Nutze "Die Kunst des Krieges" für die eigene Karriere. Norman Hall
Herrscher handelt im Einklang mit dem Gesetz der Moral?
Bei wem liegen die Vorteile, die Himmel und Erde bieten?
Auf welcher Seite wird die Disziplin strenger durchgesetzt?
Welche Armee ist die stärkere?
Auf welcher Seite sind Offiziere und Mannschaften besser ausgebildet?
In welcher Armee herrscht die größere Gewissheit, dass Verdienste angemessen belohnt und Missetaten sofort geahndet werden?
Mit Hilfe dieser sieben Bedingungen kann ich Sieg oder Niederlage voraussagen. Der General, der auf meinen Rat hört und nach ihm handelt, wird siegen – belasse einem solchen das Kommando! Der General, der nicht auf meinen Rat hört und nicht nach ihm handelt, wird eine Niederlage erleiden – einen solchen musst du entlassen!
Doch bedenke: Während du aus meinem Rat Nutzen ziehst, solltest du nicht versäumen, dich aller hilfreichen Umstände, die über die üblichen Regeln hinausgehen, zu bedienen und deine Pläne entsprechend anzupassen.
Jede Kriegführung gründet auf Täuschung. Wenn wir also fähig sind anzugreifen, müssen wir unfähig erscheinen; wenn wir unsere Streitkräfte einsetzen, müssen wir inaktiv scheinen; wenn wir nahe sind, müssen wir den Feind glauben machen, dass wir weit entfernt sind; wenn wir weit entfernt sind, müssen wir ihn glauben machen, dass wir nahe sind. Lege Köder aus, um den Feind zu verführen. Täusche Unordnung vor und zerschmettere ihn. Wenn der Feind in allen Punkten sicher ist, dann sei auf ihn vorbereitet. Wenn er an Kräften überlegen ist, dann weiche ihm aus. Wenn dein Gegner ein cholerisches Temperament hat, dann versuche ihn zu reizen. Gib vor, schwach zu sein, damit er überheblich wird. Wenn er sich sammeln will, dann lasse ihm keine Ruhe.
Wenn seine Streitkräfte vereint sind, dann zersplittere sie. Greife ihn an, wo er unvorbereitet ist, tauche auf, wo du nicht erwartet wirst.
Der General, der eine Schlacht gewinnt, stellt vor dem Kampf im Geiste viele Berechnungen an. Der General, der verliert, stellt vorher kaum Berechnungen an. So führen viele Berechnungen zum Sieg und wenig Berechnungen zur Niederlage – überhaupt keine erst recht!
Indem ich diesem Punkt Aufmerksamkeit widme, kann ich voraussagen, wer siegen oder unterliegen wird.
II. Über die Kriegsführung
Wenn ein Krieg geführt wird, wenn tausend schnelle Wagen im Felde sind, zehntausend schwere Wagen und hunderttausend gepanzerte Soldaten mit genügend Vorräten, um tausend li* (1,7 li = 1 km) weit zu ziehen, dann belaufen sich die Ausgaben zu Hause und an der Front, einschließlich der Bewirtung von Gästen, der Ausgaben für kleine Dinge wie Leim und Farbe und für Wagen und Waffen, auf eine Gesamtsumme von tausend Unzen Silber am Tag. Dies sind die Kosten, wenn man eine Armee von hunderttausend Mann aufstellt
Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt, dann werden die Waffen der Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft. Wenn du eine Stadt belagerst, wirst du deine Kräfte erschöpfen, und wenn der Feldzug sich lange hinzieht, werden die Schätze des Staates unter der Belastung schwinden. Vergiss nie: Wenn deine Waffen stumpf werden, wenn dein Kampfesmut gedämpft wird, deine Kraft erschöpft und dein Schatz ausgegeben ist, dann werden andere Anführer aus deiner Not einen Vorteil schlagen. Kein Mann, wie weise er auch sein mag, kann abwenden, was darauf folgen muss.
Zwar haben wir von dummer Hast im Kriege gehört, doch Klugheit wurde noch nie mit langen Verzögerungen in Verbindung gebracht. In der ganzen Geschichte gibt es kein Beispiel dafür, dass ein Land aus einem langen Krieg Gewinn gezogen hätte. Nur wer die schrecklichen Auswirkungen eines langen Krieges kennt, vermag die überragende Bedeutung einer raschen Beendigung zu sehen. Nur wer gut mit den Übeln des Krieges vertraut ist, kann die richtige Art erkennen, ihn zu führen.
Der fähige General befiehlt keine zweite Aushebung, und seine Vorratswagen werden nicht mehr als zweimal beladen. Wenn der Krieg erklärt ist, verschwendet er keine Zeit, indem er auf Verstärkung wartet, und er lässt seine Armee nicht kehrtmachen, um Vorräte aufzunehmen, sondern er überschreitet ohne Verzögerung die Grenze des Feindes. Der Zeitvorteil – das heißt, dem Gegner ein wenig voraus zu sein, war häufig wichtiger als zahlenmäßige Überlegenheit oder die schönsten Rechenspiele mit dem Nachschub.
Nimm Kriegsmaterial von zu Hause mit, doch plündere beim Feind. So wird die Armee Nahrung haben. Wenn die Staatskasse leer ist, muss die Armee durch Opfer des Volkes unterhalten werden. Wenn das Volk eine entfernte Armee unterhalten muss, verarmt es. Andererseits lässt die Nähe einer Armee die Preise steigen; und hohe Preise nehmen den Menschen ihre Ersparnisse.
Wenn ihre Ersparnisse erschöpft sind, stehen ihnen schlimme Auspressungen bevor. Wegen des Verlustes der Ersparnisse und der Erschöpfung ihrer Kraft wird man die Häuser der Menschen vollkommen leeren, und ihr Einkommen schwindet. Zugleich werden die Ausgaben der Regierung für zerbrochene Wagen, erschöpfte Pferde, Brustharnische und Helme, Bogen und Pfeile, Speere und Schilde, Sturmdächer, Zugochsen und schwere Wagen bis zur Hälfte der ganzen Steuereinnahmen steigen.
Ein weiser General achtet darauf, beim Feind zu plündern. Eine Wagenladung Vorräte vom Feind entspricht zwanzig eigenen, und gleichermaßen ist ein einziges dan** (etwa 60 kg) von seinem Futter zwanzig aus dem eigenen Vorratslager wert.
Nun muss, damit sie den Feind töten, der Zorn unserer Männer erweckt werden. Damit sie im Schlagen des Feindes einen Vorteil erkennen, müssen sie auch Belohnungen bekommen. Wenn du also beim Feind Beute machst, dann benutze sie als Belohnung, damit alle deine Männer, jeder für sich, begierig sind zu kämpfen.
Wenn beim Kampf mit Wagen zehn oder mehr Wagen erbeutet werden, dann sollen die belohnt werden, welche den ersten nahmen. Unsere eigenen Banner sollen die des Feindes ersetzen, und seine Wagen werden in die unseren eingereiht und mit ihnen zusammen benutzt. Die gefangenen Soldaten sollen freundlich behandelt und behalten werden. Dies bedeutet, die unterworfenen Feinde zur Stärkung der eigenen Kraft zu benutzen.
Dein großes Ziel im Krieg soll der Sieg sein und kein langwieriger Feldzug. So kann es heißen, dass der Anführer der Armeen der Schiedsrichter über das Schicksal des Volkes ist; der Mann, von dem es abhängt, ob die Nation in Frieden oder in Gefahr lebt.
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