Die neuen Alphafrauen. Группа авторов

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im Hintergrund, das zeigt das Beispiel Birgit Behrendt, können aber offenbar auch dann die Karriere beflügeln, wenn keine Kinder vorhanden sind: Die Deutsche ist die derzeit erfolgreichste Frau in der US-Autoindustrie, sie verwaltet als Einkaufschefin von Ford einen Etat von 35 Milliarden Dollar.

      Einkaufschefin Birgit Behrendt bei Ford Europa in Köln (dpa)

      Ihr Mann gab seine Karriere bei Bayer auf, heute kümmert er sich um Haus, Garten und Boot. Behrendt weiß das zu schätzen: "Das ist wahnsinnig viel Arbeit, und ich bin meinem Mann sehr dankbar, dass er das übernimmt."

      So luxuriös es ist, einen treu sorgenden Ehemann hinter sich zu wissen - unerschöpflich dürfte das Reservoir an Kandidaten, die zum Wohl der Karriere ihrer Frauen zurückstecken, nicht sein. Entsprechend wächst die Zahl der Managerinnen, die im Team mit ihrem erfolgreichen Mann die Herausforderungen eines gemeinsamen Power-Lebens auf sich nehmen - und durchaus wertschätzen, einen Sparringspartner an ihrer Seite zu haben, der die Fallstricke der Businesswelt kennt. Eines dieser Paare: Beatrice Weder di Mauro und ihr Mann Filippo di Mauro. Sie gehört dem Sachverständigenrat an, er ist Abteilungsleiter bei der Europäischen Zentralbank, zusammen haben sie einen Sohn. Ein anderes sind Dorothee und Martin Blessing - er Chef der Commerzbank, sie Managing Director bei Goldman Sachs -, die auch mit drei Kindern gleichermaßen ihre beruflichen Ziele verfolgen.

      Eine Erfolgsgarantie für eine glückliche Ehe ist die gemeinsame berufliche Verwirklichung beider Partner allerdings genauso wenig wie das Alpha-Beta-Modell: Auch in der Ehe von Andrea Jung etwa, Vorstandschefin des Kosmetikkonzerns Avon, und Michael Gould, CEO der Einkaufskette Bloomingdale's, steckte keiner zurück, nachdem der gemeinsame Sohn auf der Welt war. Bis heute sind die beiden auf ihren Chefposten - die Ehe aber ist schon lange geschieden.

      Von Annette Dowideit und Ileana Grabitz, erschienen am 6. Februar 2011

      Kinder, Küche, Ehrenamt

      Frauenförderung ist in den meisten Dax-Konzernen gerade groß in Mode. Privat setzen die Vorstandschefs aber meist auf das traditionelle Modell: Der Mann auf dem Chefsessel, Frau zu Hause bei den Kindern. Dabei sind die Ehegattinnen überwiegend hervorragend ausgebildet und könnten selbst Karriere machen

      20 der 31 Vorstandschefs von Dax-Konzernen sind mit Frauen verheiratet, die selbst nicht berufstätig sind. Bei der Besetzung von Chefposten im Management spielen traditionelle Werte wieder eine größere Rolle

      Pirkko Mölsä lernte ihren Mann Josef beim Studium an der Elite-Universität in St. Gallen kennen. Er korrigierte damals als wissenschaftlicher Assistent eine Arbeit der jungen Finnin. Die beiden Ökonomen wurden ein Paar, bald heirateten sie. Er machte Karriere und ist heute Vorstandschef der Deutschen Bank. Sie hütet das Haus, sie hat die gemeinsame Tochter großgezogen, und sie unterstützt ihren Mann. "Sie hält ihm den Rücken frei, liest Bücher, die zu lesen er selber keine Zeit findet, und schreibt für ihn mitunter kurze Zusammenfassungen über das Gelesene", schreibt der Schweizer Journalist Erik Nolmans in seiner Biografie über Josef Ackermann. Im Hause des Top-Managers sind die Rollen ganz klassisch verteilt.

      Über die Ehefrauen der meisten Dax-Chefs ist so gut wie nichts bekannt, und auch die Pressestellen halten sich äußerst bedeckt. Bei der Deutschen Bank und bei Henkel heißt es, über die Frau des Vorstandschefs werde nicht gesprochen, Siemens gibt die Auskunft, eine Gesprächsanfrage in dieser Richtung solle man sich lieber sparen. Die Gattinnen treten meist nur in Erscheinung, wenn sie ihre Männer zu gesellschaftlichen Anlässen begleiten. Oder, wie im Fall des Adidas-Vorstandsvorsitzenden Herbert Hainer, in einem Zeitschriftenartikel Erwähnung finden: im Zusammenhang mit der Feststellung, der Mann lebe bescheiden und lasse seine Vorstandskollegen "von seiner Ehefrau bewirten".

