Ströme meines Ozeans. Ole R. Börgdahl
Nachwort
Das Buch
Die junge Yvette folgt ihrem Mann Victor vom aufstrebenden Paris der Belle Époque ins koloniale Tahiti.
Glückliche Jahre unter südlicher Sonne münden in einer Katastrophe, die das weitere Schicksal von Yvette und ihren Töchtern bestimmt.
Die Lebensgeschichte der Familie Jasoline spielt eine zentrale Rolle in dem Roman »Fälschung«, dennoch erfährt der Leser nur wenig davon, was sich im Leben der Protagonisten ereignet hat.
In diesem Roman begegnen dem Leser alle noch offenen Fragen, die im historischen Umfeld der noch nicht allzu fernen Vergangenheit beantwortet werden.
Es wird die Geschichte der Familie Jasoline in den Jahren zwischen 1890 bis 1961 erzählt.
Weitere Romane von Ole R. Börgdahl:
Fälschung (2007) - 978-3-8476-2037-2
Zwischen meinen Inseln (2010) - 978-3-8476-2104-1
Faro (2011) - 978-3-8476-2103-4
Tod & Schatten (2016) - 978-3-7380-9059-8
Die Tillman-Halls-Reihe:
Ein neues Hamburger Ermittler-Duo betritt die Bühne. Kriminaloberkommissar Kurt Bruckner hat für seinen aktuellen Fall eigentlich nur einen Berater gesucht. In der Expertendatenbank des BKA stößt er dann auf einen Mann, der sofort sein Interesse weckt und seine Fantasie beflügelt.
Der Amerikaner Tillman Halls lebt mit seiner Familie seit drei Jahren in Hamburg und arbeitet als Immobilienmakler.
Doch was macht ihn für Bruckner interessant? Das ist ganz einfach: Tillman Halls ist ein ehemaliger US-Profiler!
Bruckner muss ihn zur Mitarbeit überreden, denn Tillman Halls ist längst Immobilienprofi und hat Spaß an seinem neuen Beruf. Bruckner schafft es schließlich, die kriminalistische Flamme in Tillman Halls wieder zu entfachen.
Alles in Blut - Halls erster Fall (2011) - 978-3-8476-3400-3
Morgentod - Halls zweiter Fall (2012) - 978-3-8476-3727-1
Pyjamamord - Halls dritter Fall (2013) - 978-3-8476-3816-2
Die Schlangentrommel - Halls vierter Fall (2014) - 978-3-8476-1371-8
Leiche an Bord - Halls fünfter Fall (2015) – 978-3-7380-4434-8
Yvette Jasoline Vorwort
In dem vorliegenden Band finden sich Auszüge aus den Tagebüchern von Madame Yvette Jasoline. Das Gesamtmaterial umfasst acht, in Karton gebundene Notizbücher zu je hundertvierundvierzig Seiten. Das Format aller Bücher liegt bei etwa dreizehn mal achtzehn Zentimeter. Die Einträge wurden von Madame Jasoline sehr sorgfältig und mit einer gut leserlichen Handschrift vorgenommen. Sie hat dabei Tinte und Feder und später auch einen Füllfederhalter verwendet. Alle Einträge beginnen mit Ort und Datum. Die nun folgenden Tagebücher sind Auszüge aus den Jahren 1890 bis 1938. Der Autorin sind laut ihrer Aufzeichnungen zahlreiche Menschen begegnet. Am Ende dieser Dokumentation findet sich daher ein alphabetisches Personenverzeichnis.
1890
Paris, 31. März 1890
Gestern standen Victor und ich vor dem Eiffelturm. Auf dem Champ de Mars selbst erinnert nicht mehr viel an die Menschenmassen, die sich noch vor wenigen Monaten auf der Weltausstellung tummelten. So verlassen das Gelände auch sei, desto belagerter ist der Eiffelturm. Vater konnte sich damals nicht vorstellen, dass ein solcher Koloss überhaupt Gefallen finden würde. Jetzt stehen die Zeichen anders, denn die Schlangen an den Aufzügen sind nach wie vor lang. Ich habe den Turm noch nie bestiegen und ich werde mich auch nicht trauen. Mir wird schon schwindelig, wenn ich nur unter ihm stehe und den Kopf in den Nacken lege und emporschaue. Victor ist da mutiger. Er war mit seinen Kameraden schon dreimal auf der obersten Plattform. Ich finde den Blick vom Trocadéro über die Seine hinüber zum Champ de Mars am schönsten, von dort gefällt mir der Eiffelturm auch am besten, wenn mein Blick ihn aus sicherer Entfernung in seiner ganzen Größe erfassen kann.
