Mit dem Leben hadern- Meine Zeit vor der Psychiatrie. Sandra Mularczyk

Mit dem Leben hadern- Meine Zeit vor der Psychiatrie - Sandra Mularczyk


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      Wirbelstürme. Orkanböen. Heftige Gewitter.

      Stürmische Zeiten, die einem nicht nur den Boden oder den Füßen wegziehen, sondern manchmal auch das Dach über dem Kopf

      wegreißen.

      Lebenskrisen.

      Schicksalsschläge.

      Familiendramen.

      Ereignisse, die wie eine Lawine einher rollen und einen platt machen.

      Kartenhäuser, die einstürzen.

      Herzen, die brechen als wären sie aus Glas.

      Träume, die platzen wie Seifenblasen.

      Wunden, die bluten.

      Narben, die nie wieder zu heilen scheinen.

      Beine, die kraftlos werden.

      Menschenaugen, die orientierungslos werden.

      Menschenhände, die nach einem Kompass greifen wollen.

      Menschenkörper, die begraben unter einem Trümmerhaufen, hervorkriechen und nicht wissen, wie es weitergeht.

      Die wie gelähmt dastehen, während die Welt um sie herum rast und ihre gewohnten Runden dreht.

      Menschen,deren Welt still steht,

      denen die Umgebung zu laut,

      zu schnell,

      zu unberechenbar wird.

      Menschen,die vom Weg abkommen und einen neuen Weg suchen.

      Sich auf eine Reise begeben, von der sie nicht wissen, wohin sie geht.

      Es sind Menschen, deren Leben ver rückt ist.

      Etwas wurde ver rückt.

      Verschoben.

      Etwas, das normal schien,

      etwas, das selbstverständlich schien,

      hat sich schlagartig verändert.

      Aus alt und vertraut, wurde neu und fremd.

      Es sind Menschen, die sich plötzlich auf einer Reise befinden, zum Teil ohne Gepäck, ohne Vorbereitung, ohne die nötigen Vorkehrungen

      treffen zu können.

      Eine Reise, die sie zwingt alles stehen und liegen zu lassen und einfach los zu gehen.

      Eine Reise, die vor allem zu Beginn weniger Freude, sondern eher Unbehagen und ein mulmiges Gefühl im Bauch bereitet.

      Es geht hier nämlich um keinen Urlaub nach Mallorca, sondern um eine Reise mit unbekanntem Weg, mit unbekanntem Ziel.

      Jede Reise ist anders,

      so wie auch jeder Mensch anders ist,

      jedes Leben anders ist,

      jeder Schicksalsschlag ist.

      Bei Menschen, deren Leben aufgrund eines Ereignisses oder aufgrund von Erfahrungen, Situationen, Begebenheiten oder sogar

      Krankheiten das Leben ver rückt ist, gibt es viele Unterschiede, aber auch so manche Parallele.

      Die größte Gemeinsamkeit liegt wohl darin, dass es sich um eine Reise durch Höhen und Tiefen handelt, um eine Reise mit unbekanntem

      Ziel. Eine Reise ins Ungewisse.

      Meine Reise ins Ungewisse werde ich nun zu Papier bringen.

      Doch erst möchte ich allen Interessierten eine Einladung schicken, mich auf meinem Weg zu begleiten.

      Labyrinth des Lebens

      Wo bin ich?

      Wer bin ich?

      Ich fühle mich so verloren.

      Ganz und gar verloren in dieser Welt. Ich will nach Hause.

      Suche Heimat,doch wo ist Heimat?

      Ich kann sie nicht mehr finden.

      Habe mich im Leben verlaufen.

      Im Labyrinth des Lebens.

      Kann mich bitte jemand aufwecken? Aus diesem Alptraum?

      Ich will doch einfach nur nach Hause. Ist das zu viel verlangt?

      Mein alter Freund-Die Einsamkeit

      Einsam.

      Bittere Einsamkeit.

      Alles schon erlebt,

      alles schon gefühlt.

      Dachte ich.

      Ich hielt Einsamkeit für einen mir vertrauten Bekannten.

      Wir waren so was wie Freunde

      und haben uns regelmäßig getroffen. Auch die Melancholie hat sich häufig zu uns gesellt.

      So saßen wir oft da,

      gemeinsam und doch einsam

      und fragten uns,

      wo wir hin gehören,

      wieso wir das Gefühl haben,

      hier falsch zu sein.

      Wir fühlten uns wie Außerirdische.

      Irgendwie seltsam.

      Irgendwie fremd.

      Irgendwie anders.

      Als wären wir nicht für dieses Leben gemacht.

      Als wären wir nur ausversehen hier gelandet.

      Quasi ausgesetzt worden.

      Wenn ich diese Treffen von früher mit dem Jetzt vergleiche,

      mit dem Jetzt, das sich anfühlt

      wie etwas Fortlaufendes,

      wie etwas niemals Endendes.

      Mit dem Jetzt, das sich nicht anfühlt wie ein Besuch

      oder wie ein Treffen unter guten Kumpels,

      sondern wie ein Gefängnis,

      könnte ich laut los lachen.

      Ja, wäre das Ganze nicht so schlimm, würde ich tatsächlich lachen.

      Ich würde lachen

      und mich vor lauter Lachen nicht mehr einkriegen.

      Ja, ich würde lachen,

      hätte ich DIESES Gefühl nicht.

      Dieses Gefühl in einem Drama festzustecken.

      Dieses Gefühl gegen Wände zu laufen.

      Gegen Mauern aus Beton.

      Dieses Gefühl, das die Zeit still steht und doch viel zu schnell rast.

      Dieses Gefühl, für das ich keine Worte finde,

      keine Bezeichnung.

      In der absoluten Tiefe

      Einsamkeit?

      Ich habe damals Einsamkeit empfunden?

      Pseudo- Einsamkeit!

      Oder eine Vorstufe von Einsamkeit.

      Oder eine sanfte Vorbereitung.

      Wobei moment mal.

      Vielleicht war das ja doch Einsamkeit.

      Vielleicht bin ich jetzt darunter.

      Vielleicht habe ich mich damals auf den oberen Schichten der Einsamkeit befunden und bin nun ganz tief unten.

      Unter der Einsamkeit.

      In der absoluten Tiefe.

      Herrgott, da bekommt das Wörtchen Tiefgründigkeit


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