P.E.M. Projekt Evolution Mensch. Jennifer Scheil

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nie hinterm Berg gehalten. Wie war es da weiter verwunderlich, das Samantha der Gedanke gekommen war, sie, Anna, könnte ihre eigene Tochter verstoßen.

      „Sammy, was auch immer gewesen ist, das ist vorbei! Glaub mir, wenn ich dir sage, wie sehr ich mich ohrfeigen könnte dafür, dass ich blind war. Ich kann nicht

      erwarten, dass du mir verzeihst, dass ich deinen Gefühlen nicht vertraute und John als Gefahr ansah! Doch dieses Gefühl habe ich immer noch. In Johns Schatten lauert etwas. Es hat nichts mit ihm direkt zu tun.“ Samantha lächelte ihre Mutter an und strich ihr über das schwarzbraune Haar. „Das Gefühl habe ich auch. Es war übermächtig, als Onkel Mark mit diesem seltsamen Mann in Schwarz hier aufkreuzte. Er bringt die Gefahr. John kann nichts dafür. Ich liebe ihn! Und er liebt mich! Er liebt mich so wie ich bin und war nicht abgestoßen oder angewidert, als ich ihm das Gleiche anvertraute wie soeben dir.“ Ihre Hände legten sich auf ihr Herz. „Er schenkte mir sein Herz und mein Herz geht mit ihm! Diese Kette gibt mir das Gefühl, er ist da und wacht über mich!“

      In diesem Moment entdeckte Anna das Rubinherz und las die Inschrift auf seiner Rückseite. Ihr wurde bewusst, wie viel John für Samantha empfand. „Morgen fahren wir in die Stadt. Wollen doch mal sehen, ob wir ein Besuchsrecht bekommen können!“ Mit strahlenden Augen fiel Samantha ihrer Mutter um den Hals.

      Überschrift 4

      Samantha sprang, kaum dass das Auto angehalten hatte heraus. Ihrer Mutter voran eilte sie die Stufen zum Polizeipräsidium hinauf. Am Wachmann, der ihr verdutzt nachblickte, vorbeirauschend lief sie die Korridore entlang. Das kannte er bei ihr gar nicht. Sonst blieb sie immer stehen und unterhielt sich kurz mit ihm bevor sie nach oben ging. Anna blieb kurz stehen und lächelte ihn an. „Guten Morgen Manfred, wie geht’s dir heute?“

      „Danke gut. Samantha hat es heute ja verdammt eilig! Ist was passiert?“

      „Gestern kam Mark zu uns und hat ihren Liebsten verhaftet. Er ist Opfer eines Irrtums, da sind wir uns ganz sicher! Sammy hofft, mit ihm reden zu können.“

      „Anna, ich glaube, dafür kommt ihr zu spät.“ Erschrocken sah ihm Anna ins Gesicht. „Wie meinst du das?“

      „Nun wenn der, den ihr meint, ein dunkelblonder Hüne mit grauen Augen ist, dann wurde er heute in der Früh abtransportiert!“ Anna sah zur Treppe, die kurz zuvor Samantha hinauf gehastet war. „Oh, Sammy! Es tut mir so leid.“ Dem zerknirscht dreinblickenden Wachmann eine Hand auf die Schulter legend schritt sie auf die Treppe zu. „Danke Manfred!“

      Samantha stieß die Tür zum Büro auf und trat, ohne anzuklopfen, ein. Der junge Kollege ihres Onkels war allein im Büro und sah irritiert zu ihr auf. „Sie können nicht so einfach hier hereinplatzen, Frau Brand! Das geht nun wirklich nicht.“

      „Ist mein Onkel nicht da?“

      „Er kommt heute etwas später!“ Etwas milder fügte er mit einer einladenden Geste hinzu. „Sie können gerne auf ihn warten!“ Sie nickte nervös, setzte sich auf einen Stuhl und schob ihre Hände unter den Po. Sich nähernde Stimmen ließen sie auffahren. Sie erkannte die Stimme ihrer Mutter und den tiefen Bass ihres Onkels. Als dieser plötzlich anschwoll und durch sämtliche Räume dröhnte, erschrak sie. Mit einem unguten Gefühl im Magen stand sie da und starrte zur Tür.

      Wutschnaubend betrat Kommissar Hartmann das Büro und steuerte auf seinen erschrockenen Kollegen zu. „Was in Gottes Namen, haben sie sich dabei gedacht? Verdammt Jens! Waren die zwei Jahre gemeinsamer Dienst nur ein nettes Spiel, bei dem man ruhig ein Nickerchen halten kann, während entscheidende Dinge

      passieren?“ Verstört sah jung Kommissar Grass zum zornesroten Gesicht seines

      Vorgesetzten, auf. „Nein, aber ich verstehe nicht?“ Auflachend hob der Alte die

      Arme. Das Lachen klang hart und mit einem Hauch Unglauben versetzt. „Er versteht nicht! Dann hörn sie mir jetzt aufmerksam zu! John Heart hat heute Morgen das Präsidium verlassen!“ Samantha wollte schon jubilieren, als ihr bei den weiteren Worten das Herz gefror. „Dies tat er in Begleitung von Mr. Smith und vier anderen Männern, deren Identität außerhalb meiner Kenntnisse liegt. Diesen Abtransport habe und hätte ich nicht genehmigt! Haben sie etwas dazu zu sagen?“ Grass fühlte sich unter dem bohrenden Blick von Hartmann sehr unwohl und wandte seinen Blick ab. „Smith kam sehr früh und knallte mir Ausweisungspapiere auf den Tisch. Er verlangte die sofortige Auslieferung. Die Papiere schienen in Ordnung zu sein. Und da er nicht warten konnte, bis sie kamen, habe ich diese Sache erledigt.“

