Magisches Kompendium - Der Mors Mystica, andere Tode und Initiationen. Frater LYSIR
Abständen auftritt, sollte man immer nur mit der „aktuellen Mors-Mystica-Radix“ arbeiten, damit es nicht zu kompliziert wird. Im Rahmen des Mors Mystica wird man natürlich seinen inneren und selbst erschaffenen Widersachern und Schatten begegnen. Auch hier wird es wieder Prüfungen geben, die sich primär darum drehen werden, dass man seine inneren Schatten erkennen, analysieren, verstehen und auflösen kann, sodass nicht nur das Ego, sondern auch das Selbst eine Läuterung erfährt, wodurch jedes „Schattenfundament“ getilgt werden wird. Eine Tilgung im Mors Mystica kann schnell durch eine Fusion stattfinden, mit einer Verschmelzung, wobei hier nicht von Dingen gesprochen wird, sondern von Energien. Dies kann dazu führen, dass das Ego der Meinung ist, dass die ganze Welt, und der Kosmos dazu, sich gegen einen verschworen haben. Alle halten zusammen und man selbst ist vollkommen alleine, ohne Aussicht auf Hilfe.
Dies ist natürlich Unsinn, doch im Mors Mystica ergibt nicht viel für das Ego Sinn. Daher ist es mehr als hilfreich, wenn man in dieser Phase menschliche Hilfe durch einen Lehrer, einen Tutor, eine Gemeinschaft erhält, die mit der Thematik des Mors Mystica umgehen können, was bedeutet, dass die Menschen, die die helfenden Hände ausstrecken schon einmal einen Mors Mystica erlebt haben sollten. Dies sind viele, ganz gewiss, dennoch ist es nicht immer einfach, diese Menschen zu finden. Da es heutzutage „chic“, „in“ und „angesagt“ ist, dass man alleine arbeitet, da man sich nichts sagen lassen will, ist man auch schnell allein. Natürlich hat man seine Online-Freundschaften, seinen fiktiven Menschen, die man über das Internet kontaktieren kann, doch kennt man diese wirklich? Herrschen da innige Verbindungen und können die Prozesse wirklich nachempfunden werden? Werden wirklich Ratschläge erteilt, die die Überschrift „Aus der Praxis, für die Praxis“ tragen dürfen? In seltenen Fällen ja, in den meisten Fällen jedoch nicht.
Hilfe ist wichtig und Hilfe liegt im Grunde sofort hinter der nächsten „Tür“, doch diese Tür muss man wieder finden – vor allem, da es im Mors Mystica ja viele „Türen“ gibt. Doch egal, welche Tür man nehmen wird, irgendwann wird man den Durchgang zum neuen Leben finden. Meist ist der Raum dieses neuen Lebens nun mal ein „kosmischer Fusionsreaktor“, der das „neue Leben“ hervorbringt. Hierbei muss man bedenken, dass diese energetischen Fusionen nicht von „jetzt auf gleich“ vollzogen werden und dass man auch nicht „von jetzt auf gleich“ seine Göttlichkeit erkennen, begreifen, annehmen und leben kann.
Wenn man es in die profane Welt holen will, ist jeder Mors Mystica eine echte Meisterprüfung. Um zu einer Meisterprüfung jedoch zu gelassen zu werden, muss man eine Lehre absolviert haben und den Status eines Gesellen erlangt haben. Jeder Geselle des Lebens wird aber aufgefordert, irgendwann sein „Meisterstück“ zu beginnen – man kann es als kosmisches Gesetz verstehen. Wer dieses akzeptieren kann und sich auch nicht vor seinem Meisterstück – dem Mors Mystica – scheut, wird nach gelungener Prüfung wahrlich den Titel „Meister“ tragen dürfen. Nun, solange man bedenkt, dass ein Titel noch kein Garant für ein meisterliches Leben ist, ist alles in Ordnung, und natürlich darf man zu Beginn auch stolz auf seine Meisterprüfung sein. Warum auch nicht?! Der Meister ist der Phönix aus der Asche, und dieser erhebt sich über seine Vergangenheit. Zwar hat man keine Meisterurkunde an der Wand, dennoch wird man eine energetische Auszeichnung erhalten – dies ist das neue Leben.
Eine weitere Auszeichnung wird hier der „magische Name“ sein. Dies ist eine alte Tradition in magischen Gemeinschaften, dass man einen neuen Namen bzw. einen wahren Namen erhält, wenn man den mystischen Tod gemeistert hat. Zwar ist der Mors Mystica ein zyklisches Unterfangen, da seine Natur spiralförmig ist und sich immer höher und höher schraubt, doch wird der erste „magische Mors Mystica“, den man durch seine magischen Evolutionssprünge begonnen hat, immer ein besonderer Tod bleiben. Wenn man also jemanden kennt, der bewusst einen magischen Namen führt und sich diesen nicht als Spitznamen oder als „Online-Nick-Name“ ausgesucht hat, kann man ihn nach dem „Warum“ fragen, warum ein magischer Name gewählt wurde. Da der mystische Tod nichts Schlimmes und auch nichts streng Geheimes ist, wird man hier vielleicht eine passende Antwort erhalten, gerade dann, wenn man vielleicht gezielt nach dem mystischen Tod fragt. Interessant ist in diesem Kontext auch immer, wenn Menschen sich darüber amüsieren, dass man einen magischen Namen trägt. Es wird herzlich gelacht und erwähnt, dass man selbst so etwas nicht nötig hat, da man doch schon einen Namen trägt. Nun, das herzliche Lachen wird meist dann aufhören, wenn diese Menschen in ihren eigenen Tod gehen, um selbst einen neuen Namen, ein neues Leben zu erhalten. Schade ist nur, dass man dies zwar klar Kommunizieren kann, es bei diesen Menschen aber meist auf taube Ohren stößt. Na ja, zum Glück werden im kosmischen Feuer der Läuterung auch meist die Ohren gereinigt. Doch bei aller Reinigung gilt dennoch für alle, die sich wirklich mit der eigenen Evolution und mit der Magie auseinandersetzen wollen, dass der Mors Mystica sein muss und dass eine Selbstanalyse und eine Selbsterkenntnis wirklich das A und O sind.
