Amor ist auf den Hund gekommen. Christa Mollay

Amor ist auf den Hund gekommen - Christa Mollay


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angerufen hatte, warum nicht auch ihn?

      Dann hätte er sich einen Weg erspart.

      Manches musste ein Mysterium bleiben.

      Also machte er sich wieder auf den Weg nach Hause, packte alle Sachen, wie ihm befohlen ein, und fuhr wieder zurück.

      Seine Mutter hatte in der Zwischenzeit ihren Entlassungsschein unterschrieben und beide Frauen warteten bereits mit leichter Ungeduld auf Walter.

      „Wenn man Männern die Küche überlässt“, wieherte Berta und zwinkerte Margarethe zu.

      Margarethe hatte Berta bereits alles erzählt.

      Nicht erwähnt hatte sie, dass Walter mit Alex zuvor noch saufen war und dass Walter dann, nackt, nur mit Bertas Schürze bekleidet, von der Polizei überwältigt wurde.

      Walter fuhr mit den Damen ins Grüne und suchte als kleine Wiedergutmachung ein feudaleres Restaurant mit Gartenbetrieb aus.

      Seine Mutter war noch nicht so wirklich bei Appetit, aber Berta fraß wie ein Scheunen-drescher.

      Der trotzdem schlanke Körper war diesmal in ein mausgraues Kostümchen gehüllt. Ton in Ton abgestimmt zur gesamten mausgrauen Erscheinung.

      Das brünette Haar konnte, dank dem Turbohaarspray, erneut nicht einmal von einem stärkeren Lüftchen zerzaust werden. Die Hände waren perfekt manikürt.

      Eine richtige Dame.

      Nur das Reinschaufeln irritierte ein wenig.

      Die blauen, dezent geschminkten Äuglein schielten flink von Teller zu Teller.

      „Wie schön, wenn eine Frau nicht nur am Salat knabbert, sondern richtig zulangt!“, sagte Margarethe.

      Walter war dies egal.

      Zumindest bis er bezahlte.

      „Berta hat eine kleine Überraschung für dich, eigentlich für uns beide“, verkündete Margarethe geheimnisvoll und tätschelte die Hand ihres Sohnes.

      „Oh, wie schön“, sagte Walter und versuchte sein Desinteresse zu verbergen.

      „Sie lädt uns nächsten Samstag in die Oper ein.“

      „Oh, ich fürchte, da habe ich einen Termin mit meinen Schülern“, verkündete Walter geistesgegenwärtig.

      „Auch wegen einer Theateraufführung“, setzte er nach.

      Mama Klein sagte schroff: „Dann wirst du diesen Termin eben verschieben!“

      Auch Berta blickte pikiert.

      Oder der Rieseneisbecher, gemeinsam mit den drei Packungen Waffeln war ihr nicht so wirklich bekommen.

      „Nachdem, was er in der Nacht zuvor angerichtet hatte, wollte er seine Mutter nicht schon wieder aufregen und so versprach er ihr, den Termin zu verschieben.

      Die beiden Damen wollten gerne einen kleinen Verdauungsspaziergang machen.

      Und so lustwandelte man noch im nahen Wäldchen auf schattigen Wegen.

      „Nach den gestrigen Aufregungen war das jetzt doch noch so ein schöner Tag.

      Ich freue mich schon so auf nächsten Samstag“, schwärmte die mit dem Leben wieder versöhnte Mama Klein.

      Und zu Walter gewandt: „Wir sehen den Fliegenden Holländer!“

      „Oh, wie schön“, presste der hervor.

      Er geleitete die Damen zum Auto und hoffte, dass er Berta gleich nach Hause, wenn schon nicht fliegen, was schneller gegangen wäre, aber wenigstens fahren durfte.

      Den Kaffee hatte sie ja ohnehin auch schon im Restaurant getrunken und sogar noch ein Stück Kuchen mit doppelter Portion Schlagobers dazu, runter geschlungen.

