EPUB3 und KF8 verstehen. Andreas Kämmerle

EPUB3 und KF8 verstehen - Andreas Kämmerle


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weitreichenden digitalen Ökosystems erkannt und mit der geschlossenen Kindle-Architektur für eine feste Bindung der eigenen Kunden im Bereich E-Books gesorgt. Mit eigener Lese-Hardware (dem Kindle-Reader), die direkt auf das Angebot von Amazon zugreifen kann und somit für eine extrem geringe Hemmschwelle beim Kauf sorgt, wird das Konzept konsequent abgerundet.

      Veröffentlichung von EPUB 3 und KF 8

      Im Oktober 2011 wurde die finale Version der Spezifikation zum neuen EPUB-Standard in der Version 3 von der EPUB-Arbeitsgruppe des IDPF verabschiedet. Zeitgleich kündigte der Online-Händler Amazon Ende Oktober 2011 die Veröffentlichung des neuen E-Book-Formats Kindle Format 8 für seine Kindle-Plattform an, welches das aktuelle Mobipocket-Format ersetzen wird.

      EPUB 3 ist eine weitreichende Überarbeitung des EPUB-Standards, die wesentliche Verbesserungen für komplexe, angereicherte und interaktive E-Books liefert. Die entscheidenden Neuerungen lassen sich in die Bereiche Layout, Multimedia-Fähigkeit, Sprachunterstützung sowie verbesserte Zugänglichkeit zusammenfassen. Dabei setzt das IDPF verstärkt auf den Ansatz, bestehende Technologiestandards in EPUB 3 zusammenzuführen.

      Mit der Ankündigung des neuen Formats KF 8 seitens Amazon als Antwort auf EPUB 3 bleiben die Erwartungen, die Kindle-Reader würden zukünftig das EPUB-Format unterstützen, bis auf Weiteres unerfüllt. Die Frage, weshalb Amazon nach wie vor auf ein eigenes, proprietäres Format setzt, lässt sich durch die Erhaltung des Wettbewerbsvorteils des Anbieters auf dem bestehenden E-Book-Markt erklären – auch weiterhin können mit den Kindle-Geräten ausschließlich E-Books im Mobipocket- bzw. KF 8-Format, die über das eigene Online-Portal erworben werden, gelesen werden.

      Die beiden neuen Formate EPUB 3 und KF 8 basieren im Wesentlichen auf denselben Kerntechnologien HTML 5 und CSS. Die Unterstützung dieser aktuellen Webstandards macht das hohe Innovationspotential des E-Book-Marktes deutlich. Die Formate bieten mit der Unterstützung multimedialer und interaktiver Elemente erstmals Möglichkeiten, die über die Darstellung von gedruckten Inhalten auf unterschiedlichen Displays hinausgehen. Langfristig werden Fortschritte und Innovationen im Bereich der Webanwendungen für E-Books nutzbar.

      Bedeutung für die Verlagsbranche

      Mittelfristig wird die Veröffentlichung der neuen E-Book-Formate deutliche Auswirkungen auf den Markt haben. Bis zu einer vollständigen Implementierung durch eine überwiegende Anzahl von Lesegeräten werden noch einige Monate vergehen – eine zeitnahe Umsetzung der weiterentwickelten Standards durch zentrale Leseanwendungen ist jedoch absehbar.

      In jedem Fall müssen sich die Verlage damit auseinandersetzen, die neuen technologischen Entwicklungen konzeptionell zu nutzen, um die Digitalisierung aktiv voranzutreiben und sich am Markt zu platzieren. Verlage, die über die klassischen Printformate hinaus als professionelle Informationsanbieter wahrgenommen werden wollen, müssen sich bereits jetzt mit der Planung und Umsetzung neuer Features auseinandersetzen. Nur so kann es gelingen, zum richtigen Zeitpunkt mit neuen Produktformen an den Märkten präsent sein zu können, sobald sich diese etabliert haben.

      Für einen Verlag, der erst mit dem Aufbau eines E-Book-Programmes beginnt, wäre es daher naheliegend, gleich die zukunftsträchtigen Formate EPUB 3 und KF 8 einzusetzen oder zumindest konzeptionell zu berücksichtigen – auch für Titel, die keine multimedialen Erweiterungen erfahren sollen.

      Die überarbeitete EPUB-Spezifikation bietet im Vergleich zum neuen Kindle-Format eine umfangreichere Implementierung von Features, die die digitalen Möglichkeiten voll ausnutzen. In der derzeitigen Umstellungsphase kommen die Verlage jedoch nicht an einer Doppelstrategie für den Einsatz beider Versionen sowohl des EPUB- als auch des Kindle-Formats (EPUB 2/EPUB 3 und Mobipocket/KF 8) vorbei.

