Vornehme Geschwister. Catherine St.John

Vornehme Geschwister - Catherine St.John


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Cora!“

      „Sag das nicht so verächtlich, mein Kind. Deine unzweifelhafte Schönheit“ –

      „Ha! Und darauf kommt es doch schließlich an!“

      „- wird durch dein überhebliches Benehmen durchaus beeinträchtigt. Lady Sherville, die gestern neben mir saß, hat auch festgestellt, dass deine Haltung ungebührlich stolz gewirkt hat und deshalb wohl niemand dich zum Tanz bitten wollte.“

      Daher wehte also der Wind…?

      „Wer ist denn schon diese Lady Sherville!“

      „Sie war sehr elegant gekleidet“, erinnerte Cora sich an die Nachbarin ihrer Mutter.

      „Lady Sherville ist die Marchioness of Sherville und eine Frau mit einem sehr sicheren Urteil. Und, mein liebes Kind,“ – aha, das sagte ihre Mutter immer, wenn sie ernsthaft ärgerlich war! – „ich wüsste auch wirklich nicht, dass du so viel getanzt hättest!“

      „Warst du eigentlich den ganzen Abend mit Lady Dalley zusammen?“, wollte Cora wissen, die mit ihrem Törtchen nun endgültig fertig war.

      Diane warf ihr einen giftigen Blick zu, sagte aber nichts, denn die Diener räumten noch den Tisch ab.

      „Gehen wir in den hinteren Salon“, verfügte Ihre Gnaden und erhob sich, um, von ihren Töchtern gefolgt, hinauszurauschen.

      „Warum willst du das wissen?“, fuhr Diane ihre Schwester an, sobald die Salontüren sich hinter ihnen geschlossen hatten.

      „Es ist nur, weil ich dich fast den ganzen Abend nicht gesehen habe, auch nicht beim Tanz!“

      „Als ob du getanzt hättest!“, höhnte Diane prompt.

      Cora winkte ab, das war ihr nun wirklich zu albern – ihre Mutter allerdings verwies ihrer Ältesten diese Bemerkungen. „Sogar Hartford hat mit ihr einen Walzer getanzt!“

      „Hartford? Dieser ältliche Viscount? Nun ja, wenn du damit zufrieden bist…“

      „Du übertreibst“, erwiderte Cora mit mäßigem Interesse, „ich habe doch nur einmal mit ihm getanzt. Er scheint aber recht klug zu sein. Und das kann man ja nicht von jedem Gentleman in einem Ballsaal behaupten.“

      „Aber Cora!“

      Sie warf ihrer Mutter einen wenig zerknirschten Blick zu. „Mama, das können Sie nun wirklich nicht bestreiten!“

      „Wie heißt denn der Mann von dieser Lady Dalley?“, wandte Ihre Gnaden sich sofort an ihre andere Tochter, die nicht so lästig in sie drang.

      „Vermutlich Lord Dalley“, antwortete Diane.

      „Hoffentlich ist es wenigstens ein einigermaßen angesehener, vornehmer alter Titel, sonst ist diese Dame wohl doch kein Umgang für dich!“

      „Lady Dalley ist eigentlich Lady Eloise Dalley!“, trumpfte Diane auf, die ja bei allem Standesdünkel nicht besonders gut in den Feinheiten der englischen Adels- und Höflichkeitstitel Bescheid wusste. Cora hatte dies aus Interesse an diesen Details einmal gründlich studiert und wandte nun ein: „Sie ist doch die Schwester eines Earls, hast du gesagt? Daher trägt sie also den Titel einer Lady…“

      „Eben! Das ist ja wohl wirklich vornehm!“

      „Vorsicht, Schwesterchen“, mahnte Cora nicht ohne Amüsement. „Wenn sie ihren eigenen Titel immer noch trägt, heißt das, dass ihr Ehemann einen geringeren Titel trägt und sie deshalb ihren Rang behalten hat.“

      „Blödsinn!“, blaffte Diane unhöflich.

      „Doch“, urteilte die Herzogin, „da hat Cora vollkommen Recht. Dieser Dalley ist ein Viscount, ein Baron oder gar nur ein Baronet. Reichgeworden, vermutlich. Keine alte Familie. Diane, das dürfte kein Umgang für dich sein!“

      „Dann darf Cora aber auch nicht mit Hartford tanzen!“ Diane triumphierte, immer noch zornrot.

