Studio Babelsberg. Holger Hühn
* 20.7.1889 in Hildesheim, † 8.5.1966 in Woodland Hills
Erich Pommer war maßgeblich an der Entstehung der deutschen Filmindustrie beteiligt und verhalf als Produzent dem deutschen Film zu Zeiten der Weimarer Republik zu Weltgeltung. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde er jedoch von den Nationalsozialisten aus seinem Beruf gedrängt und Pommer floh ins Ausland. Im Lauf seines Lebens produzierte er rund 200 Filme.
Erich Pommer kam am 20. Juli 1889 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Hildesheim zur Welt. Nach dem Realschulabschluss absolvierte Pommer in Berlin eine kaufmännische Ausbildung. Schon 1907 begann er, in der noch jungen Filmbranche zu arbeiten. In verschiedenen Positionen war er zunächst für den französischen Filmkonzern Gaumont, anschließend für die Gesellschaft Eclair in Berlin und Wien tätig. 1915 gründete er zusammen mit Fritz Holz die Decla-Filmgesellschaft, die deutsche Tochterfirma der Eclair.
Aufstieg zum erfolgreichen Produzenten
Im Ersten Weltkrieg wurde Pommer zum Militärdienst eingezogen und kehrte 1916 nach einer Verwundung nach Berlin zurück. Er bildete nun zunächst Rekruten aus und wurde ein Jahr später in das neu gegründete Bild- und Filmamt (BUFA) berufen, wo er Wochenschauen und Dokumentarfilme bearbeitete. Später arbeitete Pommer dann für das BUFA als Filmzensor in Rumänien. Nach Kriegsende übernahm Pommer wieder die Leitung der Decla. 1919 fusionierte die Decla mit der Meinert-Film-Gesellschaft. Die Filmproduktionen wurden nun immer aufwendiger. 1920 schloss sich die Decla dann mit der Deutschen Bioscop GmbH zusammen und wurde zur Decla Bioscop. Die neue Firma war die zweitgrößte deutsche Filmproduktionsfirma, zu der nun auch das schon gut ausgebaute Studiogelände in Babelsberg gehörte. Pommer gelang es als Produzent, namhafte Talente wie die Regisseure Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau um sich zu scharen.
Dennoch ging die Decla Bioscop Ende 1921 im Konzern der Universum Film AG (UFA) auf. Der Firmenname wurde aber beibehalten und Erich Pommer wurde wenig später in den UFA-Vorstand berufen. Pommer arbeitete nun vornehmlich in Babelsberg und produzierte für die UFA vor allem prestigeträchtige und anspruchsvolle Großprojekte, darunter auch Fritz Langs Werke Die Nibelungen (1924) und Metropolis (1927). Als bei letzterem jedoch die Produktionskosten explodierten und die UFA an den Rand des Ruins geriet, wurde Pommers Vertrag 1926 nicht verlängert. Er ging daraufhin in die USA, wo er zwei Filme für die Paramount produzierte. Schon 1927 wurde er von der UFA jedoch wieder zurück nach Deutschland geholt.
Erzwungene Emigration
Hier in Deutschland brachte Pommer seine in Hollywood erworbenen Erfahrungen gewinnbringend ein. Er engagierte sich auch für die Einführung des Tonfilms in Deutschland, die schließlich 1929 in Babelsberg gelang. Er produziert nun unter anderem den Filmklassiker Der blaue Engel (1930) mit Marlene Dietrich, als deren Entdecker Pommer gilt. Pommer war auch dafür verantwortlich, dass deutsche Tonfilme gleich in mehreren Sprachfassungen gedreht wurden und so auch im Ausland erfolgreich vermarktet werden konnten. Er war auf dem Höhepunkt seines Schaffens, als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Da Pommer jüdisch war, wurde er trotz aller Erfolge schon im Frühjahr 1933 von der UFA entlassen, erhielt keine Arbeitserlaubnis mehr und verließ noch im gleichen Jahr Deutschland.
Pommer war daraufhin zunächst in Frankreich, dann in Großbritannien und schließlich ab 1939 in den USA als Produzent tätig. 1941 erlitt Pommer jedoch einen Herzinfarkt, woraufhin sein Vertrag bei RKO nicht verlängert wurde und er in finanzielle Not geriet. Zwischenzeitlich musste er sogar in einer Porzellanfabrik seinen Unterhalt verdienen. 1944 wurde Pommer amerikanischer Staatsbürger, zwei Jahre später kehrte er dann als oberster Filmoffizier des amerikanischen Militärs nach Deutschland zurück. Diese Rolle brachte ihn immer wieder in moralische Zwickmühlen, weshalb er 1949 den Dienst quittierte. In den nächsten Jahren arbeitete Pommer wieder als Produzent in Deutschland. Er konnte unter anderem einen Deutschen Filmpreis und den Golden Globe gewinnen. 1956 ging er jedoch erneut in die USA und gründete zusammen mit seinem Sohn eine Produktionsfirma. Bis zu seinem Tod 1966 gelang es ihm jedoch nicht mehr, Projekte zu verwirklichen.
