Einen Popstar liebt man nicht, Teil 1. Maat Walde

Einen Popstar liebt man nicht, Teil 1 - Maat Walde


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würde.“

      Daphne überlegte. Dass der Interessent die Wohnung unbedingt haben wollte, hörte sich auf jeden Fall schon mal vielversprechend an. Aber – der zukünftige Mieter war ein ihr völlig Unbekannter! Deshalb fragte sie sich, ob sie einen Wildfremden, ohne ihn vorher gesehen zu haben, einfach in die Wohnung unter sich einziehen lassen konnte. Massive Bedenken überkamen sie. Vermutlich war es ja nur eine Fassade oder eine Taktik, als Anzugträger hier aufzutauchen, um zu imponieren, und der Freund dieses Walters würde sich dann womöglich als das pure Gegenteil – im schlimmsten Fall sogar als Rüpel – entpuppen. Ein Gedanke, dem sie mehr als abstoßend gegenüberstand. Dennoch hatte sie nicht unbedingt ein schlechtes Gefühl, was den Fremden betraf. Sollte sie sich also einfach darauf einlassen?

      Vielleicht, so dachte sie, wäre es ratsam, nicht so viel nachzudenken – leider ein klares Manko ihres nicht gerade stetig vorhandenen Selbstwertgefühls, für das sie sich selbst oft nicht mochte. Andererseits war da dieses kleine Teufelchen in ihrem Kopf, das ihr sagte, nichts zu überstürzen. Deshalb antwortete sie: „Na ja, um ehrlich zu sein – ich würde ihn schon lieber persönlich kennenlernen ... Wann hätte Ihr Freund denn Zeit, sich die Wohnung anzusehen?“

      Der Mann überlegte eine Weile. Für einen Augenblick glaubte Daphne, einen leichten Anflug von Panik in seinem Gesicht erkannt zu haben. Hatte er etwa vor, sie zu belügen?

      Er räusperte sich kurz, ehe er etwas darauf sagte. „Natürlich verstehe ich Ihre Bedenken, aber mein Freund hat zurzeit wirklich sehr viel um die Ohren. Wissen Sie, er ist durch seinen Job ständig unterwegs. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er Ihnen bei einem Einzug in Ihre Wohnung keine Unannehmlichkeiten bereiten würde ... Er nimmt auch keine Drogen oder so etwas – Ehrenwort!“, schmunzelte er belustigt und sah Daphne augenzwinkernd an.

      Super! ‚Er nimmt auch keine Drogen oder so etwas‘ … Was war das für eine Aussage? Verarschte der Typ sie gerade? Keine Drogen zu konsumieren war ja wohl das Mindeste, was sie von dem Untermieter erwarten konnte!

      Daphnes Misstrauen wuchs. Irgendetwas an seinem Gesichtsausdruck, der nun leicht schelmisch wirkte, vermittelte ihr, dass er sie tatsächlich veralbert hatte. Daher dauerte es ein wenig, bis sie etwas entgegnen konnte.

      „Sie glauben also, Ihr Freund würde die Wohnung nehmen, obwohl er sie selbst gar nicht besichtigt hat?“, fragte sie stirnrunzelnd.

      „Ja, klar! Ich bin mir sogar ziemlich sicher, was das betrifft. Ich würde Ihnen den unterzeichneten Mietvertrag in einer Woche wieder zurückbringen. Eher geht es leider nicht, da ich ihm den Vertrag nach Australien bringen muss.“

      Diese Antwort verblüffte Daphne nun endgültig, da sie mit so etwas nicht gerechnet hatte. „Wie jetzt? Nach Australien? Sie meinen, Ihr Freund ist Australier?“

      „Ja, stört Sie das?“

      „Nein, nein ...“ Daphnes Kopf fühlte sich plötzlich so wirr an, weil sie sich mit Verträgen und den dazugehörigen Rechten ohnehin nicht auskannte, und dann war ihr neuer Mieter auch noch Australier! Sollte sie ihm den Mietvertrag trotzdem mitgeben?

