Menschen. Medien. Macher.. Branko Woischwill

Menschen. Medien. Macher. - Branko Woischwill


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das „Wunsch“-Berufsbild vorab informieren würden. Sie sollen eigentlich nicht erst bei uns merken, vielleicht sogar während des Auswahlgesprächs, dass der Beruf eigentlich doch gar nichts für sie ist.

      Praktikum

      Den Stein ins Rollen bringen

      [str] Vom Volontariat über ein Fachstudium in Kombination mit einem Quereinstieg bis hin zur Journalistenschule gibt es viele Wege in die Medien. Für eine langfristige Perspektive in der Medienbranche ist eines ein nahezu unverzichtbarer Meilenstein: Das Praktikum. „Früher waren Praktika ein Plus, heute sind sie ein Muss“, sagt Anna-Maria Engelsdorfer vom Hochschulteam der Arbeitsagentur in München.

      Klar – das Praktikum ist kein Garantieschein für einen gelungenen Berufseinstieg. Aber du lernst Menschen und Arbeitsweisen kennen und kannst überprüfen, ob dich der Job wirklich träumen lässt. Ein Praktikum trägt zur Berufsfindung bei und hilft dir, ein eigenes Profil im Hinblick auf persönliche und fachliche Stärken, Interessen und Schwächen zu entwickeln .

      Medienpraktika lohnen sich aber nicht nur für dich: Unternehmen lernen junge Talente kennen und bekommen vielleicht neue Impulse von außen.

      Bei der Praktikumswahl sollte man darauf achten, die verschiedenen Mediengattungen abzudecken. Genauso ist es ratsam, auch in verschiedene Ressorts zu blicken.

      Vor allem sollte dabei aber ein roter Faden zu erkennen sein, die Praktika aufeinander aufbauen. Zunächst in der Printsparte anzufangen. Ein Beispiel: Man fängt an bei einer Lokalredaktion, geht dann zu einer Magazinredaktion oder zu einem Lokalsender, um im Laufe dessen seine Lieblingsressorts und Mediengattungen kennen zu lernen. In der Lokalredaktion einer Zeitung lernt man von der Pike auf das

       Schreiben – die Grundlage für jeden Medienberuf. Im Fernseh- oder Radiobereich wird das Wort lediglich um (Bewegt-)Bild und Ton ergänzt. Anfangen kann man mit dem Sammeln von Praxiserfahrung nicht früh genug. Schon vor und während des Studiums heißt es: „Machen, machen, machen.“ So entgeht man am ehesten der Gefahr, sich nach seinem Abschluss von Praktikum zu Praktikum zu hangeln.

      Bei all den Vorzügen von Praktika: Zu viele davon können auch ein negatives Licht auf den Mediennachwuchs werfen – genauso, wenn Praktika erst nach Studienabschluss absolviert werden. In beiden Fällen kann der Anschein erweckt werden, der Praktikant sei nicht gut genug für eine feste Stelle. Um nicht in die Praktikumsmühle zu geraten, sollte man sich nach Studienende also eher um eine befristete Stelle oder um freie Mitarbeit bemühen. Trotzdem: Praktika sind Türöffner, gerade wenn sie so früh wie möglich absolviert werden, sowie bei richtigem und wohlbedachten Einsatz.

      Wie erkenne ich ein qualifizierendes Praktikum?

      Es wird ein Vertrag abgeschlossen, in dem folgende Punkte geregelt sind: Lernziele, Dauer, Inhalte, Vergütung und Regelung im Krankheitsfall sowie Urlaub und der Zugriff auf einen Arbeitsplatz.

       Mit Beginn der Ausbildung wird der Praktikant über seine Rechte und Pflichten informiert, wie zum Beispiel geregelte Arbeitszeiten, Ruhepausen, Verschwiegenheitspflicht.

       Es wird eine leistungsgerechte, monatliche Vergütung gezahlt.

       Das Praktikum dauert maximal sechs, mindestens aber drei Monate. In dieser Zeit durchläuft der Praktikant eine fundierte Einführung, die Einblick in die betrieblichen Bereiche und den jeweiligen Produktionsablauf gewährt.

       Dem Praktikanten steht ein qualifizierter Betreuer zur Seite.

       Eine Substituierung von Vollzeitstellen durch Praktikanten darf nicht stattfinden. Das Praktikum dient vornehmlich zur beruflichen Orientierung während der Ausbildungsphase, nicht zur Kostensenkung innerhalb des Unternehmens. Nicht die Arbeitsleistung des Praktikanten darf im Vordergrund des Praktikums stehen, sondern das Erreichen der Lernziele.

       Der Praktikant soll nicht mit der vagen Aussicht auf eine anschließende Vollzeitstelle angelockt werden.