      Aktuell stehen die Verlage im Spannungsfeld zwischen der Entwicklung neuer Produktformen und der einfachen Zweitverwertung in neuen Medienformen. Also der sinnvollen Nutzung aller digitalen Möglichkeiten und der Umsetzung der Strukturen und Bestandteile des klassischen gedruckten Buches.

      Das beginnt für viele Verlage zunächst mit der systematischen Digitalisierung der Inhalte, um überhaupt den E-Book-Markt bedienen zu können und führt damit zwangsläufig zur Betrachtung der Strukturen vorhandener oder neuer Printpublikationen, die in diesem Zusammenhang als wichtige Grundlagenarbeit von besonderem Interesse für die E-Book-Produktion sind.

      Zum Aufbau dieses Buches

      Dieses Buch setzt sich mit den neuen E-Book-Formaten EPUB 3 und KF 8 unter der Berücksichtigung der genannten Anforderungen der Verlagsbranche auseinander. Dabei werden in einer grundlegenden Vorbetrachtung zunächst die beiden E-Book-Formate in ihrem Umfang analysiert und Umsetzungsbeispiele gegeben.

      Es folgt ein Vergleich der Standards, der die Übertragung von Buchstrukturen in das digitale Format untersucht. Hierauf aufbauend wird eine Referenzübersicht entwickelt, die einen praxisnahen Überblick über die Unterstützung verlagsrelevanter Anforderungen durch die neue Generation der E-Book-Standards gibt.

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      2 EPUB 3

      Grundsätzlich basiert das EPUB-Format auf den Internettechnologien HTML und CSS. Dabei ist die Auszeichnungssprache HTML die Technologie für die Strukturierung der Inhaltsdaten, während die Formatierungssprache CSS für die Darstellung der HTML-Daten verantwortlich ist. Der EPUB-Standard beinhaltet jedoch weit mehr als eine Sammlung von Definitionen für Struktur und Layout von Inhaltsdaten. Neben dieser wichtigsten Festlegung sind im EPUB-Standard auch alle anderen Aspekte, wie ein EPUB aufgebaut ist, verbindlich geregelt.

      Bei dem EPUB-Format handelt es sich um einen speziellen ZIP-Container, der eine feste Struktur von Dateien beinhaltet. Die Dateiendung des Formats lautet .epub. Das Umbenennen dieser Dateiextension in .zip ermöglicht das Extrahieren des Inhalts mit einer ZIP-Anwendung.

      Abb. 2.1 Typischer Aufbau eines EPUB 3-Containers

      Die Art und Anzahl der Dateien, speziell innerhalb des OPS-Ordners, der die eigentlichen Inhaltsdateien enthält, variiert je nach Inhalt und Umfang des EPUBs. Die grundsätzlichen Bestandteile und die Verzeichnisstruktur des Formats sind jedoch festgelegt.

      Der EPUB 3-Standard umfasst vier Substandards, die jeweils für unterschiedliche Aufgabenbereiche stehen. Jeder dieser XML-Standards ist von der Organisation IDPF in einem eigenen Spezifikationsdokument definiert. Am 11. Oktober 2011 erreichten die EPUB 3-Spezifikationen nach eineinhalb Jahren Arbeit der EPUB Working Group ihren finalen Stand als „Recommended Specification“. Sie sind unter http://idpf.org/epub/30 abrufbar. Die einzelnen Dokumente gliedern sich wie folgt:

       „Publications 3.0“ beschreibt die Metadaten und Dateistruktur innerhalb des EPUB-Containers

       „Content Documents 3.0“ definiert die Inhalte einer EPUB-Publikation

       „Media Overlays 3.0“ beschreibt die Struktur für die Synchronisierung von Text und Audio

       „Open Container Format 3.0“ definiert das Dateiformat und den ZIP-Prozess

      2.1 Publications 3.0

      Die „Publications 3.0“-Spezifikation definiert ein zentrales XML-Format zur Speicherung von Metadaten und Angaben über die Struktur der elektronischen Publikation. Sie finden ihren Niederschlag in einer verpflichtenden XML-Datei mit der Endung .opf. OPF steht für „Open Packaging Format“ und ist ein begriffliches Relikt aus der vorherigen EPUB-Version 2.

      Die Metadaten enthalten Informationen über die Inhalte des E-Books, wie zum Beispiel Titel, Autor und Erscheinungsjahr, die sich von Ausgabemedien oder durch Suchanfragen auswerten lassen und somit einen Mehrwert bei der Distribution bieten können.

      Die in der Spezifikation


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