Metropolis
1927
Heute gilt Metropolis von Regisseur Fritz Lang als einer der Filmklassiker schlechthin und wurde sogar von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Bei seiner Uraufführung fand er hingegen nur wenig Anklang bei Kritik und Publikum und brachte die UFA an den Rand des Ruins.
In Metropolis, einer Großstadt der Zukunft, herrscht eine Zweiklassengesellschaft: Im Untergrund liegt die Stadt der Arbeiter, die die für die Stadt lebenswichtigen Maschinen bedienen müssen. Über der Erde leben in einer luxuriösen Wolkenkratzerstadt die Söhne der reichen Stadtväter. Finanzieller und politischer Herrscher von Metropolis ist Joh Fredersen (Alfred Abel). Sein Sohn Freder (Gustav Fröhlich) verliebt sich in die Arbeiterführerin Maria (Brigitte Helm), die eines Tages in der Oberstadt auftaucht. Auf der Suche nach ihr geht er in die Unterstadt und wird Zeuge eines schrecklichen Unfalls an einer der Maschinen. Entsetzt über die Arbeitsbedingungen in der Unterstadt sucht Freder seinen Vater auf, doch dieser weist seinen Sohn zurück und lässt ihn von nun an von einem seiner Handlanger beschatten. Unterdessen arbeitet der Erfinder Rotwang (Rudolf Klein-Rogge) an der Herstellung einer „Mensch-Maschine“ – eines Roboters, der von einem echten Menschen nicht zu unterscheiden ist. Joh Fredersen verlangt von Rotwang, dem Roboter das Aussehen Marias zu geben, um so Zwietracht unter den Arbeitern zu säen. Doch Rotwand schmiedet eigene Pläne, um Rache an Fredersen zu nehmen, an den er vor vielen Jahren seine Jugendliebe Hel, die Mutter Freders, verlor.
„Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein.“ Sinnspruch des Films
Aufwendigster deutscher Stummfilm
Metropolis war von Anfang an ein Mammutprojekt: Nachdem Regisseur Fritz Lang mit seinem zweiteiligen Monumentalfilm Die Nibelungen (1924) große Erfolge feiern konnte, war man bei der UFA bereit, ihm für seinen nächsten Film gewaltige Mittel einzuräumen. Für den Film kamen rund 25.000 männliche und 11.000 weibliche Komparsen zum Einsatz. Zudem noch 750 Kleindarsteller und 750 Kinder. Insgesamt beliefen sich die Produktionskosten auf geschätzte 5–6 Mio. Reichsmark, was für damalige Verhältnisse eine ungeheuerlich hohe Summe war. Fritz Lang galt als Perfektionist und ließ Szenen oft dutzende Male wiederholen, wenn sie nicht seinen Vorstellungen entsprachen. So drehte er Material mit einer Gesamtlänge von etwa 380 Stunden – der fertige Film war allerdings nur knapp zweieinhalb Stunden lang. Die Dreharbeiten begannen im Mai 1925 und dauerten eineinhalb Jahre.
Für die gewaltigen Kulissen, die für den Film benötigt wurden, wurde auf dem Filmgelände in Babelsberg extra ein neues Großatelier erbaut: die Große Halle, die später in Marlene-Dietrich-Halle umbenannt wurde. Das Atelier war mit rund 124 m Länge, 56 m Breite und 14 m Höhe damals das größte in Europa.
Vernichtende Kritiken
Am 10. Januar 1927 feierte Metropolis seine Kinopremiere. Der Film war schon lange sehnsüchtig erwartet worden und man stellte hohe Erwartungen an ihn. Bei den meisten Filmkritikern fiel Metropolis jedoch gnadenlos durch. Zwar bescheinigte man ihm eine große technische Leistung, doch die Handlung und das versöhnliche Ende des Films wurden fast einstimmig kritisiert. Auch beim Publikum fand der Film nur wenig Anklang: In den ersten vier Monaten wollten ihn nur rund 15.000 Menschen sehen.
Die UFA reagierte auf den Misserfolg, indem sie den Film radikal umschnitt und auf unter zwei Stunden kürzte. Auch für den amerikanischen Markt wurde eine kürzere Schnittfassung angefertigt, die unter anderem die Motivation des Wissenschaftlers – Sehnsucht nach seiner Jugendliebe – für die Erschaffung der „Mensch-Maschine“ nicht zeigte. Trotz aller Bearbeitungen blieb der Film aber ein finanzieller Flop für die