Der Zwilling. H. DERHANK
abschneiden wollen, doch ich ersticke daran, an ihm, an einer Bettdecke, die mich erwürgt, Bettdecke, die mich nicht schlafen lässt, mit ist albtraumhaft schlecht, fieberschlecht, ich will mich übergeben, aber der Traum lässt mich nicht los, er hat mich umklammert wie damals die Fesseln, die ich sprengen wollte, ich explodiere in Raserei und muss kotzen - nein!
Ich höre die Quelle.
Rotes Wasser.
Bachkiesel, die mit dem Blut spielen. Mit denen das Blut spielt. Rotes Fließendes im Quellwasser dunkle Schlieren ziehend. Ist das das Schwere? Das Dunkle auf der Leinwand?
Vielleicht ist dieses Schwere gar nicht meins. Aber ich weiß, dass es da ist. In mir. Dieses zu Tode foltern. Doch wenn das nicht meins ist, warum kenne ich dann alle Details? Mein Kopf ist also nicht leer, offensichtlich. Ich weiß um die Verbrechen, die meiner Zeit oder meiner Welt. Ich habe also eine: eine Zeit, eine Welt.
Ich träume diesen Körper nicht,
träumen tut der Körper mich.
Dann ist der nackte und verstümmelte Aljoscha wieder angekleidet, die Wunden sind verschwunden. Ungeschehen. Stattdessen bin ich es wieder, der angekettet ist, nur (nur!) angekettet, oder immer noch, und er, der andere, hat die Rosenschere in der Hand. Aber sie haben noch gar nicht angefangen, er und die Komplizen an seiner Seite. Böse Jungs, die sie sind und sich im Recht wähnen, dies hier tun zu dürfen. Und Aljoscha, ihr Anführer, sieht mich an und hat dasselbe gesehen wie ich, er ist Teil der Folter.
Ich träume diesen Körper nicht,
träumen tut der Körper mich.
So versuche ich, das mir Ausgemalte auszuwischen. Mir mit meiner imaginierten Hand das Bild meiner Rache mitsamt mir selbst fortzuwischen. Mir nichts mehr auszumalen. Mich und ihn mir nicht mehr erscheinen zu lassen. Weder den, der da liegt, noch den, der ihn demütigt. Aber ich kann nicht verhindern, dass wir uns durch das Schwarze hindurch immer wieder doch erscheinen. Aljoscha, der mich demütigt, und jetzt - nur einen Blitz weiter - ist er es wieder, beide Armen hochgerissen und an der Kette aufgehängt, er, ich? Mit dem Rücken an einer weiß gefliesten, überall blut- und kotbeschmierten Wand, die nackten Beine verdreht, kraftlos verdreht, das Gesicht unkenntlich zerfließend und die Stelle zwischen den Beinen ein dunkler, schlammiger See.
Ich blute diesen Körper nicht,
diesen Körper blut' ich nicht!
Die frühen sommermorgendlichen Vögel singen, und ich höre die verblassenden Bachkiesel und das Wasser miteinander spielen. Und der durch Vorhänge wehende Wind ist noch immer mild und freundlich zu meiner Haut. Ich fühle Gesicht, Arme, Bauch, Beine. Noch immer meine ich auf einer Waldlichtung zu liegen und mit geschlossenen Augen die Insekten zu hören, und die anderen Tiere des Waldes; und ich rieche Baumharze und alle vorstellbaren Feld-Wald-Wiesen-Düfte, es ist der frische Holzduft gefällter Bäume, alter ehrwürdiger Bäume, die einem Erweiterungsbau der Klinik weichen müssen. Und ich weiß noch immer nicht, wer ich bin. Ich lasse die Augen geschlossen.
Ich atme diesen Körper nicht,
diesen Körper atm' ich nicht!
Ich atme diesen Körper nicht,
diesen Körper atm' ich nicht!
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