      „Tanzen darf man mit allen – und Hartford ist ein sehr angesehener Mann und ein einflussreicher Politiker. Möglicherweise wird der Regent ihm sogar eine Rangerhöhung zubilligen.“

      Die Herzogin hatte in kaltem Ton gesprochen und Cora staunte, was ihre Mutter alles wusste. „Und jetzt möchte ich von diesem Thema nichts mehr hören!“

      „Schade, dass wir nicht ins Theater gehen können“, bot Cora folgsam ein neues Thema an.

      „Warum denn nicht?“, wollte Diane in dem unzufriedenen Tonfall wissen, den sie mittlerweile bis zur Perfektion gebracht hatte. Cora entwickelte allmählich Mitleid mit dem armen Mann, den Diane eines Tages heiraten würde…

      Ach nein – musste er nicht ziemlich dumm sein? Diane erwartete einen Herzog mit immensem Vermögen und hatte im Gegenzug nur Arroganz, Unzufriedenheit und so gut wie keine Mitgift zu bieten. Ach ja, und einen ebenso arroganten und obendrein stets in Geldnöten befindlichen Schwager brächte sie auch noch mit in die Ehe… Wer dieses Angebot interessant fand, musste doch beschränkt sein!

      Sie konzentrierte sich wieder auf das Gespräch: Ihre Gnaden versuchte gerade, Diane klarzumachen, dass sie nicht ohne männliche Begleitung ins Theater gehen könnten, ohne zumindest Getuschel auszulösen.

      „Dann fragen wir doch die Dalleys!“, schlug Diane weinerlich vor. „Bestimmt haben die eine eigene Loge!“

      „Wäre das nicht etwas aufdringlich?“, überlegte Cora halblaut. „Wir kennen die Dalleys doch gar nicht – nur du! Und auch du kennst nur Lady Dalley.“

      „Ich denke, sie werden sich freuen. So vornehme Gäste hatten sie in ihrer Loge bestimmt noch nie.“

      Ihre Mutter sah zweifelnd drein und Cora verzichtete auf weitere Einwände. Sie wusste wirklich nicht viel vom Treiben der feinen Gesellschaft, aber nach dem, was man ihr auf dem Ball bei Mrs. Ramsworth zugetuschelt hatte, war Dalley unermesslich reich, aber recht plebejischer Herkunft – und Lady Dalleys vornehmer Bruder stand am Rande des Bankrotts. Eine arme Herzogstochter konnte ihm da nicht viel nutzen!

      Wenn Mama sich von Diane überreden ließ, musste sie wohl ihrer Mutter reinen Wein einschenken…

      „Das ist ungehörig, mein liebes Kind. Wir werden lieber auf Bälle gehen.“

      Cora verspürte Erleichterung. „Wann ist denn der nächste?“

      „Nun, nachdem uns bei Mrs. Ramsworth alle Welt bemerkt hat, dürften wir einige Einladungen erhalten haben.“ Ihre Gnaden läutete und ließ sich die Post bringen, einen recht eindrucksvollen Stapel.

      Sie überreichte ihn Cora. „Hier, sortiere sie schnell durch!“

      Cora nickte und ging an die Arbeit. „Horace – Horace – Papa – Sie – Sie – Horace – Papa – Papa.“

      Sie überreichte ihrer Mutter die beiden goldgeränderten Schreiben und legte die Häuflein für Seine Gnaden und Vilmont auf den Kaminsims.

      „Für Horace kommen wahrscheinlich nur Geldforderungen.“

      „Aber Cora!“

      Cora lächelte böse über die Schulter. „Glauben Sie ernsthaft, jemand möchte Vilmont einladen?“

      „Warum denn nicht?“ Diane war empört. „Er ist doch ein Marquess!“

      „Ein Marquess, der wahrscheinlich angetrunken auf dem Ball erscheint und dort sofort im Kartenzimmer verschwindet? Oder die anderen Gäste beleidigt?“

      „Woher willst du das eigentlich wissen? Ich wüsste nicht, dass du seine Vertraute bist!“

      „Vergil weiß doch, was Horace so treibt! Übrigens hat er unglaubliche Schulden, aber das wissen ja zumindest unsere Eltern.“

      „Das ist nicht wahr!“

      „Doch, das stimmt leider“, warf Ihre Gnaden betrübt ein. „Euer Vater hat ihm schon die Zuwendungen gestrichen. Das finde ich allerdings recht – nun ja – hart. Der


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