Schluss mit Lampenfieber. Alexander Arlandt

Schluss mit Lampenfieber - Alexander Arlandt


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in so manchen Lebenslauf von Comedians oder Fernsehmoderatoren schauen. Die sind oft schon früh ihren eigenen Weg gegangen: mit Selbstbewusstsein und Zielgenauigkeit, ohne auf den Rat von Eltern und Lehrern zu hören. Aber das sind die Wenigsten. Sonst wären wir ja auch eine Republik nur von Comedians. Die sind eben rar gesät. Normal ist das nicht. Wenn Sie Lampenfieber haben, befinden Sie sich in bester Gesellschaft mit der Mehrheit der Deutschen, ja sogar mit Managern, Schauspielern, Politikern, Repräsentanten, Wirtschaftsbossen, Schülern und Studenten. Sie müssen keine Angst haben, dass Ihnen etwas fehlt oder Ihr Lampenfieber etwa unnormal ist.

      Und noch eines: Auch diejenigen, die Ihnen cool, selbstsicher und beherrscht vorkommen, kochen manchmal innerlich. Wir wissen doch gar nicht, was in dem vorgeht, der lässig daherkommt. Beobachten Sie mal diese coolen Typen genauer, wie sich deren Kauknochen hin- und herschieben, während Sie mit ihnen reden. Manche von denen zerplatzen förmlich vor innerer Anspannung. Oder wie sich deren Hände zu Fäusten anspannen.

      Ich hatte mal einen Arbeitskollegen, der als „Abteilungsclown“ immer die Truppe aufheiterte. Der war so schlagfertig witzig, dass ihn alle bestaunten – bis ich eines morgens beim Betreten des Büros von einem Kollegen mit der erschreckenden Nachricht empfangen wurde, dass er mit 59 Jahren an einem Herzinfarkt verstorben war. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, seinen Schreibtisch aufzuräumen – und fand jede Menge Valium. Was muss der Mann gelitten haben, uns immer diesen Lampenfieberfreien Clown vorgespielt zu haben? Auch das kann eine Kehrseite von Lampenfieber sein. Wohl dem, der es von Natur aus hat – Glückwunsch.

      Aber seien Sie deshalb nicht verzweifelt, wenn Sie feuchte Hände bekommen oder Ihnen der Mund vor Trockenheit zuklebt, wenn Sie öffentlich auftreten. Sie sind ab jetzt nicht mehr alleine damit! Dieses eBook gibt Ihnen Hilfen an die Hand, wie Sie Lampenfieber wegtrainieren und sich eine gewisse Lässigkeit angewöhnen können.

      Topophobie

      Lampenfieber – wissenschaftlich bekannt unter dem Begriff „Topophobie“ - kennt jeder, und wenn es nur die Schmetterlinge im Bauch sind oder die Aufregung vor dem ersten Kuss, der ersten Begegnung mit der Traumfrau. Jeder ist dem Phänomen Lampenfieber in irgendeiner Form mehr oder weniger heftig schon einmal begegnet. Insbesondere dann, wenn wir im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, versagt uns plötzlich die Stimme oder geraten wir ins Stottern.

      Schon der Schriftsteller Mark Twain sagte: „Das menschliche Gehirn ist eine großartige Sache. Es funktioniert vom Moment der Geburt an – bis zu dem Zeitpunkt, wo Du aufstehst, um eine Rede zu halten.“

      Dabei muss dies noch nicht einmal vor einer großen Gruppe sein - es genügt bei manchen Menschen schon, wenn alle Blicke auf sie gerichtet werden, um völlig aus dem Konzept zu kommen. Viele kennen dieses Phänomen auch als Zuschauer bei Talkshows oder Gewinnspielen wie "Wer wird Millionär" - plötzlich fallen dem Kandidaten die simpelsten Antworten auf eine Frage nicht mehr ein.

      Lampenfieber wörtlich zerlegt bedeutet ja nichts anders als eine Reaktion unseres Körpers (Fieber) auf Lampen – auf einer Bühne, im Blitzlichtgewitter, im Rampenlicht: Wir sind plötzlich Herr des Geschehens, und alle Blicke sind auf uns gerichtet. Alle möglichen Gedanken schießen uns durch den Kopf: Wie denken die Leute über mich? Was bemängeln sie an mir? Sitzt mein Hemd, mein Jackett, mein Kleid richtig? Lacht mich vielleicht jemand aus? Reden die über mich und wenn ja, was? Wie finden die meine Rede, ist das alles am Thema vorbei oder treffe ich den richtigen Ton? Sie verhaspeln sich, sprechen plötzlich viel lauter, hektischer und irgendwie höher als im Normalfall?

