Forever Collide. Celine Ziegler

Forever Collide - Celine Ziegler


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Er folgt mir zur Tür und hält sie mir auf.

      Ich sehe ihn ein letztes Mal missbilligend an und will gerade raus, da packt er meinen Arm und zieht mich vor die Tür, schließt sie hinter uns.

      „Was zum", fluche ich und befreie mich aus seinem festen Griff.

      „Jetzt pass mal auf", knurrt Danny und presst mich gegen die Wand, umfasst wieder fest meinen Oberarm. „Wahrscheinlich bist du nicht blöd genug, damit dir ihr kleines blaues Auge nicht aufgefallen ist und ich bin mir auch sicher, dass sie dir davon erzählt hat." Er hält seinen Finger vor meine Nase. „Aber ich sage dir eine Sache: Solltest du ihr nur ein beschissenes Wort einreden und sie mich verlässt ... Ich schwöre dir, das wird Konsequenzen hinter sich herziehen. Misch dich gefälligst nicht in fremde Angelegenheiten ein, sondern kümmere dich um dein eigenes Drecksleben, verstanden?"

      Wieder versuche ich seinen Griff von meinem Arm zu nehmen und funkele ihn böse an. „Du denkst, ich lasse zu, dass du meine beste Freundin schlägst? Was fällt dir eigentlich ein, lass mich verdammt nochmal los", zische ich.

      Er grinst wieder widerlich. „Du bist schwächer als ich, versuch es erst gar nicht."

      „Und du bist schwächer als ich, wenn ich zur Polizei gehe."

      Sein Griff wird fester und er drückt meinen Rücken wieder fast schmerzvoll gegen die Wand. „Rufst du die Polizei, wirst du sehen, was du davon hast!"

      Ich kneife die Augen zusammen. „Was habe ich denn davon? Wirst du mich dann auch schlagen?"

      Ein Lächeln ziert wieder seine Lippen. „Wer weiß. Gut möglich. Ich hatte es noch nie so mit einem reinen Gewissen."

      „Du bist doch krank." Ich winde mich wieder unter seinem Griff. „Wie konntest du Scar nur dazu bringen sich in dich zu verlieben?"

      „Ich bin ein kleiner Charmeur", säuselt er mir zu und der Druck an meinem Arm wird leichter. „Und außerdem ist Scar naiv."

      „Jemandem Liebe vorzuspielen ist nicht charmant."

      Jetzt streicht er meinen Arm entlang und sieht darauf. „Vielleicht solltest du wissen, dass ich sie wirklich liebe." Er sieht mich an. „Deswegen werden die Konsequenzen umso größer, wenn sie mich wegen dir verlässt."

      Ich kann ihn jetzt endlich wegschupsen, weil er mich nicht mehr festhält und gehe von ihm weg, richte meine Jacke wieder. „Du bist widerlich, Danny. So verdammt widerlich."

      „Sie hat sich schon mal für mich entschieden!", ruft er mir hinterher. „Und ich bin mir sicher, dass sie es nochmal tun wird!"

      Wutentbrannt gehe ich die Treppen hinunter und setze mich wieder in das Auto meines Vaters. Es ist so kalt, ich sehe meinen eigenen Atem. Dannys letzter Satz spielt sich die ganze Zeit in meinem Hinterkopf ab und ich schenke ihm kurz glauben, doch diesmal bin ich mir sicher, dass er Unrecht hat. Scar wurde schon zu oft von ihm gedemütigt, nochmal würde sie das nicht mehr mitmachen.

      Ich stütze mein Kopf in meiner Hand ab, während ich durch das dunkle kalte Aldbury fahre. Ich wünschte Aiden wäre hier. Ich wünschte, ich könnte mit ihm über die ganze Sache reden und seinen Beistand haben. Ich wette, er hätte sofort den perfekten Rat und wüsste sofort was zu tun ist. Er würde mir einfach helfen und mir beistehen. Einfach mein Retter in der Not sein.

      Mein Handy brennt schon in meiner Hosentasche. Ich habe es immer dabei, obwohl es ausgeschaltet ist. Vielleicht sollte ich ihn doch mal anrufen ... Ihn wenigstens fragen, wieso sein Name nicht mehr auf seinem Buch steht. Fragen, wie es ihm geht, was er so macht. Ob er glücklich oder traurig ist.

      Aber ich habe einfach Angst vor der Antwort. Was, wenn er zufrieden ist? Wenn er jetzt mit Angie zusammen ist, mit ihr zusammen gezogen ist oder irgendetwas derartig abscheuliches.

      Ich muss es wissen, ich muss es einfach wissen. Ich habe ihn jetzt fast eine Woche nicht mehr gesehen, nicht mehr seine Stimme gehört, ich muss jetzt einfach wissen, was er macht und fühlt.

      Ich bleibe am Straßenrand stehen und schalte den Motor aus. Ängstlich, fast zitternd, ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche. Soll ich das wirklich tun? Ja. Ja, ich sollte es wirklich tun. Ich schalte es ein und warte.

