Märchen aus Samüdia. Hannes Königsecker
mit den Lerchen hoch denn sie fliegt nicht zum Ötscher sie schwebt auf dem Gesang der Lerchen zum heiling Brunn und bleibt immer in der Nähe des Brunnens.
Wer glaubt dass das Verweilen der Seelen mit den Heurigen zusammenhängt ist schon ein arger Schelm, aber der Brunnen muss einst sehr wichtig gewesen sein und da Leobersdorf den Totenkult – Lewer (Grabhügel) – im Namen trägt ist dieses Extrawürschtel wahrscheinlich begründet.
Ich kannte einige alte Leobersdorfer für die war der Friedhofs Besuch nur Brauchtum so das einem „De Leit ned ausrichtn“. Wenn sie ihrer Toten gedenken wollten war der heiling Brunn der einzige Platz.
Noch ein seltsames Märchen das den mythischen Zauber von Vögeln beleuchtet und auf den Muschelteich der einst östlich der heiligen Brunnens gewesen sein muss und von der Quelle und wahrscheinlich auch von dem Bach der früher westlich der Autobahn entsprungen ist und wahrscheinlich auch „Leben“ hieß, so wie das Gerinne das in meiner Kindheit durch die Krautgärten rann und um 1900 noch so wasserreich war das man überlegte die Leobersdorfer Wasserleitung damit zu versorgen. Von beiden Bächlein ist heute nix mehr zu sehen und dass sie denselben Namen hatten ist gar nicht so ungewöhnlich. Die Gerinne zwischen Sooß und Baden hießen in der Bevölkerung alle Hürm und die Kottingbrunner und Vöslauer nennen ihre Bäche Hansibach. Ja übrigens ich hab halt „Leben“ aufgeschrieben weil es auch in der Ortschronik so steht (ich glaube verzeichnet sind die beiden Bäche nirgends) aber ausgesprochen wurde das sehr vielfältig: lewn, lefn und leown, wobei ich die letzte Möglichkeit der Aussprache am öftesten gehört hab und es wurde so wie Lee-ofm ausgesprochen. Was darauf hindeuten könnte das der Hügel zwischen Enzesfeld und Hölles wo die beiden Gerinne entsprangen jener Leeberg (Grab oder Aschehügel vom Leichenbrand) sein könnte, der Leobersdorf den Namen gab. Ja und dann noch ein Muschelteich der durch diesen Bach und die Quelle des heilsamen Brunnen gefüllt wurde und wahrscheinlich die Sümpfe (eher eine Teichwiese als ein Sumpf) die 1533 nach der Türkenschlacht erwähnt werden, gespeist hat. Und aus diesem Muschelteich steigt eine Sage auf (und möglicherweise ist in ihm die sagenhafte Stadt vor Leobersdorf versunken).
Der Geistervogel
Lange vor unserer Zeit stieg aus dem Muschelteich beim heilsamen Brunnen ein riesiger Vogel aus dem Wasser empor und kreiste hoch oben am Himmel. Schneeweiß und leuchtend waren seine Federn und auf der Brust hatte er einen großen roten Fleck von dem ein mildes, warmes Licht ausging. Alles was von diesem Licht berührt wurde, wurde friedlich, gütig und manchmal sogar weise.
So wurde auf geraume Zeit das Land wieder ein Stück Paradies wie es unter dem Bärenkönig schon einmal war.
Jeden Abend setzte sich der riesige Vogel auf dem Urtelstein über Baden und sein leuchtend, weißes Gefieder war weithin zu sehen.
Doch es kamen neue Herren ins Land und sie waren immun gegen die herzenswarmen Strahlen des Vogels. Sie versuchten ihn zu jagen, um in ihren Hallen eine mächtige Trophäe mehr zu haben und dem Volk zu zeigen dass sie selbst gottgesandt sind und nicht ein Geistervogel.
Der Vogel lachte über die unzulänglichen Versuche ihn zu erjagen, selbst die nächtlichen Versuche am Urtelstein ließen die Jäger, obwohl sie den Vogel genau sahen in seinem strahlenden Federkleid, immer ins Leere greifen.
