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dass man nur einem Gegner gegenübersteht. Es ist auch gut möglich, dass man es mit mehreren Angreifern gleichzeitig zu tun hat!
Ursprünglich wurden die meisten Techniken der heutigen Kampfsyteme für kriegerische Auseinandersetzungen entwickelt. Viele Elemente im Kendo oder Iaido sind zum Beispiel traditionellen Schwertübungen der japanischen Samuraikämpfer entliehen. Die Samurai waren Soldaten, und Sie können sich vorstellen, dass deren Kampfsituationen völlig anders waren als die, in die Sie vielleicht einmal geraten könnten, in die Sie aber wahrscheinlich nicht kommen, wenn Sie beherzigen, was Sie in diesem Buch erfahren werden.
Als die höchste Stufe vieler Kampfsysteme wird die Vermeidung eines Kampfes angesehen. Auf welchem Wege man allerdings dorthin gelangt, darüber teilen sich die Meinungen ganz gewaltig. Es gibt vor allem im Internet in verschiedenen Foren endlos viele Diskussionen darüber, welches aller Systeme wohl am realistischsten sei. Weshalb das eine sinnlose Auseinadersetzung ist, werden Sie in den nächsten Kapiteln selbst feststellen.
Wichtig ist, dass das eigentliche Ziel der Selbstverteidigung darin besteht, einen Kampf, also eine körperliche Auseinandersetzung zu vermeiden. Während die Kampfsysteme davon ausgehen, dass man einen Kampf früher oder später führen müsse, geht "SELBSTVERTEIDIGUNG - natürlich und direkt" davon aus, dass eine körperliche Auseinandersetzung nur das allerletzte Mittel ist, das man einsetzen sollte!
All das gilt im Übrigen auch für die heute leider zunehmend beliebten Käfigkämpfe und das Training dafür.
Außer den Kampfsystemen und der Selbstverteidigung gibt es außerdem noch die sogenannte Selbstbehauptung. Damit ist die Fähigkeit gemeint, sich erfolgreich gegen nichtkörperliche Angriffe durchsetzen zu können. Auch zu diesem Thema werden Sie viele hilfreiche Informationen und Tips in "SELBSTVERTEIDIGUNG - natürlich und direkt!" erhalten.
1.1. Warum Sie keinen schwarzen Gürtel brauchen
Vielleicht haben Sie sich schon mal gedacht: „Wenn ich nur einen schwarzen Gürtel hätte!“ Dazu sollten Sie wissen, dass Träger des schwarzen Gürtels jahrelang dafür trainiert haben und viele Entbehrungen in Kauf genommen haben. Der Schwarze Gürtel ist in der Tat eine Auszeichnung für Fähigkeiten, die jemand in einem Kampfsystem erreicht hat. Dieses Können wird von einem Gremium anderer Träger des Schwarzgurtes geprüft, dem sogenannten Dankollegium. Alle Prüfungen finden nicht etwa auf der Straße statt, sondern normalerweise im Trainingsraum, der auf japanisch Dojo genannt wird.
Jigoro Kano (1860 - 1938), der Begründer des Judo, führte gegen Ende des 19. Jahrhunderts das System der Dan- und Kyu-Granduierungen im Kampfsport ein. Die ursprüngliche Idee des schwarzen Gürtels (1.-5. Dan) war es, den Fortgeschrittenen vom Anfänger (1.-6.Kyu) zu unterscheiden.
Das heißt, wer einen schwarzen Gürtel hatte, befand sich nicht mehr auf der Stufe null, sondern auf der Stufe eins, dem ersten Dan, was im Japanischen für „erste Stufe“ steht. Ein Träger des ersten Dans ist aber noch kein Meister seines Kampfsystems! Das ist bei uns eines der größten Missverständnisse über die Bedeutung des schwarzen Gürtels! Denn erst ab dem sechsten Dan gilt man als Meister des Kampfsystems. Ab hier ist die Rede von der sogenannten "geistigen Meisterschaft", in der die intellektuellen Erkenntnisse und Einsichten des entsprechenden Systems verinnerlicht werden.
Da die Techniken von Kampfsystem zu Kampfsystem und von Stil zu Stil sehr unterschiedlich sind, gibt es weder ein einheitliches Gürtelfarbensystem noch irgenwelche vergleichbaren Kriterien für die Vergabe von Dangraduierungen.
