DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH. Hedwig v. Knorre
Experiment wurde vielfach als Beleg dafür verstanden, dass fast jeder Mensch unter bestimmten Bedingungen bereit ist, nicht seinem Gewissen zu folgen, sondern einer Autorität. Daher wird es zur Erklärung der Frage herangezogen, warum Menschen foltern oder Kriegsverbrechen begehen. Wegen seiner spektakulären Ergebnisse wurde das Experiment in einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen. Die New York Times titelte zum Beispiel: „Fünfundsechzig Prozent folgen in einem Test blind dem Befehl, Schmerzen zuzufügen“. Die Times erkennt die Gefahr einer ungebremsten Gehorsamsbereitschaft an und sieht in dem Experiment eine Erklärung für die Verbre-chen der Nationalsozialisten und amerikanischen Gräueltaten in Vietnam. Andere Blätter kritisieren Milgram und die Yale Uni-versität für die Zerreißprobe, vor die sie die Probanden stellten.
Auch gab es sehr unterschiedliche Interpretationen der Ergebnisse und der konditionierenden Faktoren. Erich Fromm etwa behauptete, Grund für die Bereitschaft, dem Versuchslei-ter zu gehorchen, sei das besonders hohe Ansehen, das die Wissenschaft als Institution in Amerika besäße. Das entschei-dende Ergebnis sei nicht die Zahl der Teilnehmer, die die Schüler mit den höchsten Spannungen bestraften, sondern der bei fast allen Teilnehmern beobachtbare ausgeprägte Gewissenskon-flikt. Die Zahl der Teilnehmer ohne Gewissenskonflikt sei bei Milgram jedoch nicht genannt. Fromm sieht die Berichte über die innere Aufgewühltheit und das Leiden der Probanden beim Handeln gegen das eigene Gewissen als Beleg für die Stärke des moralischen Bewusstseins. Arno Gruen deutet die psycho-somatischen Reaktionen der Befragten als ein Zeichen der Entfremdung.
Im Jahr 2008 wurde das Experiment von Jerry Burger an der Santa Clara University unter modifizierten Bedingungen – es wurden Frauen beteiligt und es war ein „Bedenkenträger“ anwesend – mit fast identischen Ergebnissen wiederholt.
Im Frühjahr 2009 wurde das Experiment unter Nutzung der „Autorität des Fernsehens“ statt der der Wissenschaft im Rahmen einer vermeintlichen Spielshow in Frankreich wiederholt und aufgezeichnet. Der Film von Christophe Nick wurde am 18. März 2010 erstmals im Abendprogramm (mit dem Vermerk: nicht für Kinder unter 12 Jahren) auf dem Fernseh-sender France 2 mit anschließender Diskussionsrunde ausge-strahlt. In dem Fernsehexperiment gingen 80 % der Teilnehmer bis zur höchsten Bestrafungsstufe.
(Nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment)
Resumee
Normale Menschen haben ein Gewissen, doch es gibt auch gewissenlose Menschen. Normale Menschen mit Gewissen erleben Machtpositionen eher bedrückend im Sinn eines Verantwortungsdrucks. Gewissenlose Menschen hingegen mögen Machtpositionen.
In Hierarchien neigen normale Menschen dazu, dem Gehorsam Priorität einzuräumen vor ihrem Gewissen. Darum befolgen sie auch unsinnige, widersinnige und sogar grausame Befehle. In der Realität gehen solche Befehle in der Regel von gewissen-losen Mächtigen aus.
7 Menschenbilder
Der Pfarrer in der Kirche, die Leiterin des Gymnasiums, der Polizist im Streifenwagen, die Bäckereiverkäuferin und der Autoverkäufer, BriefträgerInnen, RichterInnen usw: alle haben ihr individuelles Menschenbild, ihre Vorstellung vom Menschen, wie der Mensch ist, innerlich: was ihn motiviert, bewegt, ihm gut oder schlecht tut. Darüber gibt es manch theoretischen Streit, und am besten verstehen sich Menschen mit dem gleichen Menschenbild.
Das Menschenbild ist Teil unseres Weltbildes. Alle Menschenbilder spiegeln Teilaspekte der menschlichen Realität, erfassen jedoch meist nicht ihre gesamte Komplexität. Mit den meisten Menschenbildern kommt jedoch jedeR früher oder später an die Grenzen des Erklärbaren. Dann hören wir gewöhnlich wieder auf, darüber nachzudenken, und gehen zur Tagesordnung über. Das ist möglich – solange das Leben funktioniert. Funktioniert es nicht mehr, wird's problematisch: dann kommt's drauf an, aufs Menschenbild! Auf's allgemeine Menschenbild ebenso wie auf's Selbstbild.
