Zoff im StuPa. Planspiel zu Partizipationsmöglichkeiten in der Studentischen Selbstverwaltung. null Arndt-Behne-Schmidt-Schwedt
„Zoff im StuPa“ handelt es sich um ein (simuliertes) politisches Mandat, zum Zweck der politischen Bildung.
Die Studierendenschaft wählt in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl die Organe der Selbstverwaltung. In der Regel sind dies das Studierendenparlament (umgangssprachlich StuPa) als oberstes Beschlussorgan und der hieraus hervorgehende Allgemeine Studierendenauschuss (AStA). Zum Teil ist das StuPa auch verpflichtet einen Haushaltsausschuss zu wählen. Daneben kann es auch Vollversammlungen und Urabstimmungen sowie Fachschaftskonferenzen und unabhängige Referate geben. In Bayern, Sachsen und Sachsen-Anhalt weichen nicht nur die Aufgaben von dieser Darstellung ab, sondern auch die Bezeichnungen selbst.
Der AStA vertritt die Studierendenschaft, führt die Beschlüsse des Studierendenparlaments aus und erledigt die Geschäfte der laufenden Verwaltung der Studierendenschaft. In der Regel durch die Unterschrift von zwei AStA-Mitgliedern werden rechtliche Erklärungen, die die Studierendenschaft zu etwas verpflichten, gültig. Dem AStA-Vorsitz obliegt häufig nicht nur die Leitung des AStAs allgemein, sondern die Kontrolle auf Rechtskonformität von Beschlüssen des AStAs und des StuPas.
2. Hinweise zum Einsatz des Planspiels Zoff im StuPa
2.1 Allgemeine Hinweise zur Nutzung in der studentischen Lehre
Die universitäre Lehre in Deutschland ist in der Regel thematisch ausdifferenziert und inhaltsorientiert. Didaktische Kompetenzen mögen von unterschiedlichen Dozentinnen und Dozenten verschieden bewertet werden, insgesamt ist die Lehre aber sicher nicht als methodenfeindlich zu charakterisieren. Für die Lehre aus der studentischen Selbstverwaltung heraus ist aber eine interaktive, teilnehmerorientierte und motivierende Didaktik ausschlaggebend für ihren Erfolg. Dieses Planspiel ist ein Beitrag hierzu.
Dass Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Lehrveranstaltung und Ausrichter beziehungsweise Lehrende letztlich identisch sind, ist ein besonderes Merkmal der studentischen Lehre. Idealtypisch wird hier die Forderung nach demokratischem im Sinne von gleichberechtigtem Lernen und Lehren umgesetzt. Der Faktor Motivation lässt in der Praxis auch Spaß entstehen. Dies sollte als förderlich begriffen werden, während der notwendige Ernst nicht verloren zu gehen braucht.
Der Referenzrahmen beim Planspiel Zoff im StuPa stellt eine Besonderheit dar, da hier keine abstrakte, zeitlich und geografisch ferne Ebene von Politik simuliert wird, sondern Szenario, Gruppen und Rollen grundsätzlich dem tatsächlichen Ort der studentischen Selbstverwaltung in der Universität entsprechen. Von besonderer Wichtigkeit ist daher das Prinzip des Perspektivwechsels in Rollen- und Planspielen zu beachten. Niemand der an einer Simulation teilnimmt, sollte eine Rolle spielen, die seiner oder ihrer realen Rollen entspricht.
Simulation bedeutet nicht „realitätsfern“, sondern „möglich“. Um Möglichkeiten zu erforschen, auszuprobieren und lehrreiche Fehler zu machen, ist eine Simulation die Methode, in der niemand für seine bzw. ihre Taten im realen Leben verantwortlich gemacht werden kann (im Rahmen sittlichen und rechtlichen Verhaltens versteht sich). Bei Beibehaltung realer Rollen, ist dies nur sehr eingeschränkt möglich und sollte daher durch eine kluge Rollenverteilung ausgeschlossen werden.
Darüber hinaus sollen zwar alle politischen Planspiele zur kritischen Partizipationsförderung beitragen, Zoff im StuPa aber fordert geradezu unmittelbar dazu auf. Es scheint daher sinnvoll, dies im Sinne der Nachhaltigkeit auch so zu kommunizieren.
2.2 Hinweise zum Umgang mit den Materialen
Die Materialien müssen zur Vorbereitung in ausreichender Zahl, der Teilnehmendenzahl entsprechend, kopiert und zusammengestellt werden. Die folgende Kopierliste soll dies erleichtern.
