Das Team. Geri Schnell

Das Team - Geri Schnell


Скачать книгу
hatte er bereits eingereicht. Im Gegensatz zu Andi, hat er noch keinen Bescheid, ob die Professoren seine Arbeit für doktorwürdig halten. Sein Vater hat ihm nur einen bescheidenen Betrag geschenkt, aber in den Semesterferien hat er immer gearbeitet, so dass er sich den Urlaub mit seinen Freunden ebenfalls leisten kann. Er wird am Ferienende völlig abgebrannt sein, aber was man in der letzten Nacht im Internat vereinbart, das muss man einhalten. So etwas verpflichtet.

      «Die Passagiere nach Rio bitte dringend zum Gate 12!»

      «He, das ist unser Flug», meint Neil, «wo nur Bob bleibt?»

      Der Aufruf wird bereits das dritte Mal wiederholt und so langsam werden sie ungeduldig. Das ist wieder typisch für Bob, immer auf die letzte Minute. Sie schauen sich bereits fragend an: «sollen sie ohne Bob einchecken?»

      Da, endlich kommt er mit seinem Wagen aus dem Lift. Neil winkt ihm zu und Andi schiebt bereits seinen Gepäckwagen zum Schalter, jetzt muss es schnell gehen, denn der Aufruf zum Flug nach Rio wird immer fordernder. Andi kann Bob erst im Flugzeug richtig begrüssen, zu sehr müssen sie sich am Schluss beeilen, doch nun rollt die Maschine zum Start.

      Bob hat sich am meisten verändert. Das sind mindestens zwanzig Kilo, die er zugenommen hat, was ihn aber gar nicht zu stören scheint, er ist bester Laune. Die Tatsache, dass er die Prüfungen als Maschinenbau-Ingenieur bestanden hat, ist für ihn doch eine grosse Erleichterung, er hasst den Prüfungsstress. Nun kann auch für ihn das Leben beginnen. Sein Vater hat ihn ebenfalls mit einer Kreditkarte ausgerüstet, wenn auch bei ihm die Limite tiefer angesetzt ist. Die Drei haben sich viel zu erzählen und oft müssen sie so laut lachen, dass die Leute im Flugzeug sich verwundert nach ihnen umdrehen. Erst, als sie die Stewardess charmant daran erinnert, dass die anderen Leute gerne schlafen möchten, wurden sie ruhiger. Andi betrachtet noch eine Weile den wunderbar am Nachthimmel strahlenden Kometen Hale-Bopp, dann kippt auch er seinen Sessel nach hinten und beginnt zu schlafen.

      Andi liegt am Pool unter dem Sonnenschirm. Neben ihm Neil, der sich ebenfalls vom Flug erholt.

      Andi fühlt sich noch sehr müde und hat sich noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt. Er hat nicht die Absicht, sich in Sao Paulo zu stressen. Er denkt an seine Jugend. Viel Zeit für die Erziehung von Andi hatte sein Vater nie gehabt. Es brauchte viel Einsatz, bis aus dem mittelgrossen Industrieunternehmen, welches ihm sein Grossvater überliess, das Grossunternehmen Krüger Industrie wurde. Er war steht’s darauf bedacht, dass Andi sich seiner Ausbildung widmete, was dieser dann auch tat, denn er wusste genau, das ist die einzige Möglichkeit, seinen Vater zu beeindrucken. Die guten Zeugnisse waren dann auch die einzige Gelegenheit, bei welchen sein Vater grosszügig war und sich wie ein Millionär benahm. Ohne die guten Noten hätte Andi es sicher nicht zu seinem schicken Sportwagen gebracht und auch den Pilotenschein hätte er nie machen können. Aber wie gesagt, er war immer ein sehr guter Schüler.

      Es war ein lustiger Abend, damals im Internat, als sie beschlossen nach dem Studienabschluss gemeinsam zu verreisen. Jetzt trifft es sich ausgezeichnet, denn in zwei Wochen findet hier der Formel 1 Grand Prix von Interlagos statt. Schon im Internat waren sie begeisterte Motorsportfans, hatten aber nie die Zeit, einen Grand Prix live zu erleben. Jetzt sind sie im gleichen Hotel abgestiegen, in welchem die meisten Fahrer wohnen. Es ist sündhaft teuer und es brauchte schon die guten Beziehungen seines Vaters, welcher mit Brasilien grosse Geschäfte tätigt, dass sie überhaupt für diese Zeit ein Zimmer buchen konnten. Aber nun sind sie hier und sie müssen sagen, das Hotel ist den Preis wert, es fehlt wirklich an nichts. Natürlich ist es jetzt noch einigermassen ruhig, der Formel-1-Tross wird erst in einer Woche erwartet.

      «Weisst du, wo sich Bob herumtreibt?» fragt er Neil, welcher sich eben von seinem Liegestuhl aufrichtet und die Leute am Pool mustert, das heisst natürlich nur die weiblichen.