      Einundzwanzig entgangene Anrufe und eine Nachricht auf der Mailbox. Neunzehn davon von Aiden, die anderen von Dad.

      Mir schießt das Blut in den Kopf und alle Luft entweicht aus meinen Lungen. Er hat mich so oft versucht zu erreichen. Ich bin gleichzeitig enttäuscht und froh, dass ich mein Handy ständig aus hatte und ich nicht abheben konnte. Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir wirklich geredet hätten.

      Schluckend gehe ich auf die Nachricht auf meiner Mailbox. Mein Finger kreist über dem ‘Abspielen’ Knopf. Bin ich schon bereit seine Stimme wieder zu hören? Zu hören, was er mir zu sagen hat?

      Ich habe Angst. Ich habe wirkliche Angst. Die Nachricht ist von letzter Nacht, zwei Uhr morgens. Wieso ruft er um zwei Uhr morgens an?

      Vielleicht hatte er wieder einen Albtraum. Vielleicht ist er aufgewacht und erzählt mir jetzt, wie erbärmlich ich bin, dass ich ihn während seiner Trauer um Tammy einfach verlassen kann.

      Ich drücke die Nachricht weg. Mir schießen die Tränen in die Augen. Ich bin ein Feigling, ich bin ein verdammer Feigling. Ich kann mir nicht einmal seine Vorwürfe meiner Entscheidung, ihn zu verlassen, anhören. Ich hätte es verdient, zu wissen, wie es ihm geht. Aber er ist doch derjenige, der alles versaut hat, nicht ich ... Ich bin doch die gepeinigte. Oder?

      Kurzerhand wähle ich seine Nummer. Ich weiß nicht, wieso ich das tue und ich weiß eigentlich gar nicht, wieso ich ihn sprechen möchte, aber ich tue es einfach. Es ist halb acht Uhr abends, er muss eigentlich Zuhause sein.

      Doch ich werde nur mit der Mailbox verbunden. Ich spiele kurz mit dem Gedanken aufzulegen, doch ich fange nach dem langen Piepton an zu reden, .

      "Hallo", sage ich mit weinerlicher Stimme in die Leitung. "Hier ist Rave ... Ravely ..." Ich schniefe. "D-Du hast mal zu mir gesagt, dass ich dich immer anrufen kann, wenn ... wenn ich dich brauche", schluchze ich jämmerlich. "ich sitze in einem verlassenen Auto und spreche auf deine Mailbox... A-Aiden, ich ... Es geht mir nicht gut ... Gerade habe ich einer diese Momente, in denen ich - Keine Ahnung - in denen ich verloren scheine und, und irgendwie ... irgendwie suche ich immer noch nach dir, wenn es mir schlecht geht ... Ich bin schwach, weil ich auf deine Mailbox heule, ich weiß ...." Ich reibe mir über die Stirn, atme tief ein und aus, versuche mich zu beruhigen. "E-Es war ein Fehler, dass ich dich angerufen habe, tut mir leid ... Wahrscheinlich bist du zu sehr mit dem Verkauf von deinem Buch beschäftigt ... oder hängst irgendwo in New York rum ... ich wollte dich dabei nicht stören ... i-ich - Mach's gut, Aiden."

       Aiden

      Trotz der angespannten Situation zwischen Susan, meinem Dad und mir heute Morgen, haben sie mir Geld gegeben, damit ich wenigstens mit dem Zug nach Holmes Chapel fahren kann. Mit meinem Auto wären die Kosten des Benzins zu teuer und da ich wahrscheinlich in Holmes Chapel bleiben werde, brauche ich auch kein Fahrzeug, um zurück zu kommen. In diesem kleinen Dorf kommt man überall zu Fuß hin.

      Ich hasse den Gedanken, dass mir nichts anderes übrig bleibt, als zurück zu meiner Mutter zu ziehen. Ich war mehr als froh, dass ich in London endlich ein eigenes Leben leben konnte und jetzt kann ich nicht mal mehr aufs College gehen. Ich muss wieder ganz von vorne anfangen.

      Außerdem hat mich während der Zugfahrt mein alter Verlag angerufen und mich wissen lassen, dass der komplette Verkauf von ‘Als wir unendlich waren’ in England gestoppt wurde, weil sie ja jetzt, genauso wie ich, die Rechte daran verloren haben. Dieses Arschloch von Black Poe haut wirklich richtig auf die Kacke. Es war mir zwar schon vorher klar, dass so etwas passieren wird, aber ganz realisieren kann ich es erst jetzt. Ich habe tatsächlich ‘Als wir unendlich waren’, meine Seele, verloren.

      „Willst du einen Kaffee, Liebling?", fragt mich meine Mutter fürsorglich, als ich mich an den Esstisch im Wohnzimmer setze. Sie hat von der ersten Sekunde an gemerkt, wie es mir geht. Ist auch nicht zu übersehen.

      „Ja",


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