Etwas ist immer. Ben Worthmann

Etwas ist immer - Ben Worthmann


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      Ben Worthmann

      Etwas ist immer

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

       Kapitel 24

       Kapitel 25

       Kapitel 26

       Kapitel 27

       Kapitel 28

       Kapitel 29

       Kapitel 30

       Kapitel 31

       Mehr über den Autor

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      In dem Jahr, in dem mein Großvater starb, starben auch seine Schwester und der vorletzte seiner Brüder, und der Bau unseres Hauses kam so weit voran, dass man sehen konnte, dass es ein Haus werden sollte. Man könnte auch sagen, es wurde viel geschippt und geschaufelt – einerseits, um Aufbewahrungsstätten für Tote, andererseits, um eine Wohnstatt für Lebende anzulegen.

      Während die einen in hölzerne Kisten verfrachtet und in jene Erde, von der man sie verabschiedete, eingegraben wurden, sahen die andere aus eben dieser Erde ein steinernes Gebäude entwachsen, das ihnen Hort und Heimat werden sollte. Im Zeitalter der Hypertechnisierung mutet es mitunter seltsam an, welch hergebrachte, um nicht zu sagen altertümliche Methoden der vermeintlich zivilisierte Mensch immer noch anwendet, wenn es darum geht, Unterkünfte für seinesgleichen zu schaffen. Abgesehen von ein paar Details hat sich daran im Lauf der Jahrhunderte nur wenig geändert.

      Der Mensch hat offenkundig das Bedürfnis, sich in Hohlräume zurückzuziehen. Er kann es nicht verwinden, dass er aus dem Mutterleib ausquartiert worden ist. Daher macht er sich am Leib der Mutter Erde zu schaffen und übersät ihn mit Millionen von mehr oder minder geräumigen Gruben, nur um sie anschließend wieder mit etwas zu füllen, von dem er meint, dass es unter die Erde gehört. In die eine Art von Löchern legt er jene Artgenossen, die alles Irdische hinter sich gelassen haben, in die anderen Erdlöcher setzt er steinerne Behausungen für diejenigen, die noch ein Leben voller Verheißungen vor sich zu haben glauben, was sich oft genug als Irrtum erweist.

      Das moderne Wohnhaus ist im Grunde das Nachfolgemodell sowohl der prähistorischen als auch der ägyptischen Pyramide, es ist ein künstlicher Uterus-Ersatz, eine Gruft für die Lebenden und zugleich das Luftschloss eines melancholischen Triumphs, mit welchem sich die Illusionen des Lebens ein eigenes Denkmal zu setzen versuchen. Denn genau genommen handelt es sich doch nur um eine Art oberirdische Zwischenlagerstätte, von der aus es dann eines Tages gleichfalls in die unterirdische Richtung gehen wird, dorthin, wo das Individuum den Zustand seiner äußersten Unbehelligtheit erlangt – strikte Einzelunterbringung in Furnier, kein Telefon, nicht mal ein Fenster, und obendrauf zwei Meter Mutterboden, als Dämmstoff, wirkungsvoller als jede Schallisolierung. Dort unten ist man absolut sicher und ungestört.

      Wer den Entschluss fasst zu bauen, hat allerdings zunächst anderes im Kopf, als sich mit den spezifischen Eigenarten der Ewigkeit auseinanderzusetzen, auch wenn er sich einbildet, etwas sehr Definitives zu tun, zumindest hierzulande. Die Deutschen bauen ihre Wohnhäuser ja bekanntlich so, wie einst die mittelalterlichen Bischöfe ihre Dome: Als seien sie dazu bestimmt, bis ans Ende aller Tage zu stehen. Mit den ethischen Fragen der Beendigung des menschlichen Erdenlebens indes beschäftigt sich der normale Bauherr höchstens insofern, als er über kurz oder lang Mordgedanken gegen den Architekten und gewisse Handwerker hegen wird.

      Hätte ich alle diesbezüglichen Anwandlungen im Verlauf jenes Lebensabschnitts, den wir später kurz die „Bauphase“ nannten, wirklich in die Tat umgesetzt, so wäre ich zweifellos als einer der produktivsten Serienkiller in die Geschichte des deutschen Kapitaldelikts eingegangen und wäre meiner Freiheit verlustig gegangen. Nun ja, sagen wir lieber, meiner relativen Freiheit, denn ich bin verheiratet und im Angestelltenverhältnis beschäftigt.

      Wie dem auch sei, es liegt mir gar nicht so besonders, den Dingen allzu viel Bedeutung beizumessen und ständig wie mit einem weltphilosophisch geeichten Geigerzähler herumzulaufen. Ich habe zwar einen


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