      Er brauchte dringend Schlaf, nach dem gestrigen Inferno.

      Beim Auto angekommen, hielt er seiner Mutter galant die Hintertüre auf, wartete bis sie bequem Platz genommen hatte und schlug die Tür zu.

      Dann öffnete er mit einer leichten, charmanten Verbeugung die Beifahrertür für Berta.

      Berta bleckte geschmeichelt die Zähne.

      Vor ihnen parkte soeben ein kleiner, roter Flitzer ziemlich flott ein.

      Eine langbeinige, sonnenbebrillte Schönheit entstieg dem Gefährt.

      Jeanshotpants und Highheels. Welch erfreulicher Anblick!

      Für ihn das erste Highlight des Tages.

      Walter vergaß sogar ein wenig seine Müdigkeit.

      Leider auch Berta.

      Die Augen nur auf die Beauty gerichtet, schmiss er lässig die Türe zu.

      Ein nicht definierbares Geräusch lenkte ihn aber ein wenig von dem erregenden Anblick ab.

      „Ääärrrg, ääärrrg, uaaau, au, au, au!“

      „Walter!“, ertönte aus dem Fond die aufgebrachte Stimme seiner Mutter.

      „Ja bitte, Mama?“, fragte er höflich.

      „Bist du völlig verblödet!?!

      Du hast Berta die Finger eingezwickt!“

      Jetzt erst bemerkte Walter das angerichtete Malheur.

      Berta klemmte die Finger unter die linke Achsel um mit dem Druck ein wenig den Schmerz zu lindern.

      Margarethe konnte sich ihren merkwürdigen Sohn behalten!

      Ja, sie hatte oft Torschlusspanik.

      Ja, sie wusste, dass das Angebot an guten Männern nicht allzu groß mehr für sie war, aber bevor sie diesen Volltrottel nahm, war es besser noch weiter zu suchen.

      Ja, er sah gut aus, aber was hatte sie davon, wenn er sich bei jedem Nuttenarsch wegglotzte.

      Walter war die Sache mehr als peinlich.

      Auch wenn ihn Berta nicht wirklich interessierte, aber verletzen wollte er nie jemanden.

      Weder seelisch, noch körperlich.

      Und wieder, es war ja noch nicht lange her, ging es Richtung Spital.

      Darauf hatte er überhaupt keinen Bock.

      Es würde noch ewig dauern, bis er an der Matratze horchen konnte.

      Seine Mutter schluchzte am Rücksitz.

      Eine leise Ahnung wuchs in ihr, dass Bertas Interesse an ihrem fragwürdigen Sohn am Verblassen war.

      War es ein Wunder?

      Berta saß mit zusammengekniffenen Lippen und zornig gerunzelter Stirn, wortlos neben ihm.

      Walter zermarterte sich das Hirn, um eine halbwegs plausible Entschuldigung zu erfinden.

      Ihm kam in den Sinn, wie gerne seine Mutter über andere herzog.

      Auch Berta schien aus ähnlichem Holz geschnitzt zu sein.

      Er sagte: „Mein Gott, liebe Berta, sie wissen nicht, wie schrecklich leid mir meine Ungeschicklichkeit tut.

      Aber die junge Frau sah einer Schülerin aus meiner Maturaklasse so ähnlich.

      Ich bin sogar überzeugt, dass sie es war.

      Erstens bin ich mir sicher, dass das Fräulein noch keinen Führerschein hat und zweitens war ich so entsetzt über ihre Aufmachung.

      Wie kann man als junges Mädchen, als Gymnasiastin, so herumlaufen!

      Ich bin erschüttert, sie können sich nicht vorstellen, wie die Mädchen sich oft kleiden.

      Eine Kollegin meinte einmal, die richten sich her wie für den Praterstrich!

      Ich verstehe auch die Eltern nicht.

      Hätte ich eine Tochter, nie würde ich es erlauben,


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