      Zwar ist in den Führungsetagen der deutschen Unternehmen Frauenförderung derzeit das bestimmende Thema. Momentan scheint es kaum einen Dax-Konzern zu geben, der nicht daran feilt, eine Frauenquote einzuführen, die erste Frau in den Vorstand zu hieven oder spezielle Programme für weibliche Führungskräfte aufzulegen. Doch privat setzt der überwiegende Teil der Vorstandschefs auf das traditionelle Familienmodell. 20 der 31 Dax-Vorstandschefs (beim Softwareunternehmen SAP stehen zwei Männer an der Spitze) sind nach Recherchen der "Welt am Sonntag" mit Frauen verheiratet, die nicht berufstätig sind - obwohl viele von ihnen hochkarätige Ausbildungen genossen haben. "Vermutlich liegt das daran, dass die Paare schon zu Beginn der Karriere erkannt haben, dass der Mann das weit größere Einkommenspotenzial hat", sagt Klaus Hansen, Geschäftsführer der Personalberatung Odgers Berndtson in Frankfurt. Für die Frauen falle somit relativ früh die Notwendigkeit weg, selbst Geld zu verdienen. Dafür bleibt viel Zeit für die Erziehung der Kinder - von denen es in den Haushalten der Manager, auch bedingt durch deren hohe Einkommen, meist viele gibt. Und natürlich schafft die Freiheit, nicht zu arbeiten, Raum für manch ehrenamtliches Engagement.

      Die spanische Ärztin Marta Montal zum Beispiel lebt mit ihrem Mann, Siemens-Chef Peter Löscher, in München und kümmert sich nicht nur um die drei eigenen schulpflichtigen Kinder. Sie widmet ihre Zeit nebenher ihrer wohltätigen Arbeit als Vorstandsmitglied einer internationalen Schule, wie man auf der Homepage der Einrichtung nachlesen kann. "Durch die Arbeit ihres Mannes" sei sie recht häufig umgezogen und könne so ihre internationale Erfahrung heute in die Schulpflegschaft einbringen, schreibt die Medizinerin.

      Auch die erfolgreiche Chemikerin Andra Moffett-Dekkers ist vorrangig als Ehefrau und Mutter tätig. Nachdem ihr Ehemann Marijn Dekkers im vergangenen Oktober den Vorstandsvorsitz des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer übernahm, siedelte die Familie von den USA nach Deutschland über, was derzeit, wie man hört, eine Berufstätigkeit der Gattin erheblich erschweren soll. Begonnen hatte die Partnerschaft auf Augenhöhe: Moffett und Dekkers lernten sich in den Forschungslabors von General Electric kennen und sollen laut US-Medien dem Konzern gemeinsam zu mehreren Patenten verholfen haben.

      Gut ausgebildet ist auch die Frau von Henkel-Vorstandschef Kasper Rorsted - dem einzigen Dax-Vorstand, der mit Simone Bagel-Trah als Aufsichtsratsvorsitzende eine Frau als Chefkontrolleurin hat. Auch Frau Rorsted nutzt ihren MBA-Titel derzeit nicht, sondern kümmert sich um die vier Kinder. Und von Deutsche-Börse-Chef Reto Francioni heißt es, seine Frau, eine ausgebildete Pianistin, halte ihrem Mann vom Schweizer Familiensitz aus den Rücken frei und komme ihn manchmal in seinem Apartment in der Frankfurter City besuchen.

      Es scheint, als sei das klassische Rollenbild noch immer Voraussetzung für einen Aufstieg in den Management-Olymp. Zumindest ist kein einziger der Dax-Chefs bekanntermaßen Single oder schwul. Stattdessen sind von den 31 Vorstandschefs mindestens 30 verheiratet und haben bis auf eine Ausnahme mindestens ein Kind. Lediglich der Familienstand von Fresenius-Medical-Care-Chef Ben Lipps ist so gut geheim gehalten, dass sogar im Unternehmen selbst keine Kenntnis darüber besteht. Doch wie lässt sich das Fehlen alternativer Lebensstile erklären? "Wir erleben heute eine deutliche Rückkehr zum Wertkonservativismus", sagt Personalberater Hansen. In den Aufsichtsräten werde heute wieder stärker als etwa noch vor zehn Jahren Wert darauf gelegt, dass Kandidaten für Top-Management-Ämter einen soliden Lebenswandel führten. Das gelte für familiengeführte Unternehmen noch stärker als in Aktiengesellschaften. "Ein Manager, der sich von einer Affäre in die nächste stürzt oder mitten in einem schmutzigen Scheidungskrieg steckt, hat deutlich schlechtere Karten als jemand mit Frau und Kindern."

      Vor drei Jahren hat die Beratungsfirma in einer Studie die familiären Verhältnisse der Dax-Chefs untersucht. Das Ergebnis: Ein Vorstandsvorsitzender hatte damals 2,3 Kinder, statistisch gesehen. Eine Quote, die "deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,3 Kindern liegt", wie die Berater schrieben. Zwar haben seither ein paar Chefs gewechselt, die Zahlen blieben aber weitgehend gleich. Die Recherchen der "Welt am Sonntag" ergaben, dass der Schnitt - ohne Manager Lipps - derzeit sogar bei 2,6 Kindern pro Dax-Chef liegt. Elf der Manager haben drei oder mehr Sprösslinge. Beim Lufthansa-Vorstandsvorsitzenden Christoph Franz sind es sogar fünf. Überflüssig zu sagen, dass seine Frau, die er beim Wirtschaftsstudium in Lyon kennenlernte, für ihre Karriere wenig Zeit hatte.

      Natürlich geht es anders, und auch Kinder müssen kein Hindernis für eine Karriere der Ehefrau sein. Das beweist etwa das Power-Pärchen Martin


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