerung. Ich verabschiede mich und fahre weiter Richtung Süden. Ich hoffe, dass dort die Regeln beim Verkaufen von SIM-Karten nicht so streng gesehen werden. Die gerade benutzte SIM-Karte vernichte ich. Das war eine kurze Lebensdauer. Nur keine Spuren hinterlassen.
Nach weiteren hundert Kilometern suche ich mir eine Übernachtungsmöglichkeit. Von außen sieht das Hotel halbwegs passabel aus. Als ich das Zimmer betrete denke ich mir, komfortabel ist anders, sauber auch. Aber ich bin völlig übermüdet und will nicht länger suchen. Am nächsten Morgen versuche ich erneut, SIM-Karten zu kaufen. Mühsam und möglichst ohne dabei groß auszufallen, kaufe ich immer wieder nur eine oder maximal zwei SIM-Karten. Mehr als drei pro Stunde schaffe ich nicht. Ich bin jetzt den ganzen Tag unterwegs und habe am Ende zwanzig Stück. Das sollte erst einmal genügen. In einem Elektrogroßmarkt kaufe ich noch einmal ein Dutzend Handys.
Ich bekomme ein erstes Gespür für die Arbeit, die mir in Zukunft bevorsteht. Wenn das Besorgen von ein paar SIM-Karten bereits mit einem derartigen Aufwand verbunden ist, will und kann ich mir im Moment noch gar nicht den vollen Umfang eines Auftrags vorstellen. Ich werde viel unterwegs sein, mühsame Kleinarbeit verrichten und immer auf der Hut sein müssen. Jetzt endlich geht es Richtung Deutschland. An diesem Tag fahre ich noch bis Innsbruck. Hier übernachte ich in einem teuren Innenstadthotel. Ich will nur noch bequem und sauber schlafen, um frühmorgens endlich nach Hause fahren zu können.
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