Hollywood Boulevard. Martin Holland
So spielen zum Beispiel in einer Szene die ehemaligen Stummfilmstars Anna Q. Nilsson, H. B. Warner und Buster Keaton mit Norma Desmond Bridge. In einer anderen Szene besucht Norma den Filmregisseur Cecil B. DeMille am Set des Films Samson und Delilah, den dieser damals tatsächlich gerade drehte. In einer der letzten Szenen ist Hedda Hopper zu sehen, die damals eine der bekanntesten Klatschreporterinnen in Hollywood war.
Nachdreh und Rezeption
Boulevard der Dämmerung hatte ursprünglich eine andere Anfangsszene als die heute bekannte. Sie spielte in einem Leichenschauhaus, in das gerade die Leiche von Joe Gillis geschoben wird. Dort werden alle Leichen wieder lebendig und Gillis erzählt, wie es zu seinem Mord kam. Bei zwei Testvorführungen brach das Publikum bei dieser Szene jedoch in schallendes Gelächter aus, was nicht beabsichtigt war. Deshalb wurde eine neue Anfangsszene gedreht, die Gillis’ Leiche im Swimmingpool zeigt. Sie wurde mit Hilfe eines Spiegels am Boden des Pools gedreht. Heute gehört die Szene zu den bekanntesten aus dem Film.
Boulevard der Dämmerung erhielt insgesamt gute Kritiken und wurde auch zu einem beachtlichen Publikumserfolg. Aufregung löste der Film jedoch in Hollywood aus. MGM-Gründer Louis B. Mayer beschimpfte Wilder nach der Premiere des Films als Verräter und Netzbeschmutzer. Auch andere Hollywoodgrößen reagierten mit Empörung. Trotzdem wurde der Film für elf Oscars nominiert und konnte immerhin drei gewinnen. Vom American Film Institute wurde er bereits zwei Mal in die Liste der besten 100 amerikanischen Filme gewählt. Zudem gehörte er zu den ersten 25 Filmen, die in das National Film Registry, ein Verzeichnis besonders erhaltenswerter amerikanischer Filme, aufgenommen wurden. Anfang der 90er-Jahre wurde der Filmstoff von Andrew Lloyd Webber, Don Black und Christopher Hampton in ein Musical umgearbeitet, das in London und am New Yorker Broadway große Erfolge feierte.
Schattenseiten Hollywoods
Eine der zentralen Figuren von Boulevard der Dämmerung ist die alternde Schauspielerin Norma Desmond. Sie wird als äußerst narzisstisch und egozentrisch dargestellt. So ist ihr ganzes Haus voll mit Bildern von ihr und ihre Lieblingsbeschäftigung ist das wiederholte Ansehen ihrer alten Publikumserfolge. Doch an ihr zeigt sich auch die Grausamkeit Hollywoods: Wurde sie einst auf Händen getragen, will nun kein Filmschaffender mehr etwas mit ihr zu tun haben und gilt sie mit ihren 50 Jahren als uralt. Statt diesen Tatsachen ins Auge zu blicken, flüchtet sich Norma Desmond jedoch in Tagträume und verdrängt die Realität. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Butler, der sie in ihren Phantasien bestätigt.
Der Film ist auch ein bissiger Kommentar auf den Schönheitswahn Hollywoods. Zeigt er doch ausführlich diverse schmerzhafte Prozeduren, denen sich Norma Desmond unterwirft, um wieder ein faltenfreies Gesicht zu haben. Auch Betty Schaefer wurde in gewisser Weise schon Opfer des Schönheitswahns: Sie erzählt in einer Szene, dass sie Schauspielerin werden wollte und sich die Nase operieren ließ, weil sie den Produzenten nicht gefiel. Dennoch klappte es nicht mit der Karriere vor der Kamera, weil ihnen anschließend Betty insgesamt nicht gefiel.
Infos zum Film
Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Charles Brackett, Billy Wilder, D. M. Marshman jr.
Darsteller: Gloria Swanson (Norma Desmond), William Holden (Joe Gillis), Erich von Stroheim (Max von Mayerling), Nancy Olson (Betty Schaefer)
Gloria Swanson
* 27. März 1899 in Chicago, Illinois, † 4. April 1983 in New York, New York
Gloria Swansons eigene Karriere hatte viel Ähnlichkeit mit der Karriere von Norma Desmond. Schon als Teenager arbeitete Swanson als Statistin beim Film, 1916 zog sie nach Kalifornien und erhielt 1919 einen Vertrag bei Paramount Pictures. In den folgenden Jahren spielte sie die Hauptrolle in zahllosen Stummfilmen, oftmals unter der Regie von Cecil B. DeMille. Sie wurde zu einem der größten Stars der Stummfilmzeit und war auch eine Modeikone. Ende der 20er-Jahre gelang ihr zwar der Übergang zum Tonfilm, doch nach einem Erfolg folgten in den 30er-Jahren viele Flops. Anders als Norma Desmond erkannte Swanson nun jedoch, dass sie den Zenit ihrer Filmkarriere überschritten hatte und widmete sich nun anderen Dingen. Sie zog nach New York, arbeitete für Radio und Fernsehen und spielte Theater. Boulevard der Dämmerung war für sie ein grandioses Comeback, dennoch spielte sie danach nur noch in wenigen Filmen mit, da ihr die meisten ihr angebotenen Rollen nur als Abklatsch der Norma Desmond erschienen.
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