Jetzt oder nie. Ute Kruse-Fischer

Jetzt oder nie - Ute Kruse-Fischer


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      Die Wahrheit ist so simpel, dass Wir uns kaum trauen, sie in Worte zu fassen: wir brauchen perfekte Basics. Wir haben fast jeden Modetrend schon einmal mitgemacht, neu aufgelegt wirkt er an uns museal und schlimmstenfalls sogar lächerlich. Nach Jahren des Ausprobierens und Experimentierens kennen wir unsere Schwächen und Stärken und wenn nicht, wird es Zeit, dass wir uns ihrer bewusst werden. Wir wollen tragen, was uns schmeichelt, unsere Vorzüge unterstreicht und unsere Stärken ins rechte Licht setzt. Das betrifft Passformen genauso wie Farben.

      Haben Sie Angst in Klassik bieder oder spießig auszusehen? Falsch, ganz falsch. Klassiker sind das Grundgerüst eines individuellen Stils. Das klingt widersprüchlich, ist es aber nicht. Denn das Klassische bildet den zeitlosen Kontrapunkt zur zeitabhängigen Mode, erdet das Flüchtige, gibt ihrer Erscheinung einen erwachsenen, unangestrengten und selbstbewussten Touch. Und der schmeichelt jeder Frau jenseits der Girlie-Grenze, die deutlich früher liegt als von vielen angenommen wird.

      Doch was genau sind perfekte Basics? Basics sind Kleidungsstücke, die so schlicht und für Sie perfekt geschnitten sind, dass sie clever kombiniert immer so neu aussehen, dass wir sie fortlaufend tragen möchten. Finden Sie heraus, welche Schnitte und Farben Ihnen schmeicheln. Was sind Ihre körperlichen Stärken? Haben Sie schöne Beine? Zeigen Sie sie, tragen Sie Kleider und Röcke. Sind Sie von großer Statur? Spielen Sie mit dem Layer-Look, der kleine Frauen verschwinden und Sie lässig erscheinen lässt. Erklären Sie die Stücke, die Ihre Vorzüge am besten zur Geltung bringen, zu Ihren Basics.

      Ansonsten gilt:

      die Mischung macht's. „Stilvolle Eleganz ist nie nur zurückhaltend oder langweilig, sondern kunstvoll komponiert" schreibt der Schweizer Modekritiker Jeroen van Rooijen. Kreieren Sie also auf der Basis ihrer soliden Grundbausteine unerwartete Kombinationen. Bringen Sie Spannung in Ihr Outfit durch trendige Accessoires. Experimentieren Sie mit Farben, die Ihnen vor kurzem noch unvereinbar vorkamen und verhindern Sie so, dass Sie in ihren Basics aussehen wie Ihre eigene Mutter. Perfekte Harmonie ist nicht Schönheit, sondern Langeweile.

      Nur die Queen und einige wenige andere Frauen des öffentlichen Lebens können es sich leisten, über Jahrzehnte nichts an ihren Kleiderschnitten und Farben zu ändern und können damit eine historische Position behaupten. Bei allen anderen Sterblichen wirkt das immer Gleiche so wie es eben ist: immer gleich, trist und fade, mit der Zeit langweilig, verschlafen und uninspiriert. Das ist mit den vielbeschworenen Basics nicht gemeint. Tragen Sie Ihr schlichtes schwarzes Kleid heute mit silbernen Abendsandaletten und Perlen und morgen mit flachen Schuhen und dicker Strickjacke. Frauen mit einem zeitlosen individuellen Stil bleiben sich vor allem selbst treu.

      Modediktat war gestern, Freiheit ist heute. Die Zeiten, in denen Rocklängen, Hosenweiten und Kragenformen von großen Couturiers vorgeschrieben wurden, sind lange vorbei. Es gibt in der Mode kaum noch Regeln, denen sich alle verpflichtet fühlen.

      Trends wechseln schneller als das Licht, in dem sie erstrahlen sollen. Und weil sie so flüchtig sind, sollten wir sie nicht allzu ernst nehmen. Hypes sollten wir stets für uns hinterfragen und dann nach preiswerten, aber gut gemachten Stücken Ausschau halten.

      Wir bleiben cool und investieren in Trends

      kein Vermögen. Es ist ein viel untrüglicheres Zeichen für einen exzellenten Geschmack, wenn Sie im sprichwörtlichen Supermarkt um die Ecke eine kleine modische Extravaganz mit Besonderheitsstatus entdecken, als wenn sie die erste Besitzerin einer gerade angesagten It-Bag sind. Achten Sie beim Kauf preiswerter Stücke besonders auf Knöpfe (die kann man sehr leicht austauschen), Säume und die Qualität sichtbarer Verschlüsse.