       Nach Abschluss des Praktikums hat der Praktikant Anspruch auf ein qualifizierendes Zeugnis, das von dem Betreuer und/oder von der Geschäftsführung/der Personalleitung unterschrieben ist.

       Nach Halbzeit soll der Praktikant in einem persönlichen Gespräch vom Teamvorgesetzten oder Betreuer beurteilt werden.

      Volontariat

      Der Sprung ins kalte Wasser

      [str] Das Volontariat ist vergleichbar mit einer Lehre: Eine Ausbildung zum Redakteur, die allerdings nicht gesetzlich geregelt ist, sondern durch einen Tarifvertrag. Darin wird eine intensive Ausbildung mit enger Verbindung zur Praxis garantiert, dank derer die Chancen nicht schlecht stehen, nach Abschluss eine Stelle als Redakteur zu bekommen.

      Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Bei abgeschlossenem Studium kann das Volontariat auf 15 Monate verkürzt werden.

      In der Ausbildung sollen verschiedene redaktionelle Ressorts oder Abteilungen durchlaufen werden. Sollte dies im Ausbildungsunternehmen nicht möglich sein, muss es ermöglicht werden, die Stationen in kooperierenden Medienhäusern zu besuchen.

      Während des Volontariats kommen die Volontäre zur „systematischen Vermittlung fachspezifischer Kenntnisse und zur Vertiefung der in der praktischen Ausbildung erworbenen Kenntnisse“ regelmäßig, mindestens einmal monatlich, mit dem Ausbildungsredakteur zusammen.

      Neben der redaktionellen Ausbildung im eigenen Haus oder in kooperierenden Medienhäusern sollen Volontäre sechs Wochen außerbetrieblich geschult werden. Vier Wochen davon sind meistens in den Grundkursen der Presseakademien abzuleisten, zwei Wochen können auch auf Vorschlag des Volontärs gestaltet werden.

      Als Volontär sollte man mindestens volljährig sein, erste journalistische Erfahrungen zum Beispiel bei einer Schülerzeitung, einem Praktika oder freier Mitarbeit mitbringen und das Abitur in der Tasche haben. In der Regel wird mittlerweile auch ein abgeschlossenes (Grund-)Studium vorausgesetzt.

      Allerdings kann man auch ohne Studium oder Abitur an eine Volontärsstelle kommen: Prof. Weischenbergs Studie „Journalismus in Deutschland 2“ hat ergeben, dass das immerhin (noch) zwei Prozent der 1.536 befragten Journalisten schafften. Zwei prominente Beispiele: Kai Diekmann, Chefredakteur der „Bild Zeitung“ sowie Reporter und Abenteurer Helge Timmerberg. Diekmann schnupperte erst bei der Bundeswehr in die Medienwelt und absolvierte dann Praktikum und Volontariat bei der „Bild am Sonntag“.

      Timmerberg trampte mit 17 Jahren in vier Monaten von Bielefeld in den Himalaya, meditierte, hörte auf seine innere Stimme, die ihm sagte: „Gehe nach Hause und werde Journalist.“ Er kam dann als Volontär bei der „Neuen Westfälischen“ unter.

      Das perfekte Volontariat

      ... bietet eine vielseitige journalistische Ausbildung in verschiedenen redaktionellen Ressorts oder in Kooperation mit anderen Medienunternehmen. Das ausbildende Unternehmen verfügt über mindestens drei Redakteure und garantiert so eine gute Betreuung.

       ... wird tariflich entlohnt. Außerdem dürfen Volontäre keine presserechtliche Verantwortung übernehmen und nicht auf Dauer die Arbeit von Redakteuren leisten.

       ... wird auch als „Volontariat“ oder „Redaktionsvolontariat“ bezeichnet, nicht etwa als Hospitanz, Trainee oder Praktikum.

       ... bietet neben der redaktionellen Ausbildung eine überbetriebliche Ausbildung in Einrichtungen der journalistischen Aus- und Weiterbildung. Dauer: mindestens vier Wochen im ersten und zwei Wochen im zweiten Ausbildungsjahr. Bezahlung: durch das ausbildende Unternehmen.

       ... ist geregelt durch einen vorab geschlossenen Anstellungsvertrag, der Angaben zu folgenden Themen enthält: Dauer der Ausbildung, Angaben zum Ausbildungsplan, Benennung ausbildender Personen bzw. Betreuer, Probezeit, Monatsgehalt, Urlaub, Anspruch auf ein Zwischenzeugnis drei Monate vor Volontariatsende sowie zum Ende auf ein qualifizierendes Zeugnis.

       ...ist neben dem Anstellungsvertrag auch durch einen Ausbildungsplan geregelt, der mindestens folgende Angaben enthalten sollte: Stationen der redaktionellen und überbetrieblichen Ausbildung, Benennung eines/einer Ausbildungsredakteur/in.

      Dr. Kai Viktor Burr


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