Wie sind Menschen? Wie sind wir wirklich? Wie bin ich?
Jede Disziplin vermittelt ein eigenes Menschenbild als Basis ihrer Lehren.
Religion “der Mensch ist schlecht”
Humanismus “der Mensch ist gut”
Wirtschaftswissenschaften “homo oeconomicus”
da gibt es eine Gegenbewegung: “Menschen sind prinzipiell soziale Wesen, also gut, wir müssen Bedingungen schaffen, die es erlauben, dies auszuleben”
Kirche: “wir sind alle Sünder”: JedeR ist schlecht, jedeR wäre zu allem fähig, entsprechend den Umständen
und sehr viele andere mehr...
Realistisches Menschenbild
Unrealistische Menschenbilder gehören zu den destruktivsten Elementen im Leben.
Eins der wichtigsten Anliegen dieses Buches ist es darum, ein realistisches Menschenbild zu vermitteln. Menschenbilder sind die Grundlage für unser Handeln, also für das Handeln normaler Menschen. Darum müssen unrealistische Menschenbilder zu falschem Handeln führen, was sich wiederum destruktiv auf das Leben auswirkt.
Dies gilt sowohl für unrealistisch positive Menschenbilder „alle Menschen sind gut!“ wie für unrealistisch negative Menschenbil-der „alle Menschen sind schlecht“ und auch für das viel zitierte unklare Menschenbild „wir sind alle aus der gleichen Mischung“. Dabei ist dies Buch ist kein Lehrbuch über allgemeine Psycholo-gie, Psychiatrische Erkrankungen usw. Alles, worüber es genü-gend gute Literatur gibt, tippe ich nur kurz an, um darauf aufzubauen, daran anzuknüpfen und es weiter zu führen. Da gibt es nämlich eine GROSSE LÜCKE. Die gilt es zu füllen.
Es gehört zur Taktik der DESTRUKTIVEN, ihre manipulativen Fähigkeiten zu nutzen, um verzerrte, unrealistische Menschen-bilder zu produzieren. Dies tun sie im großen Stil über Medien und ebenso im persönlichen Umfeld ganz direkt auch mit einzelnen MitarbeiterInnen, Familienmitgliedern, im Freundes-kreis. Je besser ihnen diese Manipulation gelingt, desto erfolg-reicher ihr destruktives Wirken.
Was machen Menschen • mit anderen Menschen • • und warum?
Menschliche Interaktionen sind komplexe Phänomene. Diese möchte ich so einfach wie möglich darstellen. Auf der einen Seite geht um Persönlichkeiten, auf der anderen Seite um Interaktionsstrukturen. Einige Aspekte zur Interaktionspsycho-logie kamen schon in vorangegangen Kapiteln zur Sprache. An dieser Stelle wenden wir uns der Persönlichkeitsdiagnostik zu.
Kleine Einführung in die Persönlichkeitsdiagnostik
Die kleine Einführung in die Persönlichkeitsdiagnostik beginnt selbstverständlich mit dem normalen Menschen im Gegensatz zum gewissenlosen Psychopathen. Für manche wird wenig Neues dabei sein. Studiengänge wie Psychologie und Medizin, Pädagogik und Soziologie und viele entsprechende Berufsaus-bildungen vermitteln die wesentlichen Elemente dieses Wissens. Trotzdem gehört es an dieser Stelle einfach dazu. Ich fasse mich kurz.
Persönlichkeitsdiagnostik – was ist das?
Persönlichkeitsdiagnostik betreibt jedeR, ganz unwillkürlich: "der ist so wie..."; "das ist so ein Typ..."; "ich kenn diese Sorte..." : Menschen sind verschieden, Sie und ich auch, und schon immer hatten Menschen ein Bedürfnis, sich mit Hilfe einer systema-tischen Persönlichkeitsdiagnostik im Chaos unterschiedlicher Charaktere zu orientieren. Persönlichkeitsdiagnostik gibt es seit Menschengedenken, und längst hat sich auch die moderne Wissenschaft dem Thema Persönlichkeitsdiagnostik zugewandt.
Gleichzeitig ist Persönlichkeitsdiagnostik verpönt: „man kann doch nicht jedem 'n Stempel aufdrücken“ oder "lass doch einfach alle, wie sie sind!" Weitere Kritik hat im Focus, dass das Einordnen, Einsortieren, Kategorisieren und Katalogisieren von Menschen zu Diskriminierung, Ausgrenzung oder gezielterer Ausbeutung von Arbeitskräften führt. Es wird gründlicher “ge-siebt”, die “Ausschussware” wird entwertet mit dem Ergebnis “teile und herrsche”.