Doch der Vogel selbst wurde aber immer nachdenklicher. Nur die armen Leute folgten seinem Glanz von Güte und Milde, die Herrschaft scherte sich einen Dreck darum. So sah der Vogel ein, dass er nichts Gutes tat, stieg hoch zum Himmel auf, warf all seine sichtbaren Federn ab und verschwand im Sturzflug im Muschelteich und ward nie mehr gesehen. Seine zerborstenen Federn aber regneten als kleine weißlich durchschimmernde Steinchen auf die Erde. Wenn man eins findet und gegen die Sonne hält ist jenes milde rötlich-gelbe Licht noch immer da. Es wird dir helfen bei der Herzensbildung aber den Weg zu Güte und Weisheit musst du selber gehen, kein weißer Vogel hilft dir mehr dabei.
Wahrscheinlich weist diese Geschichte auf eine Religionsänderung hin. Obrigkeit christlich – Untertanen altgläubig? Aber das ist nur eine Vermutung und wie immer Ihrer Deutung überlassen. Aber da wird auch noch der Muschelteich erwähnt, der lange schon verschwunden ist und von dem gibt’s eine verworrene Erzählung die sicher etwas mit alten Glauben zu tun hat.
Traumschlaf
Wenn die Abendsonne den Himmel in tiefrotes Licht taucht und die Muscheln im Abflußteich des Heilsamen Brunnens geöffnet sind, dann kann es vorkommen das der ganze Teich in einem milden grünlichen Licht schimmerte. Ausgelöst durch die Reflektion des Muschelperlmutts erschien das Licht grünlich.
Wer dieses Licht tief in seine Seele aufsog Und danach sich in einem Sodenhügel zur Ruhe begab, schlief sich in eine neue Erkenntnis hinüber. Manch einer schlief mehrere Tage und von Einigen wurde berichtet dass der Schlaf über Jahre gedauert hat bzw. hat es Einigen in der Anderswelt so gut gefallen das sie nie wieder ins Diesseits zurück kehrten.
Ich hab lange überlegt ob ich diese Geschichte hier schreiben soll, sie ist ja auch kein Märchen sondern nur eine kurze Erzählung. Aber denken sie einmal an Dornröschen oder Schneewittchen und das Einschlagen in eine Stierhaut wie es aus dem Salzburgischen überliefert ist, dieses Traumschlafen zur Erweiterung des Horizonts war anscheinend in irgendeiner Form auch beim heiligen Brunnen bekannt. Ob es wirklich nur das grüne Licht war oder ob man mit einigen heute verbotenen Substanzen nachgeholfen hat überlasse ich wie immer ihrer Phantasie. Übrigens Sodenhäuser kennt jeder Pfadfinder – ein kugelförmiges Geflecht aus Ästen und Weidenruten gedeckt mit Rasenziegel. Trotzdem die Aura des heiligen Brunnens aufsaugen und sich zu ein paar philosophischen Gedanken inspirieren zu lassen. Wäre doch eine Idee – muss ja kein hundertjähriger Schlaf daraus werden.
Noch eine Geschichte passt in den Reigen von jenem märchenhaften, weichen, milden Licht hinein. Jenes Licht das die Zukunft weist und das eine Heilkraft in sich trägt, stärker als alle Krankheiten – was mag das sein? Göttliche Kraft, kosmische Energie? Jeder Arzt oder Wissenschaftler würde milde lächeln – Autosuggestion heißt das Zauberwort das manchmal sogar stärker als der Tod ist. Ob jetzt selbst oder von außen, unser Geist kann anscheinend eine uns eigene Kraft in alle Regionen unseres Körpers schicken und dort unsere eigenen Heil und Reparaturkräfte so aktivieren das sie manchmal jede Krankheit besiegen können. Das „Feuern“ der Schmiede, das Handauflegen und das „Hineinatmen“ gehören in diesen Kreis.
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