Vampire essen keine Pasta. Elke Bulenda

Vampire essen keine Pasta - Elke Bulenda


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habt ihr nicht verstanden?Könnt ihr mir mal verraten, was das da ist, und was es da macht?«

      Vorsichtig lugten die beiden Übeltäter hinter Malfurions Rücken hervor.

      »Eine Mumie, mit einer Knoope?«, fragte Agnir.

      Hingegen war Ructus da schon ein bisschen präziser mit seiner Feststellung: »Eine auferstandene Mumie? - und es heißt nicht Knoope, sondern Kanope! Ich würde sagen, er setzt sich seine, bei der Mumifizierung entnommenen Organe wieder in die Bauch- und Brusthöhle ein«, sagte er weise. »Ragnor, habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich es mag, wenn du kursiv sprichst?«, lenkte er vom Thema ab.

      »Nun werde mal nicht frech, sonst setze ich dich an der nächsten Autobahnraststätte aus! Ach, diese Dinger heißen Kanopen? Ich dachte, das wäre etwas zum drauf setzen.«

      »Nein, das sind Kanapees«, ergänzte Ructus.

      »Wirklich? Egal!...Äh... Richtig, eine auferstandene Mumie, du bist verdammt nahe an der Sache dran. Und wer von euch beiden Komikern ist dafür verantwortlich, dass sie da herumläuft und sich den Bauch vollstopft?«

      »Das ist ein Er!«, plapperte Agnir vorlaut.

      »Und mir ist das jetzt so etwas von wurscht, mein Freund! Wer von euch beiden ist dafür verantwortlich?«

      Die beiden standen sich gegenüber und jeder zeigte mit dem Finger auf den anderen: »Er war´s!«

      »Ha! Das sagt bei Weitem alles! Was habt ihr mit der Mumie angestellt?«, wurde ich langsam ungeduldig. Ich vermutete, es gäbe bald Probleme, denn wir konnten sicherlich die Mumie nicht mehr dazu überreden, wieder im Glaskasten Platz zu nehmen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen.

      Agnir gestand als Erster: »Ich bat Ructus, den Glasdeckel aufzuschließen, weil ich dem Mumerich etwas zu trinken geben wollte, denn er sprach zu mir und hatte fürchterlichen Durst! Also gab ich dem Mumin ein paar Tropfen meines Blutes.«

      »Auch wenn es ein Er ist, ist es trotzdem eine Mumie, und kein Mumerich. Wieso sprach er zu dir?«

      »Keine Ahnung! Nur in meinem Kopf«, zuckte mein Sohn mit den Achseln.

      »Nun zu dir Ructus! Du hättest den Deckel nicht aufschließen dürfen. Das weißt du ganz genau, denn du bist alt genug! Was hast du gemacht, nachdem Agnir der Mumie von seinem Blut gab?«

      »Äh, ich erzählte Agnir von den Ägyptischen Totenbüchern. Vielleicht habe ich die ein oder auch die andere Passage daraus zitiert?...«

      »Vielleicht?«, fragte ich entrüstet. »Leidest du jetzt schon an Gedächtnisschwund, oder was?«, fragte ich den Teufel, der ganz große Augen bekam. Auch Agnirs Augen gingen beinahe über, als mich die Mumie von hinten antippte. Wütend drehte ich mich zu ihr um: »Hör mal, du Suppentrulli! Siehst du nicht, dass ich gerade ein wichtiges Erziehungsgespräch mit meinen beiden Pappenheimern führe? Zieh eine Nummer, stell dich hinten an und warte gefälligst, bis du dran bist, klar?«

      Allerdings ließ der Mumien-Mann sich nicht so schnell ins Bockshorn jagen, sondern begehrte auf. Offensichtlich hatte ich ihn mit meiner barschen Verhaltensweise tief beleidigt.

      »Was du dir erlauben?«, fragte er mit staubtrockener Reibeisenstimme. »Du nicht wissen wer ich bin, ja? Ich dir sagen wer ich bin! Ich bin ein Gottkönig! Ich bin der Sohn des Horus. Mein Thronname lautet: Djser-cheru-Re-setep-en-Re! Heilig sind die Erscheinungen des Re, auserwählt von Re! Mein Goldname lautet: Heru-maat-secheper-taui! Der über die Maat zufrieden ist, der die beiden Länder neu entstehen lässt! Mein Nebtimname lautet: Wer-biaut-em-Ipetsut! Groß an Wundertaten in Ipetsut, Karnak. Mein Horusname ist: Ka-nacht-seped-cheru! Starker Stier, mit wirksamen Plänen! ... Und du es wagen, so mit mir zu reden?!«, stemmte er empört die dünnen Ärmchen in die Hüften.

      »Ist ja alles wirklich äußerst beeindruckend, aber hast du auch einen Geburtsnamen?«, fragte ich, um ihn ein wenig aus dem Konzept zu bringen und gleichzeitig zu demonstrieren, dass ich durchaus in der Lage war, zuhören zu können.

