Theo Retisch. Martin Cordemann

Theo Retisch - Martin Cordemann


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      Er sah mich fragend an.

      „Den Verkehrspolizisten. Ich werd mich gleich morgen darum kümmern, dass du dahin versetzt wirst.“

      „Also, bei genauerer Betrachtung steht dein Wagen eigentlich ziemlich gut.“

      „Lernfähig“, lobte ich.

      „Was haben wir hier? Die von der Zentrale haben mir nur gesagt, dass ich dich hier treffen soll.“

      „Erinnerst du dich an Dieter Werkel?“

      „Dieter Werkel, Dieter Werkel... Oh nein! Dieser Typ, der diese elend langen Fernsehfilme mit Mario Adorf und Heinz Hoenig macht?“

      „Quatsch, nein. Das ist Dieter Wedel!“

      „Und der ist tot?“

      „Nein. Naja, weiß nicht, möglich. Aber darum geht’s hier nicht. Es geht um Dieter Werkel.“

      Bei Marcsen ging die Lampe der Erkenntnis an.

      „Drogen, Prostituierten und Mord Werkel? Klar. Netter Zeitgenosse. Wie oft haben wir versucht, ihn hinter Gitter zu bringen?“

      „Oft genug. Aber er hatte immer gute Anwälte.“

      „Dieses ‚hatte‘...“

      „...deutet darauf hin, dass die sich nur noch um seinen Nachlass kümmern können, ja.“

      „Wow.“

      Marcsen war echt erstaunt.

      Aber keineswegs betroffen.

      „Da hat es ja mal den richtigen getroffen.“

      „Im wahrsten Sinne des Wortes! Sollte übrigens wie Selbstmord aussehen, wurde aber verpfuscht.“

      „Und wofür brauchst du mich dann? Um zu feiern?“

      „Tja, das kommt später. Vorher befragen wir erstmal seine Nachbarn.“

      Er stöhnte.

      Es gibt nichts schöneres, als Nachbarn zu befragen.

      Die meisten machen einem gar nicht erst auf.

      Die andern knallen einem die Tür vor der Nase zu.

      Wer beides nicht macht, ist oft betrunken.

      Oder hat eine abgesägte Schrotflinte hinter der Tür.

      In jedem Fall bedeutet es Ärger!

      Wir seufzten und machten uns an die Arbeit.

      Erdgeschoß.

      Fehlanzeige.

      Typ in Jogginghosen und Unterhemd.

      „Isch brauch keine Zeitungen.“

      Die Tür knallte zu.

      Wir klingelten wieder.

      Durch die Tür knurrte es: „Wenn ihr Jesockse noch mal klingelt, ruf isch die Polizei.“

      „Wir sind die Polizei!“ versuchte es Marcsen.

      Die Tür ging auf.

      „Watt wolln Sie von mir? Der Wajen jehört net mir! Der is wohl nur jeliehen.“

      „Es geht nicht um den Wagen“, beruhigte ihn Marcsen. Dann sah er mich fragend an. „Geht es doch nicht, oder?“

      „Nein, geht es nicht. Herr Dünnwald, wir haben da ein paar Fragen an Sie. Wegen eines Mieters.“

      „Die alte Jrabitz? Dat is ne Vojelscheuche! Und die tratscht, watt datt Zeusch hält!“

      „Wie sieht das mit Dieter Werkel aus?“

      „Mit wem?“

      „Dieter Werkel, dritter Stock, groß, gepflegt, Anzug.“

      „Ahh der Fatzke. Hab isch nix mit am Hut. Putzt nie den Hausflur. Fieser Typ.“

      „Haben Sie vielleicht heute im Laufe des Abends jemanden hier im Haus gesehen, den Sie hier noch nie gesehen haben?“

      „Isch bin jrad erst nach Hus jekomme.“

      „Spätschicht?“

      Er lachte.

      Eine schwere Fahne wehte uns entgegen.

      „Joh, so könnte man dat nennen!“

      Nette, ältere Dame.

      „Sind Sie von der Polizei? Ich habe Sie angerufen. Ich habe Schüsse gehört. Zwei Stück. Ich dachte mir, das kann nicht richtig sein. Zwei Schüsse. Hier im Haus. Das ist nicht gut.“

      „Frau, äh...“

      „Grabitz. Ich wohne hier im Haus. Ich mochte ihn nicht. Diesen Herrn Werkel. Machte immer einen merkwürdigen Eindruck. Nicht höflich. Wohnt direkt über mir. Hatte manchmal komischen Besuch.“

      „Haben Sie im Laufe des Tages jemanden im Haus gesehen, den Sie vorher noch nie hier gesehen haben? Oder jemanden, den Sie Herrn Werkels ‚komischen‘ Bekanntenkreis zuordnen können?“

      „Ja. Das habe ich.“

      Marcsen und ich sahen uns an. Das klang doch mal wie eine Spur.

      „Jemanden, den Sie kannten?“

      „Nein. Ich hatte ihn noch nie gesehen.“

      „Wie sah er aus?“

      „Groß. Breite Schultern. Lederjacke.“

      Sie schwieg.

      Wir sahen sie fragend an.

      „Besser hab ich ihn nicht gesehen.“

      „Okay“, murmelte ich. „Groß, breite Schultern, Lederjacke.“ Ich sah an mir herunter. „Trifft wohl auf mich zu!“

      Marcsen seufzte.

      „Meine Lederjacke ist leider in der Reinigung.“

      „Okay, du hast ein Alibi. Naja, sowas in der Art. Gut, haben Sie vielleicht sonst noch etwas gesehen?“

      „Nein, das habe ich nicht.“

      „Dieser große, breitschultrige Mann mit der Lederjacke, wann haben Sie ihn bemerkt? Kurz nach den Schüssen?“

      „Nein, vorher. Bevor ich die Schüsse gehört habe. Er ging die Treppe hinauf.“

      „Und als Sie die Schüsse hörten?“

      „Bin ich sofort ans Telefon gestürmt.“

      „Okay, vielen Dank.“

      Wohnung gegenüber.

      Keine Reaktion.

      Rechtsanwalt.

      „Ich muss Ihnen keineswegs die Tür öffnen.“

      „Sie wissen sicher über Ihre Rechte Bescheid?!“

      „Das sollten Sie auch, meine Herren!“

      „Sie waren nicht zufällig sein Anwalt?“

      „Wessen Anwalt?“

      „Dieter Werkel. Wohnt unter Ihnen. Bis eben.“

      „Nein, ich war nicht sein Anwalt.“

      „Haben Sie ihn gekannt?“

      „Habe ich nicht.“

      Schweigen.

      „Können Sie uns irgendetwas über ihn erzählen?“

      „Kann ich nicht.“

      „Können Sie nicht oder wollen Sie nicht, weil Sie glauben, dass Sie es nicht müssen?“

      Schweigen.

      „In welcher


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