Die Erfahrung lehrt aber, dass jemand, der nur in einem Dojo irgendeine System trainiert hat, oft trotz harten Trainings nicht weiß, wie er sich bei einem Angriff auf der Straße sinnvoll verhält; selbst dann nicht, wenn er irgend eine Dangraduierung erreicht hat!
Vor allem aber weiß er meistens nicht, wie man eine körperliche Auseinandersetzung im voraus verhindert. Er wird vielmehr Körpersignale zeigen, die einen Kampf eher provozieren als verhindern.
1.2. Wo die größten Gefahren lauern
Was glauben Sie, wo die größten Gefahren auf Sie lauern? Im Park? In der U-Bahn? Das mag zwar wahr sein, allerdings ist es genauso sinnlos, sich auf bestimmte Orte zu konzentrieren wie bestimmte Selbstverteidigungstechniken für einen Angriff zu planen. In eine gefährliche Situation kann man auch am hellen Tag geraten. Es kann etwas genau dann passieren, wenn Sie es gar nicht erwarten.
Vielleicht kennen Sie den lustigen Film „Der rosarote Panther“ mit Inspektor Cluseau. Er lässt sich besonders gerne von einem seiner angestellten Karatekämpfer überfallen, und das möglichst zu jeder Tageszeit und an jedem denkbaren Ort – als Überraschungseffekt sozusagen. Das können wir kaum so für uns einrichten. Ganz davon abgesehen, dass auch das nur eine Trainingssituation ist, die immer noch entscheidende Unterschiede zu einer realistischen Selbstverteidigungssituation aufweist. Sie wollen ja ihren Trainingspartner nicht wirklich verletzen; in einer wirklich gefährlichen Situation, die Sie vorher nicht verhindern konnten, müssen sie aber genau das erreichen, und zwar egal wie!
1.3. Wie man Bedrohungen frühzeitig aus dem Weg geht
Um zu wissen wie Sie Bedrohungen am besten aus dem Wege gehen können, möchte ich Ihnen zunächst einen Überblick über den Ablauf einer "klassischen" Selbstverteidigungssituation geben. Bitte beachten Sie jedoch, dass einzelne der hier angeführten Abschnitte selbstverständlich sehr schnell vorübergehen oder sogar entfallen können.
Fünf Phasen der Selbstverteidigung
*Hier ist nur dann noch eine Gegenwehr möglich, wenn eine extrem einfache und deshalb sehr schnelle Technik zum Einsatz kommt. Diese Handlung muss jedoch in Fleisch und Blut übergegangen sein und aus dem Bauch heraus erfolgen. Nur dann ist auch in dieser Phase des Angriffes noch eine Gegenwehr möglich.
Es gibt nun sehr unterschiedliche Situationen, in denen sich die oben beschriebenen Phasen ereignen können. Eine der häufigsten Bedrohungen besteht durch die Verwicklung in einen Ritualkampf. Vor einem solchen Ritualkampf suchen sich die Angreifer ihr Opfer gezielt aus!
Wenn Sie selbst nicht das Zeichen geben, dass Sie ein potenzielles Opfer sein könnten, dann ist die Wahrscheinlichkeit geringer, in der Opferfalle zu landen!
In der Natur ist es nicht anders: Der Löwe wird nur die Gazelle oder den Wasserbüffel angreifen, der schwach, klein, alleine oder, oder … ist. Der Aggressor wird sein Opfer also aufgrund einiger Signale identifizieren.
Kennen Sie die Hinweisschilder an Gorilla- oder Affenkäfigen im Zoo?
Vermeiden Sie also jeden Augenkontakt mit Leuten, denen Sie instinktiv nicht vertrauen und wechseln Sie lieber die Straßenseite, oder wenden Sie sich frühzeitig in eine andere Richtung.
Der weiche Blick: Eine weitere Variante anderen nicht in die Augen zu sehen, ist durch sie hindurchzuschauen. Das ist im Prinzip sehr einfach. Sehen Sie dazu in die Ferne, wenn die Ihnen entgegenkommende Person nah ist. Mit dieser Technik – man nennt sie auch den „weichen Blick“ – können sie nicht nur durch jemanden hindurchsehen, sondern auch leichter die restliche Umgebung wahrnehmen.
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