      »Natürlich!«, nickte das dürre Männlein. »Ich bin der berühmte Gottkönig Haremhab merien Amun!« Er überlegte, als er meinen fragenden Gesichtsausdruck sah, wie er es in meine Sprache übersetzen konnte, denn ich musste zugeben, mein Ägyptisch war wirklich lausig, bzw. nicht vorhanden...

      »Hor em heb meri en Amum. Das bedeutet: Horus im Fest, geliebt von Amun. Haremhab«, nickte er, als müsste dieser Name mir irgendetwas sagen. »Kennst du etwa nicht den großen Gottkönig Haremhab?«

      Leider musste ich passen, dieser Gottkönig war mir völlig unbekannt. »Nein, nicht wirklich. Vielleicht habe ich diesen Namen schon mal gehört, aber wenn du ein Pharao warst, dann bestimmt keiner von den berühmten. Jeder kennt Thutmosis, Amenophis III., Tutanchamun, Echnaton, oder Ramses den Großen, aber Haremhab? Hm, lass mich mal überlegen. Ach ja, natürlich! Jeder Mann kann dir einen Satz mit deinem Namen bilden!«, machte ich ihm ein wenig Mut, weil ich sah, wie seine welken Gesichtszüge einen traurigen Ausdruck annahmen.

      »Wirklich?«, fragte der Pharao mit Stolz geschwellter Brust.

      »Wenn ich es dir doch sage? Warte mal... Ja, genau: Ich gehe nie wieder in den Puff, weil ich jetzt einen eigenen Harem hab!«, schlug ich mir lachend auf die Schenkel. »Harry? Du bist Harry vom Nil? Oh, kennst du diesen Abzählreim? Harry Piel sitzt am Nil, wäscht sein´ Stiel mit Persil. Nebendran sitzt Mia Mai und schüttelt ihm das linke Ei; und du bist frei.«

      »Nein!«, entrüstete sich die Mumie. »Mein Name ist nicht Harry, sondern Haremhab!«

      »Okay, ich habe es jetzt gepeilt, aber würdest du mir einen Gefallen tun und keinen Ärger mehr machen, sondern dich wieder hübsch in deinen Glaskasten legen und still sein?«

      »Nein, ich nicht daran denken!«, entgegnete Mister Dörrfleisch trotzig. »Ich schon viel zu lange herumliegen und warten! Mir wurde versprochen Bier, Brot, viele Diener und ewiges Leben. Stattdessen nur alles todlangweilig, mit schlimmen Hunger und ebensolchen Durst. So ich habe mir ewiges Leben nicht vorgestellt!«, beschwerte er sich bitterlich. »Du! Du mir zeigen jetzt sofort, wo ich bekomme viel Wasser!«, zeigte er mit seinem schrumpligen Finger auf mich.

      Leicht irritiert sah ich zu meinem Schöpfer herüber. »Weißt du, wo der Kerl etwas zu trinken herbekommt? Oder muss ich ihm jetzt den Finger brechen?«

      Auch Malfurion wirkte erstaunt. »Auf den ersten Schlag fällt mir nur die Besuchertoilette ein. Na gut, ich bringe ihn hin. Wollen Eure königliche Hoheit mir bitte folgen? Hier entlang«, deutete Malfurion in Richtung der stillen Örtlichkeit.

      Mich mit einem verachtenswerten Blick strafend, marschierte das Hutzelmännchen erhobenen Hauptes an uns vorbei und folgte meinem Schöpfer. Ich hörte noch, wie er fragte: »Was für eine Gottheit bist du?«, und ihn dabei kritisch musterte.

      Malfurion nahm es gelassen. Er wusste, dass die alten Ägypter über zweitausend verschiedene Götter besaßen. All die verstorbenen Gottkönige nicht einmal mit einberechnet.

      »Oh, ich bin Malfurion, der Gott, der dafür sorgt, dass die kleinen Kinder nachts im Bett bleiben«, schmunzelte er.

      … Kein Wunder, wenn die Kinder nachts im Bett blieben! Wenn ich so eine Visage erblicken würde, zöge ich mir die Bettdecke über den Kopf und würde nie wieder das Bett verlassen!...

      »Hm, bei den beiden Kleinen dort hat es wohl nicht gefruchtet!«, stellte die Mumie fest. »Der kleine Gott mit dem goldenen Haar und der Rote mit den Hörnern, sieh nur, sie laufen immer noch hier herum. Weißt du was? Ich ernenne dich zu meinem Fächerträger!«

      Während mein Schöpfer tief geehrt mit der Mumie der heißbegehrten Wasserquelle entgegenstrebte, sah ich die beiden Übeltäter genervt an. »Ich wusste genau, wenn ich mal wieder in ein Museum gehe, kommt dabei nicht Gescheites heraus. Was machen wir jetzt mit dem Verdorrten? Der kann wohl kaum hier bleiben? Was meint ihr, was passiert, wenn er dem Nachtwächter über den Weg läuft, oder am frühen Morgen die ersten Besucher erschreckt?«

      Agnir und Ructus guckten sich an, nickten und sprachen unisono: »Können wir ihn


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