Das Gesetz des Rudels. Dani Merati
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Dani Merati
Das Gesetz des Rudels
Joshua und Kaden
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
„Joshua, wach auf. Komm schon, wach endlich auf. Der Alpha und die Alphagefährtin sind auf dem Weg nach oben“, zischte Tyler in mein Ohr, als er mich an der Schulter rüttelte.
„Sie sollten doch heute gar nicht hier hochkommen. Was geht da vor sich?“ Ich sprang aus dem Nest von Decken hoch, die mir als Bett dienten, und griff die Joggingklamotten, die auf dem Boden lagen.
Tyler sandte mir nur einen panischen Blick und verschwand wieder durch die Tür, ohne mir zu antworten, ließ mich verwirrt und in Todesangst zurück.
Heute war der Tag, an dem ich endlich meine Freiheit erlangen wollte. Mein zwanzigster Geburtstag - meine Volljährigkeit, das Alter, wo es Wandlern gestattet war, ihr Geburtsrudel zu verlassen. In den letzten vierzehn Jahren - seit dem Tod meiner Eltern - wurde ich bereits wie ein Gefangener auf dem Dachboden im Haus meines Alphas gehalten. Kaum in der Lage zu atmen, ohne dass mich jemand beobachtete. Tyler und ich hatten schon vor Monaten begonnen, unsere Flucht zu planen und heute sollte unsere Chance sein.
Schritte und Stimmen wurden lauter, als meine Großeltern sich meinem Gefängnis näherten.
„Diese verfluchte Schwuchtel denkt, sie kann in mein Revier kommen und Zutritt verlangen. Ich werde ihn umbringen, sowie ich es mit demjenigen getan hab‘, der ihm gesteckt hat, dass die Missgeburt noch lebt.“
Was für ein liebevoller Spitzname, den ein Großvater seinem Enkel geben konnte, die Liebe war richtig durch die Metalltür zu spüren.
„Carl, beruhige dich, du keifst wie ein Irrer und du weißt, wie sehr ich das hasse. Wir werden ihn benutzen müssen, um deinen Wolf zu kontrollieren und ich bevorzuge so wenig Kontakt mit ihm wie machbar.“
Meine Großmutter klang wie ihr normales eisiges Ich, als sie die Tür aufschloss. „Lass es uns einfach hinter uns bringen, damit wir zum Rudeltreffen können.“
Ich kauerte in einer Ecke, versuchte mich so klein wie möglich zu machen. Es war nie etwas Gutes, wenn sie persönlich hier hochkamen, um sich um mich zu kümmern. Meine Großeltern schritten herein, herausgeputzt für ihren späteren Auftritt und extrem wütend.
„Komm sofort hierher“, befahl mein Großvater. Er hielt eine dicke Kette hoch, an deren Ende ein silbernes Halsband baumelte. Ich zögerte, wusste jedoch, dass ich keine andere Wahl hatte, als zu tun, was der Alpha verlangte. So ging ich hinüber zu ihm, den Kopf gesenkt stellte ich mich vor ihn, starrte auf meine Füße.
Mein Wolf knurrte innerlich bei diesem Akt der Unterwerfung, aber ihm war genauso klar wie mir, dass es keine Alternative gab. Ich war kein sehr großer Mann oder Wolf und mein Großvater war nicht nur riesig, er war auch total irre. Mein Wolf und ich wussten also, dass wir keine Chance in einem Kampf gegen den Alpha unseres Rudels hätten.
„Mach endlich, Carl. Kette ihn an, während ich den Sklaven für das Treffen hole. Wir sind schon viel zu spät dran.“ Meine Großmutter verließ das Zimmer wieder und ging hinüber zu Tylers Raum.
„Omega, auf deine Knie und wandle dich. Eine Bewegung und ich breche dir das Genick.“ Ich wusste, dass er nicht scherzte, denn eine Hand packte mich schmerzhaft im Nacken und zwang mich auf den Boden.
Ich rief meinen Wolf also eilig, seine Hand blieb an meinem Hals. Einen Augenblick später klickte das Silberhalsband zu und es war so eng zugezogen, dass ich schwer Luft bekam. Das Silber verbrannte mein Fell und es war nur eine Frage der Zeit, bevor es sich durch meine Haut fraß und von dort in meinen Blutkreislauf geriet.
Eine bevorzugte Bestrafungsmethode meiner Großeltern, doch der Befehl zur Wandlung war neu. Carl und Margaret Harrison hassten meinen Wolf, denn er bedeutete einen weiteren Beweis, für das, was ich war. Ein Omega.
Mein weißes Fell und die eisblauen Augen, zusammen mit meiner schmaleren Statur, repräsentierten ihrer Meinung nach eine Schande für die Familie. Aber für den Moment brauchten sie meine Omegafähigkeiten und das verabscheuten sie wohl noch mehr.
Margaret kam zurück, Tyler demütig hinter ihr, in menschlicher Form, sein eigenes Halsband schimmerte im dämmrigen Licht meines Zimmers. Ich konnte die Prellung auf seiner Wange erkennen, die bereits anschwoll. Meine Großmutter hatte also schon wieder zugeschlagen. Als unterwürfiger Wolf wurde Tyler oft als Sandsack missbraucht und ich sah ihn selten ohne Verletzungen.
Ein Grollen bildete sich in meiner Kehle, mein Wolf unfähig seinen Zorn über die Misshandlung unseres einzigen Rudelgefährten zurückzuhalten. Ein Zerren meines Großvaters an meiner Kette beendete das Knurren, aber die Wut baute sich innerlich weiter auf.
Tyler warf mir einen raschen Blick zu und schüttelte seinen Kopf, sagte mir so stumm, dass ich ruhig bleiben sollte. Ich tat mein Bestes mein Temperament zu bezwingen, und als ich die Stufen herunter tapste, beruhigte sich mein Wolf allmählich. Ich blieb hinter der Gruppe, schnüffelte die ganze Zeit.
Es waren gut sechs Monate her, dass ich mein Zimmer verlassen durfte und obwohl ich panische Angst hatte, konnte ich auch eine gewisse Aufregung nicht unterdrücken. Wir mussten zwei Etagen herunter und durchquerten die Küche, bis wir vor einer anderen metallenen Tür anhielten. Mein Großvater zerrte mich an der Kette hoch und knallte mich dagegen.
„Das ist jetzt dein Zuhause im Augenblick, Missgeburt.“ Er zog die Tür auf und stieß mich die steile Treppe hinunter in einen dunklen, muffigen Keller.
Ich lag einfach da, versuchte durch den Schmerz zu atmen, der von meiner rechten Schulter und Hüfte ausging, auf denen ich gelandet war. Die Tür schlug zu, ich hörte das Schloss klicken und wusste, ich war allein. Sie nahmen Tyler mit und damit unsere Chance zur Flucht.
Keine Ahnung, wie lange ich antriebslos auf dem kalten Boden lag, überwältigt von Verzweiflung und Niedergeschlagenheit. Der voll einsetzende Schmerz von meinem Halsband riss mich aus meiner Lethargie. Mir war klar, dass es jetzt nur noch eine Frage der Zeit war, bis das Metall mich bis zur Bewegungsunfähigkeit schwächte.
Ich