Paris, 12. April 1890
Victor und ich sind auf den Tag genau acht Monate verlobt. Ich finde es eine lange Zeit und frage mich, wann wir endlich heiraten. Es kann nicht sein, dass wir noch warten, bis Victor befördert wird, bis er ein eignes Kommando erhält. Für mich stellt er auch so etwas dar, aber Victor ist nicht damit zufrieden, es erst zum Lieutenant gebracht zu haben. Er ist schon über dreißig und gerade deswegen sollten wir doch schnell heiraten. Wenn ich seine Frau bin, dann werde ich künftig auch überwachen, was er an Romanen liest, das nehme ich mir vor. Victor behauptet, das Buch von einem Kameraden geborgt zu haben. Es ist etwas Neues von Monsieur Zola und es ist so ungeheuerlich. Auf den Straßen von Paris kann man noch die Plakate sehen, die für diese Mördergeschichte werben. Victor meint, dass es gut sei, spannend, und er habe es in nur drei Tagen verschlungen.
Paris, 18. April 1890
Vater war wieder für ein paar Tage in Liverpool. Er hat Postkarten mitgebracht, die aber wohl nur das schöne Liverpool zeigen. Im Hafen ist es eher schmutzig, aber die Eltern werden ja nicht im Hafen wohnen, dort wird nur Vaters Kontor sein. Mutter war dreimal mit in Liverpool und sie hat schon ein Haus in einem der Dörfer im Umland ausgesucht. Vater möchte zwar näher am Hafen wohnen, aber er muss eben auch Zugeständnisse machen.
Paris, 26. April 1890
Mutter und ich sind gestern von der Rue Marcadet zu Fuß fast ganz bis zur Seine gegangen. Das Wetter war so herrlich, die Sonne schon so kräftig. Es ließ sich bequem gehen. Wir waren gut anderthalb Stunden unterwegs. Unser Ziel war der Wohltätigkeitsbasar in der Rue Jean-Goujon. Es gab so viel zu sehen und so viele Versuchungen, etwas zu kaufen. Die Verkaufsstände sind zwar nur in einer einfachen Holzbaracke aufgebaut, aber alles ist so wunderschön dekoriert. Es wurde auch recht eng, weil der Basar an diesem Tag gut besucht war. Die Leute wollten aber nicht nur etwas kaufen, sie wollten auch die Verkäuferinnen sehen. Einige Damen aus der Pariser Gesellschaft haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Basar für die Armen stattfinden zu lassen. Sie müssen sehr gute Verkäuferinnen sein, denn es schien mir, dass außer uns wohl jeder andere etwas erworben hat, auch wenn er es nicht benötigt. Mutter hat in so etwas einen eigenen Willen und sie kauft nichts, was wir nicht auch gebrauchen können. Ich musste mich daher ebenfalls zurückhalten, aber das Schauen allein war mir schon eine Freude. Ich habe den Gesprächen der eleganten Herrschaften gelauscht, die Kleidung der Damen bewundert und über die Schlagfertigkeit der Verkäuferinnen gestaunt, die so geschäftstüchtig waren, als wenn es ihre Profession sei. Mutter wurde immer wieder von Bekannten aufgehalten, sodass ich mir die Zeit nehmen konnte, mich alleine umzusehen. Ich war sogar einmal versucht, eine Perlmutt beschlagene Dose zu kaufen, aber die zweihundert Francs waren mir schließlich doch zu viel. Die Dose ging dann vor meinen Augen an einen Herrn, der nicht nur zweihundert, sondern gleich fünfhundert Francs dafür gab. Mutter und ich waren gut zwei Stunden auf dem Basar und auf dem Rückweg war ich schon so müde vom Schauen und Umhergehen, dass wir uns eine Droschke genommen haben.
Paris, 2. Mai 1890
Heute waren wir im Chaumont und haben auf dem Rasen und vor