      Plötzlich schießt uns alles durch den Kopf anstatt uns nur auf das zu konzentrieren, was wir sagen wollen. Dann bringen wir vielleicht auch noch unsere Spickzettel durcheinander – der letzte Halt ist weg! Wir schaffen es nicht, an den Blicken der Zuschauer einfach vorbei zu sehen und nicht durch irgendetwas im Publikum irritiert zu werden. Es ist völlig egal. Denn wir meinen sowieso zu wissen oder zu glauben, was in den Köpfen anderer jetzt vor sich geht, anstatt einfach nur unser Ding zu machen und abzuspulen, was wir können. Wir haben es ja zuvor hundertmal trainiert und uns überlegt, was wir sagen wollen. Also warum reden wir nicht einfach souverän, setzen unseren Körper mit Aufmerksamkeit erreichenden Bewegungen ein, suchen den Blickkontakt, überzeugen mit offenen Augen, zeigen durch Lächeln Sympathie und Begeisterungsfähigkeit. Es wäre so einfach, aber plötzlich im Rampenlicht versagen alle unsere Fähigkeiten. Wie von Geisterhand manipuliert ist alles weg. Gute Vorsätze schwinden dahin, zerfließen im Moment des Auftritts, und wir stehen vor dem Scherbenhaufen aller guten Vorsätze. Selbst das fällt uns nicht mehr ein, dann auch dazu zu stehen und dem Publikum einfach einzugestehen: „Ich habe Lampenfieber“, was ja nur allzu menschlich wäre. Denn so könnte man auch die Situation retten.

      Rede- und Aufführungsangst

      Es gibt keine eindeutige Definition von Lampenfieber. Lampenfieber nur als Redeangst oder Auftrittsangst zu bezeichnen, wäre zu wenig. Oft verwendet man Lampenfieber und Aufführungsangst synonym nebeneinander. Man grenzt auch beides gegeneinander ab:

       Lampenfieber als positiv leistungssteigerndes Auftrittsgefühl mit schöpferischem und gestaltendem Erleben

       Rede- und Auftrittsangst, die sich negativ auswirkt als passiver Zustand, bei dem sich der Agierende eher als Opfer sieht.

      Manche Menschen werden ja schon nervös, wenn Sie nur irgendwo auf der Bühne, im Rampenlicht, in der Öffentlichkeit stehen. Hier kommen wir dann auch schnell zu den sozialen Phobien, in denen sich jemand schnell vermeintlich von anderen negativ beobachtet und bewertet fühlt.

      Man sieht es Menschen an, die sich unwohl fühlen, nicht wissen, wie und wo sie ihre Hände lassen sollen. Manche stecken sie lässig aus Unsicherheit in die Hosentaschen, verschränken sie oder halten eine Hand wie Napoleon ins Jackett. So macht es übrigens auch Kronprinz Charles aus England. Oder er spielt nervös an seinem Ringfinger. Man muss einfach mal Prominente genauer beobachten. Nicht jeder ist souverän genug und kann sein Lampenfieber geschickt überspielen.

      Wer oft im Rampenlicht steht, findet irgendwann zu seinem eigenen Weg, mit dem Lampenfieber umzugehen. Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl kullerte oft seine Augen in den Himmel hinein und war dann einfach mal weg – von den Blicken von Millionen an den Bildschirmen. Es gibt nur ganz Wenige, die diese Interaktion Publikum/Einzeldarsteller perfekt gelernt haben. Übrigens ist das natürlich auch Teil der Ausbildung von Schauspielern. Insofern müssen Politiker auch immer gleich Schauspieler sein. Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder beherrschte dieses mediale Spiel perfekt – ohne irgendeine Spur von Lampenfieber. Doch so mancher Politiker wirkt zeitlebens trotz aller Bemühungen buchstäblich wie der Ritter von der traurigen Gestalt. Es gibt eigens Crash-Kurse gegen Lampenfieber mit Personal-Trainer, gerade für Politiker und Wirtschaftsmanager (dazu später mehr).

      Was passiert beim Lampenfieber?

      Lampenfieber ist ein weit verbreitetes Phänomen, das Menschen jeder Altersklasse, jeden Geschlechts, jeder Stellung und in jeder Situation treffen kann – natürlich solche, die von Berufs wegen im Rampenlicht stehen, häufiger: Schauspieler, Sänger, Tänzer, Musiker, Politiker, Wirtschaftsbosse, Professoren, Lehrer – aber eben auch so genannte Gelegenheitsdarsteller wie Schüler, Studenten oder Wettkandidaten in Shows.

      Was läuft körperlich bei Lampenfieber ab? Die Steuerzentrale in unserem Gehirn, der Hypothalamus, löst eine Reaktion des Sympathicusnervs aus. Diese hat zur Folge, dass die Nebennierenrinde Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Das kann ebenso positive wie negative Auswirkungen haben, wie wir unten näher erläutern. Jeder Mensch hat unterschiedlich mehr oder weniger Lampenfieber.

      Manche bleiben selbst bei großen Ereignissen auf der Bühne vor tausenden von Menschen noch ruhig und cool. Andere dagegen bekommen schon Lampenfieber, wenn sie im kleinen Familienkreis, der ja vertraut ist, nur probeweise vorsprechen. Es gibt aber durchaus Mittel und Wege, dem Lampenfieber Paroli zu bieten. Ja, man kann lernen, damit umzugehen, und man kann einen


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