Da es aber immer wieder Menschen gibt, die sich gerne selbst quälen, die Freude empfinden, wenn sie wieder und wieder geprüft werden, da sie so ihr Selbstmitleid puschen können, will ich für diese Menschen erwähnen: Macht bloß keine Selbstanalysen, beginnt niemals mit einer Selbsterkenntnis und knüpft auf keinen Fall Kontakte zu den eigenen höheren Anteilen und externen bzw. autarken Energien, die einem mit Rat und Tat zur Seite stehen. Wenn man dies alles machen würde, würde sich das Brennmaterial im Mors Mystica minimieren, und das würde bedeutet, dass man nicht unendlich in seiner selbst erschaffenen Hölle brennen kann – hach … das wäre aber wirklich ärgerlich.
Für alle anderen Menschen, die es doch nicht so toll finden, sich selbst zu quälen, zu verbrennen und im Leid zu vergehen, sei erwähnt, dass sich der Mors Mystica auf allen Ebenen seinen Platz erkämpfen wird. Dies bedeutet, dass man nicht nur auf magischer bzw. spiritueller Ebene die Energien der Läuterung und der Neuwerdung erfahren wird. Nein, gerade im Bereich des profanen Lebens wird die Energie des Mors Mystica suchen, finden, anzünden und vernichten. Dies kann der Job sein, die Beziehung, die verschiedenen zwischenmenschlichen Freundschaften, und natürlich jeglicher materieller Besitz. Es ist vollkommen egal, ob das Konzept des mystischen Todes nur ein philosophisches und archetypisches Vorhaben ist, die Energien agieren auf allen Ebenen, die einer Veränderung bedürfen, mit uneingeschränkter Macht. Was bedeutet das? Nun, wie schon mehrfach erwähnt, alles, was hinderlich, alt, hemmend und überflüssig ist, wird getilgt und verbrannt werden. Dies ist im Übrigen unabhängig vom Stand des Menschen, denn jeder Mensch trägt im Profanen genug Ballast mit sich herum. Der magische Meister wird genauso seine Päckchen tragen, wie der profane Mensch. Es ist egal, was es ist – wenn man sucht, kann und wird man die Päckchen finden. Egal, ob es der verhasste Job ist, der gefühlskalte Partner, bei dem man bleibt, weil man sich ein Haus gekauft hat oder Kinder und einen Hund besitzt, die schmeichelnden Freunde oder der eigene Hang zum Selbstmitleid, gepaart mit Besitzsucht. Jeder Mensch hat viel Altes zu verlieren. Zugegeben, wenn dies alles brennt, wenn alles in grellen und peinigenden Flammen steht, will man fliehen und jegliche spirituelle Evolution vergessen, ja sogar verfluchen, doch … eine Reklamation beim höheren Selbst ist definitiv nicht möglich. Die Spielregeln der kosmischen Evolution sind so klar und eindeutig, dass die Optionen des Umtausches und der Reklamation zu 100% ausgeschlossen sind – selbst wenn man eine Lebensquittung besitzt.
Doch bei allen Prozessen muss man klar erkennen, dass ein Mors Mystica in manchen Fällen zu einem realen Tod führen kann. Wenn mit aller Macht an den eigenen Mustern festgehalten wird, wenn mit aller Macht der Prozess des Mors Mystica verhindert werden soll, wird der Druck immer weiter steigen. Zum Glück wird dies meist von den eigenen höheren Anteilen so gut wie immer unterbunden, da es immer Schlupflöcher gibt, wo man den Hebel der Evolution ansetzen kann. Doch es gibt Fälle, da sind das Ego und die jeweiligen Schatten des Menschen so mächtig, dass jegliche Forderungen, in Bezug auf die Selbstevolution, abgehalten werden, sodass der Druck – ähnlich einem Schnellkochtopf – steigt und steigt und steigt. Jedes Ventil wird weit im Vorfeld erkannt und vernichtet, sodass zwar Läuterungsprozesse beginnen und auch fortgesetzt werden, dass die Läuterungsenergie aber nicht erkannt wird. Die reinigenden Flammen der Läuterung brennen zwar die Oberflächen nieder, doch in sehr seltenen Fällen dringen sie nicht in die Tiefe, da diese vollkommen verkapselt ist. Dies ist der Anfang der eigenen Hölle und letztlich auch der Anfang vom Ende – vom physischen Ende. Fakt ist, dass die eigenen Anteile, das eigene Selbst und die kosmischen Energien niemals