mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild. Hedwig v. Knorre

mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild - Hedwig v. Knorre


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      Am nächsten Tag riecht das Baby – irgendwie – komisch, schlecht. Nein, es ist nicht die Windel. Ich muss richtig suchen. Als ich es sehe, wird mir übel. Unter den Achseln hat es geschwitzt und weil ich es nicht gebadet habe, hat es sich dort entzündet, die Haut ist knallrot, da ist Eiter, richtig offene Stellen! Oh wie ich erschrecke! „Was bin ich für eine schlechte Mutter!“ Ich hole den Fön. Mein Baby liebt die warme Luft auf der kranken Haut. Danach öle ich es ein. Zwei Tage lang behandele ich diese Stelle sehr sorgsam, dann ist es wieder verheilt. Ein Glück! Mein schlechtes Gewissen bleibt. Von nun an steht regelmäßiges Baden wieder weit oben auf der Prioritätenliste.

      Auf solche Weise wird ein gesundes Gewissen lebenslang weiter entwickelt. Es leitet uns im Zusammenleben mit anderen Menschen. Es ist das Fundament für ein positives soziales Miteinander.

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       Nähe und Wärme

      Beschäftigen wir uns mit dem Aspekt Nähe und Wärme. Menschen suchen die Nähe und Wärme anderer Menschen. Menschen brauchen die Nähe und Wärme anderer Menschen. Das ist gleichermaßen ein körperliches und psychisches Grundbedürfnis.

      Wir Menschen erleben diese nahe Wärme in vertrauten Gesprächen, oder bei gemeinsamen Mahlzeiten, und natürlich körperlich durch Umarmungen, Zärtlichkeiten, last not least beim Sex. Fehlt uns diese warme Nähe, fehlt und etwas essentielles! Dann gehen wir ein, selbst wenn wir materiell optimal versorgt sind.

      Betrachten wir die Mutter-Kind-Beziehung unter diesem Aspekt. Gibt es größere körperliche Nähe zwischen zwei Menschen als während der Schwangerschaft? Ein Mensch in einem anderen Menschen – näher geht es nicht! So soll es auch sein. Ein Kind soll zum Beginn seines Lebens warm und geborgen heran wachsen.

      Darauf folgt das Stillen! Die Brust ist vorbereitet und das Kind sucht ganz von selbst nach der Milchquelle. Auch dabei sind wieder die gleichen Hormone involviert – Hormone, die Wohlbefinden, Ausgeglichenheit und Glücksgefühle bewirken. Das ist auf natürliche Weise wunderbar eingerichtet. Nutzen wir diese natürlichen Möglichkeiten! Sie bereichern unser aller Leben in unersetzlicher Weise!

      Titel

       erlebt

      Ich hatte das. Ich habe es genossen. Beim Stillen lag ich entspannt im Bett und habe mein Kind genossen. Ich habe die Arbeit ausgeblendet, die auf mich wartete, und ebenso die großen Probleme dieser Welt. Ich war ganz im Hier und Jetzt. Ich empfand es als Wunder, immer und immer wieder neu: mein Kind, hier so nah bei mir – es ernährt sich durch mich, durch meine Milch! Meine Brust gab meinem Kind alles, was es zum Leben brauchte.

      Meine Kinder genossen es ebenso wie ich. Entspannt und genussvoll tranken sie. Ihre kleinen Händchen tatschten auf meiner Brust herum. Ihre Augen waren halb geschlossen, dann wieder neugierig weit geöffnet. Manchmal suchten sie mein Gesicht, und wenn sie meine Augen fanden, lachten sie breit und vergaßen für einen Moment das Trinken! Dann lief meine Milch aus ihrem Mündchen und ich erinnerte sie sanft mit einem Wort und einer Fingergeste, weiter zu trinken. Manchmal tranken sie weiter, ihr Blick tief in meine Augen versunken. Bis sie satt und friedlich einschliefen.

      Das, fand ich, ist die wahre Bestimmung meiner Brust! Sie ist eine erogene Zone, ja, auch beim Stillen. Das Saugen des Kindes an der Brustwarze produziert Hormon- und Neurotransmittercocktails, die echt „süchtig“ machen können! Glück ist es, das Gefühl, das ich versuche zu beschreiben und ich hatte es. Ich war glücklich mit meinen Kindern. Das war gut für meine Kinder. Und für mich auch.

      Viele Frauen, viele Kinder kennen das nicht. Es gibt in unserer Gesellschaft eine Unzahl von Hindernissen, die Müttern und Kindern dieses Glück verwehren. Ich freue mich, dass ich als Hebamme einigen Müttern und Kindern zu diesem Glück verhelfen konnte. Das Wissen darum fehlt oft sogar bei Fachleuten.