Die Gruppengrößen und die Rollenverteilung sollten so gewählt werden, dass eine allzu einfache AStA-Bildung (Koalition) verhindert wird. So sollten mindestens drei Gruppen für eine Koalitionsbildung nötig sein
Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erhält eine Mappe oder einen Reader, in dem ein Szenario, die Matrix, die Geschäftsordnung, die entsprechende Gruppenbeschreibung und das spezifische Rollenprofil enthalten sind. Die Teilnehmenden sollen sich jeweils einen „passenden“ Namen für das Planspiel zulegen und in ihrer Rolle bleiben, bis die Simulation mit der Evaluation endet. Die Materialien konturieren die jeweilige Rolle, sie fesseln aber nicht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind gefordert in der Auseinandersetzung ihr Rollenprofil weiter zu entwickeln.
Bestimmte Materialien werden den während der Simulation gewählten Personen nach ihrer Wahl ausgehändigt.
3. Planspiel
3.1 Szenario
Während der konstituierenden Sitzung des neu gewählten Studierendenparlaments (StuPa) der Universität soll es heute zur Wahl des Allgemeinen Studierenden Ausschusses (AStA) kommen. Alle Anwesenden sind sich der Bedeutung der Sitzung bewusst!
Der Vertrag mit den Verkehrsbetrieben, der die Beförderung der Studierenden durch Vorlage des Studierendenausweises gewährleistet, läuft bereits in 6 Monaten aus und muss deswegen neu verhandelt werden. Diese Verhandlungen gewähren keinen Aufschub, daher muss ein neu zu wählender AStA diese Verhandlungen mit einem starken Mandat unverzüglich beginnen. Der beteiligte Verkehrsverbund verlangt eine Anhebung der Gebühren entsprechend der in den letzten Jahren aufgelaufenen Preissteigerungen. Im Gegenzug bieten sie an, weiterhin das bestehende Flächennetz des gesamten Verkehrsverbunds bis an die niederländische Grenze für die Studierenden bereit zu stellen. Aus Sicht der Studierenden ist dieses Angebot nur auf den ersten Blick verlockend. Erstens sind zusätzliche Gebühren für viele Studierende schlicht nicht mehr finanzierbar. Zweitens ist für viele Studierende die ganze Fläche des Angebots zwar hin und wieder ganz nett, zumeist wird aber nur der unmittelbar nahe, städtische Bereich genutzt. Darüber hinaus besitzen viele Studierende einen eigenen PKW, da sie neben dem Studium arbeiten müssen, um ihr Studium zu finanzieren. Trotzdem gilt das Studi-Ticket als umweltfreundlich und sozial, da auf diese Weise viele Studierende ohne klimaschädlichen Individualverkehr auskommen und einkommensschwache Studentinnen und Studenten kostengünstig von A nach B kommen. Die Haltung in der Studierendenschaft ist in dieser Frage sehr gespalten, da die PKW-Fahrerinnen und Fahrer, aber auch die Nutzerinnen und Nutzer von Fahrrädern ihren Beitrag als unsozial und gar nicht solidarisch empfinden.
Daneben liegen seit einigen Monaten weitere wichtige Themen auf dem Tisch! Viele Studierende beklagen sich über die Vielzahl an Klausuren, die zusätzlich auch noch zumeist gegen Ende eines jeden Semesters zu schreiben sind. Es gibt inzwischen kleinere Gruppen, die sogar eine Klage vor Gericht erwägen. Erschwerend kommt hinzu, dass Studierende zu Nachschreibeterminen zwangsangemeldet werden. Der neu gewählte AStA wird auch in dieser Frage dem StuPa rasch einen Vorschlag unterbreiten müssen, wie hier die „Rechte der Studierenden“ auf ein ordnungsgemäßes Studium umfassend geschützt werden können. Die auf den ersten Blick eindeutige Interessenlage der Studentenschaft der Universität, ist auf den zweiten Blick allerdings weit weniger eindeutig. Zum einen ist nicht klar, welche Druckmittel AStA und StuPa tatsächlich zur Durchsetzung ihrer Forderungen zur Verfügung haben. Wahrscheinlich ist nur das direkte Gespräch mit den Verantwortlichen der Universitätsleitung zielführend. Diese Position ist aber umstritten, da sie bei vielen als zu weich und erst gar nicht zielführend erachtet wird.
Mit dem Punkt Klausuren und Klausurtermine hängt zum anderen auch die Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen und Seminaren zusammen. Aus Sicht einer ganzen Reihe von Studierendenvertreterinnen und -vertretern, ist diese Pflicht geradezu ein Eingriff in das Recht der Studierenden auf freie Bildung. Viele Studentinnen und Studenten sehen diese Position dagegen als Frechheit und beleidigend, da sie regelmäßig teilnehmen und eine Freistellung von der Teilnahmepflicht als völlig ungerechtfertigte Bevorzugung einzelner Studierender wahrnehmen.
Die besondere Belastung der Studentinnen und Studenten durch dicht getaktete Vorlesungs- und Seminarzeiten und zusätzlich eine große Anzahl zeitlich dichtgedrängter Klausurtermine