      Doch Trends, so viel Vergnügen sie uns auch bereiten, bergen eine Gefahr: Bei übermäßigem Gebrauch verwandeln sie ihre Trägerin in eine lächerliche Figur und das umso schneller, je älter sie ist. Für uns bedeutet das also: Vorsicht

      und: Absolute Mäßigung. Wir sind aus dem Alter des blinden Befolgens von Vorgaben eindeutig heraus.

      Wir wissen, was uns steht,was wir bei unserem Lebensstil auch wirklich tragen werden und worin wir uns grundsätzlich wohl fühlen. Nur mit kleinen Details, wie einem auffallenden Schmuckstück, einer Bluse in einer angesagten Farbe, Schuhen mit ausgefallenen Absätzen, zeigen wir augenzwinkernd, dass uns in Sachen Mode keiner etwas vormacht. So aufgegriffen sind Trends der frische Kick, der aus einem guten Look einen unvergesslichen macht. Dabei gilt: Trendige Akzente sollten wir nur da setzen, wohin wir den Blick lenken möchten.

      Also bitte keine monströse, eng anliegende Kette, wenn Sie einen kurzen Hals haben oder eine gerade angesagte Marlene-Hose in auffallendem Lila, wenn Ihr Po sich durch seine Größe ohnehin schon genügend hervortut. Hier wäre eine schmale Hose in Schwarzbraun und eine Tunika in Lila das modische Gebot der Stunde. Denn Trends hin oder her, unsere Proportionen gehen nun einmal vor, unsere Körperkontur ist das Maß aller Dinge. Um es nochmals zu wiederholen: Die modischen Highlights sollten unsere Sahneseiten inszenieren!

      Trends sind aber noch mehr, mehr als die schrillen Erdbeben, die zweimal jährlich die Fashionistas dieser Welt in Aufruhr und Hysterie versetzen und von deren Nachbeben wir in den Geschäften getroffen werden.

      Trends sind auch sich grundsätzlich verändernde Umgangsweisen mit modischen Prinzipien. Schwarz und blau durften früher nicht kombiniert werden, Modeschmuck war verpönt und Muster wurden nicht gemixt. Hier hat sich geradezu ein Wertewandel vollzogen.

      Der Komplett-Look gleich ob das meint, durchgängig ein Label zu tragen oder alle Einzelteile der Garderobe perfekt aufeinander abzustimmen, ist absolut out. In ist der gekonnte Mix von Farben und Stilen, Materialien und Formen. Guter Geschmack ist der Bruch an der richtigen Stelle, die individuelle Note, die für das Selbstbewusstsein der Trägerin steht.

      Trends sind aber auch kleine subtile Veränderungen, die sich nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach durchsetzen wie Proportionen, Hosenschnitte, Rocklängen, Dresscodes und Etikette.

      Um hier up-to-date zu bleiben, lohnt ein regelmäßiger Blick in die Internet-Ausgaben von Vogue oder Elle, wo die Modenschauen der kommenden Saisons zu sehen sind. Das hat den praktischen Nebeneffekt, dass man schon mit dem Blick für zukünftige Trends in den Schlussverkauf ziehen kann.

      Worauf Sie achten sollten, wenn Sie in die Trend-Trickkiste greifen:

      Das Phänomen, mit Kleidung zu protzen, ist alt, vergleichsweise neu ist das Phänomen der Label-Manie. Häufig wird für ein groß aufgedrucktes Logo auf einer Tasche, einem Shirt oder einem Gürtel viel Geld bezahlt, nur um der Umwelt kund zu tun, wie erfolgreich und finanzstark man ist. Widerstandslos verwandeln Millionen Trägerinnen sich in kostenlose Werbeflächen. Ralph Lauren hat frühzeitig mit diesem Phänomen gearbeitet und ein Vermögen damit verdient. Louis Vuitton drängt seine Initialen jedem auf, für den die eigenen keinen Wert haben.

      Der Drang, sich mit einem teuren Etikett zu versehen, ist gewöhnlich, weil er für alle, ob mit oder ohne Geschmack, zu haben ist. Guter Geschmack spricht für sich. Doch was genau ist eigentlich guter Geschmack?

      Mit Sicherheit nicht die Antwort auf die Frage, ob ein Rock lang oder kurz, schwarz oder blau, kariert oder gestreift sein muss. Guter Geschmack ist vielmehr eine Frage des sozialen Verhaltens.

      „Guter Geschmack hat etwas mit Höflichkeit zu tun, mit meinem Verhältnis zum anderen. Will ich ihn in maßlose Bewunderung ob meiner finanziellen Verhältnisse


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