      Es ist das Glück des Kindes, Milch zu bekommen, zu nehmen. Auf der anderen Seite ist es das Glück der Mutter, da sie ihre Milch ja geben MUSS!

      Denn was wäre mit meiner vollen Brust ohne mein Kind? Nicht nur überflüssig und sinnlos wäre sie, nein, sie würde mich quälen und krank machen! Trank mein Kind, sagte ich oft „danke, dass du so schön trinkst! Das tut meiner Brust gut! Sie war so voll, es tat schon richtig weh …“

      Wir waren ein unterschiedliches Paar: ich groß, mein Kind klein. Ich gab Milch, mein Kind trank die Milch. Doch wir waren ein gleichwertiges Paar! Das Geben und Nehmen war ein notwendiger und glückbringender Prozess, für beide Seiten gleichermaßen.

      Dieses Glück ist meines Erachtens der Kern für ein friedliches, gleichwertiges Zusammenleben von Menschen auf dieser Erde. Wer dieses Glück kennt, dies Glück des Gebens und Nehmens zwischen zwei Menschen, sucht es immer und überall wieder. Glück über das Geben-Können auf der einen Seite, Glück über das Nehmen auf der anderen Seite. Gleichwertig beglückend für beide Seiten.

      Milchstau, Brustentzündung – auch davon war ich nicht verschont. Mit einer milchspendenden Brust umgehen, das will gelernt sein. Manchmal geht es ohne Schäden nicht ab. Eine milchgefüllte Brust ist empfindlich. Fuhr ich im heißen Sommer Fahrrad, schon hatte ich Schmerzen vom Fahrtwind und als Folge Milchstau – mit – Vorsicht! Entzündungsgefahr!

      Dies Glück fiel mir nicht zu. Ich musste es lernen und es mir erkämpfen. Meine Mutter hat es ganz anders gemacht. Sie hatte noch den „3.Reich-Umgang“ mit Kindern gelernt. Auch die Gesellschaft erwartete etwas anderes. Mehr Stress, mehr Konsum, irgendwie.

      Doch ich spürte tief in mich hinein: wie ist es eigentlich gedacht? Von der Natur, von Gott, von der Schöpfung? Es gab viele Hindernisse in mir und um mich herum. Auch der Vater meiner Kinder war zeitweise ein Hindernis.

      Doch ich suchte und fand dieses Glück immer wieder von Neuem. Auch als meine Kinder älter wurden und die Fänge der zwanghaften, ausbeuterischen Normen unseres Gesellschaftssystems sie erreichten, fanden wir doch über viele Jahre lang immer wieder zurück zu diesem gemeinsamen Glück. Ob wir Ausflüge miteinander machten, Unternehmungen – ob ich bei Schulaufgaben half … es war mir das Wichtigste, Erfüllendste, Kostbarste überhaupt, das warme nahe Miteinander!

      Ich hatte also dieses Glück mit meinen Kindern. Es war mir das Kostbarste meines Lebens überhaupt, das aller-aller-Wichtigste, heilig sozusagen. Mein Fühlen, Denken, Da-Sein, mein ganzes Leben drehte sich darum. Auch jetzt, Jahrzehnte später in der Rückschau kann ich nichts Falsches oder Schlechtes daran finden, im Gegenteil.

      Auch in meinem Beruf gab ich es weiter. Jeder Moment, in dem mir das ein wenig gelang, erfüllte mich mit tiefster Zufriedenheit und Freude.

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       wozu Hebammen

      Der Berufsstand der Hebammen ist für Menschen mit Gebärmutter essentiell wichtig. Das Tätigkeitsfeld der Hebamme ist per Definitionem die gesunde Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.

      Unser menschlicher Körper kann eigentlich alles selbst. Wir können schlucken, ohne dass uns jemand sagt, wie es geht. Auch den körperliche Ausscheidungsprozess von Urin und Stuhlgang bewältigen wir, ohne dass es uns jemand explizit erklärt hat. Ebenso können Frauenkörper eigentlich ganz selbstverständlich gebären.

      Der Unterschied vom Gebären zu den übrigen körperlichen Prozessen besteht einzig in der Häufigkeit. Wir schlucken und urinieren täglich. Darin fühlen wir uns absolut sicher. Daran sind wir gewöhnt.

      Gebären dagegen, das tun wir nicht täglich. Im Gegenteil! Manche Menschen mit Gebärmutter tun es nie, andere nur ein mal im Leben. Dieser ungewohnte körperliche Prozess verunsichert. Darin fühlen wir uns nicht mehr sicher. Diese Verunsicherung verursacht Stress, und die Stresshormone stoppen den gesunden Prozess.

      Darum ist eine Begleitung beim Geburtsprozess nötig. Die Hebamme kennt den Prozess von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Sie ist präsent und sieht, dass alles so läuft, wie es soll. Sie vermittelt Sicherheit: „alles okay! Nur weiter so!“

      Wo


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