      „Na klasse. Gut gemacht!“ Hartmanns Stimme troff vor Spott. „Da kommt dieser Möchtegernbeamte und braucht nur etwas mit Klopapier vor ihrer Nase herum zu wedeln und sie liefern einen Unschuldigen aus!“

      „Aber die Beweise!“ Grass klang auf einmal sehr kleinlaut.

      „Die sind Betrug!“ Alle Augen richteten sich auf die Tür. Samantha stockte der Atem.

      Den gesamten Türrahmen ausfüllend, stand dort ein Hüne. Im ersten Moment glaubte Samantha, John wäre zurück gekehrt. Doch dieser Mann war breiter und mit Sicherheit auch größer. Sein Gesicht wurde von einem blonden Vollbart umrahmt. Das lange, strohblonde Haar war zu einem Zopf geflochten und in seinem rechten Ohr blinkten zwei silberne Ringe. Er betrat das Büro und schritt auf sie zu. In sein Gesicht blickend versuchte sie sein Alter zu schätzen. Es gelang ihr nicht, da der Bart den größten Teil des Gesichts verbarg und sie ja die Gesichtszüge nicht erkennen konnte. Doch musste er mindestens zehn Jahre älter sein als John.

      Hartmann trat auf ihn zu und schüttelte seine Hand. „Mr. Fontaine, nehme ich an!? Kommissar Hartmann. Was hier vorgefallen ist, kann ich nicht entschuldigen! Ich habe gehofft, dass sich dieser Smith etwas mehr Zeit lässt. Und zu meinem

      Bedauern ist mein Kollege unfähiger als ich dachte!“ Der Blick, der dabei seinen unglücklichen Kollegen traf, stampfte diesen in den Boden.

      Die raue und dunkle Stimme des Hünen füllte den Raum. „John war klar, dass ich nicht mehr rechtzeitig hier eintreffen würde. Diese Hoffnung hegte ich ebenfalls

      nicht, da wir beide wussten, dass sich dieser Smith, wie sie ihn nannten, beeilen würde, John aus dem Weg zu räumen!“ Als er den entsetzten Blick von Samantha auffing, setzte er schnell hinzu. „Er wird es nicht wagen, ihn zu töten, dazu ist die Situation zu brisant. Jedoch wird er dafür sorgen, dass er eine Zeit lang keine Schwierigkeiten macht.“ Er wandte sich Samantha und ihrer Mutter zu. „Mit wem habe ich das Vergnügen?“

      „Entschuldigen sie!“ Hastig trat Hartmann vor. „Dies sind Anna Brand und ihre Tochter Samantha! Das ist Nick Fontaine, der Partner …“

      „Ich weiß. Er ist der Partner und Freund von John!“ Erstaunt wandte sich Fontaine Samantha zu. „Woher kennen sie mich?“

      „John hat mir einen Brief hinterlassen. In ihm erklärte er mir, dass er seine Identität jetzt endlich kenne. Unter anderem erwähnte er dort auch ihren Namen.“ Sichtlich interessiert sah er ihr in die Augen. In ihrer Stimme schwang etwas mit. In ihren Augen, bemerkte er einen Funken und er sah die Traurigkeit, die sie beherrschte. Was für seltsame Augen sie hat. Man bekommt das Gefühl, in ihnen zu versinken. Sie sind unglaublich schön!

      Samantha senkte ihren Blick und verwehrte ihm somit eine weitere Betrachtung. „Er hat ihnen einen Brief geschrieben? Warum hat er es ihnen dann nicht gesagt?“

      „Er hatte es vor. Gestern machte er schon diesbezüglich Andeutungen. Wir waren am Morgen spazieren gegangen. Er wollte gern den Wald sehen und meine Freunde kennen lernen.“ Fontaines Augenbraue ging fragend nach oben, er schwieg jedoch und hörte nur zu. Langsam geleitete er sie zu einem Stuhl und bedeutete ihr sich zu setzten. Er zog sich darauf hin einen weiteren Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Samantha hatte die stumme Frage bemerkt und seufzte innerlich. Sie erzählte es nicht gern, noch dazu vor so vielen Menschen. Doch hatte sie das Gefühl, in Johns Freund ebenfalls einen Freund zu finden. „Die Tiere! Die Tiere des Waldes, zumindest ein Teil von ihnen.


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