      «Keine Ahnung, sicher treibt er sich an einer Bar rum. Ich weiss gar nicht, woher unser kleines Dickerchen die Kondition nimmt.»

      «Soll er sich doch herumtreiben, ich gehe jetzt schwimmen, ich brauche dringend eine Abkühlung.»

      «Also los, wer hat zuerst eine Länge geschwommen? - Fertig los!», ruft Neil.

      Wie zwei kleine Jungs rennen sie zum Pool und hechten ins kühle Wasser. Die Leute wundern sich, die Zwei machen tatsächlich ein Wettschwimmen, so etwas hat es hier im ruhigen Hotelpool noch nie gegeben.

      Gelangweilt schauen ein paar Leute zu, die andern schütteln vor so viel überschüssiger Energie, nur die Köpfe. Dass Andi als Sieger hervorgeht, ist eigentlich schon vorher klar. Neil hatte darauf spekuliert, dass Andi faul liegen bleibt, aber er hat sich geirrt, den kleinen Startvorsprung hat Andi schnell wettgemacht. Kein Wunder, bei seinem durchtrainierten Körper.

      «Das kostet dich aber eine Runde an der Bar,» erklärt Neil, als er ausser Atem ebenfalls das Ende des Pools erreicht.

      «Du hast Glück, heute bin ich in Spendierlaune. Mit Juristen soll man sich gut stellen, man weiss ja nie, ob sie einem nicht plötzlich als Steuerprüfer wieder begegnen.»

      Sie schnappen sich im Vorbeigehen noch ihre Bademäntel und machen sich auf die Suche nach der Bar. Wie nicht anders zu erwarten, sitzt Bob lässig auf einem Barhocker, umgeben von Bikinischönheiten und er scheint die Damen bestens zu unterhalten.

      «Hallo ihr Faulpelze», ruft er ihnen zu, «seid ihr auch endlich aufgewacht? Kommt ich stelle euch meine Freundinnen vor.»

      «Das gibt’s doch nicht», stellt Neil fest, «wie macht das der Dicke nur?»

      «Mit einer Kreditkarte ist das doch kein Problem, oder?»

      «Du hast gut reden, ich habe nicht so gute Sponsoren wie ihr, diesen Palast kann ich mir eigentlich gar nicht leisten.»

      «Nun jammere doch nicht so, denke doch nur an die fetten Börsengewinne, die du im letzten Jahr gemacht hast, ausserdem konntest du mit deinen Ferienjobs gut dazu verdienen. Wen wir schon in diesem teuren Hotel abgestiegen sind, wollen wir uns auch standesgemäss verhalten, sonst ziehen wir besser in eine Jugendherberge.»

      «Gut, vergessen wir's, von meiner Studentenzeit bin ich immer noch gewohnt zu sparen, aber in diesen Ferien versuch ich's zu vergessen. Schliesslich macht man nicht jeden Tag seinen Studienabschluss.»

      Inzwischen haben sie die Bar erreicht und Bob stellt ihnen die vier Schönheiten vor.

      «Darf ich vorstellen, - Dixi, Jodi, Laila und Raffaela!»

      Es sind tatsächlich sehr hübsche Mädchen. Wie Bob stolz erklärt, sind es Fotomodelle, welche für Aufnahmen mit Grand Prix Boliden nach Brasilien gereist sind. Auch in Argentinien werden die vier mit von der Partie sein. Da sie vom Winter in Europa noch etwas blass sind, wurden sie ein paar Tage früher eingeflogen, damit sie noch etwas Farbe bekommen. Wenigstens trifft dieser Grund auf drei zu, die vierte hat als Mulattin ihre schöne Hautfarbe schon in die Wiege gelegt bekommen.

      «Was trinken die Damen?», fragt Andi, «ich muss eine Runde spendieren.»

      «Wir dürfen leider nur Mineralwasser trinken. Die Figur- du verstehst?», erklärt die braunhaarige Jodi.

      «Da kann man nichts machen, so wird es halt etwas günstiger.»

      «In einer halben Stunde müssen wir wieder an die Sonne, die Streifen müssen noch verschwinden, aber von der Mittagshitze sind wir dispensiert, da hat sogar unser süsse David erbarmen», kichert die blonde Dixi, welche wirklich noch etwas mehr Farbe brauchen kann, für ein Model ist sie sehr blass.

      «Ich werde sie mit viel Gefühl einreiben», verspricht Bob, «so zarte Haut darf man nicht verbrennen lassen.»

      «Und was ist mit mir?», wehrt sich Andi, «schliesslich habe ich den Drink bezahlt.»

      «Siehst du nicht, dass sich die Damen nicht kaufen lassen», erklärt Bob, «das habe sie wirklich nicht nötig. Aber lassen wir das Glück entscheiden. Kopf oder Zahl?»

      «Zahl!»

      «Du hast gewonnen, bei deinem Glück solltest du schon lange verheiratet sein. So ist das Leben, einfach ungerecht.»

      «Nicht traurig


Скачать книгу