      Wäre jetzt bloß ihre beste Freundin Lydia an ihrer Seite gewesen. Die verhielt sich in solchen Angelegenheiten viel schlauer als sie und besaß auch die bessere Durchsetzungsgabe.

      „Da gibt es aber noch ein paar Dinge, die von Anfang an geklärt sein sollten“, fügte Daphne an, um ihre Unsicherheit vor ihm zu verbergen.

      „Und die wären?“ Der Anzugträger zog seine Brauen kritisch, aber scheinbar immer noch belustigt nach oben.

      „Feiert Ihr Freund gerne laut und macht oft Party?“

      Walters überlegte kurz, schüttelte dann aber rasch seinen Kurzhaarschnittkopf. „Nein, da kann ich Sie beruhigen … Er hatte bereits genügend Gelegenheiten, sich auszutoben“, grinste er.

      Daphne kam ins Grübeln. Sie wusste selbst, dass sie, seit Dany im Koma lag, zu einer langweiligen, abnormalen Dreiundzwanzigjährigen mutiert war, die kaum noch wegging und sich in ihrem Haus verschanzte. Seit dem Unfall hatte sich eben vieles verändert ... Trotzdem wurde sie neugierig. Am liebsten hätte sie diesen Walters jetzt nach dem Alter und Beruf seines Freundes gefragt, aber dann verkniff sie es sich tunlichst. Im Grunde genommen war es ihr auch egal, denn es ging sie nichts an, ob der Mieter alt oder jung war. Immerhin musste sie froh sein, in dieser einsamen Gegend überhaupt jemanden für die Wohnung zu finden. Wäre der neue Mieter diesem James Walters in seinem Auftreten auch nur annähernd ähnlich, wäre alles perfekt!

      „Und Ihr Freund verlässt sich so sehr auf Sie, dass er die Wohnung wirklich nicht mehr selbst besichtigen will? Und was ist mit dem Vertrag, ich meine, kann er ihn denn lesen? Immerhin ist er kein Deutscher ...“

      Walters musterte sie noch immer skeptisch, dieses Mal jedoch etwas ernster. „Er vertraut mir. Wir arbeiten seit Jahren zusammen, das verbindet. Und was sein Deutsch betrifft – ja, er spricht es beinahe fließend!“

      Daphne prangte die Neugierde mittlerweile auf der Stirn. Dennoch nahm sie sich zusammen und unterließ es, weitere Fragen zu stellen. „Gut, dann wäre meiner Ansicht nach alles geklärt, und ich würde es toll finden, wenn Sie mir den Vertrag so schnell wie möglich unterschrieben wieder zurückbringen könnten“, sprach sie höflich und holte rasch eine grüne Mappe aus dem Nebenraum, um ihm den Vertrag unter die Nase zu halten.

      „Sie können sich auf mich verlassen! Und vielen Dank noch mal.“ Er nahm die Unterlagen prompt an sich, lächelte formgewandt und verabschiedete sich.

      Als James Walters gegangen war, fiel Daphne dessen mangelndes Interesse an den Mietkosten auf. Im Internet hatte sie diesbezüglich nämlich nichts erwähnt.

      Energisch schüttelte sie den Kopf. Entweder spielte Geld für den Freund des vermeintlichen Managers keine Rolle oder Walters würde den Vertrag ohne Signatur zurückbringen.

      Kapitel 3

      „Gemütlich hast du es hier!“

      James Berger setzte sich auf das teure Sofa und grinste Pete, der gegenübersaß, verschmitzt an. Die Hotelsuite befand sich im siebenten Stock und umfasste sechs große Räume, inklusive eines edel ausgestatteten Badezimmers, das jeden Hauch von Luxus offenbarte.

      Pete hatte sich alte Jeans und ein löcheriges T-Shirt angezogen. Er würde heute – so wie bereits in den letzten Tagen – keinen Schritt mehr nach draußen setzen. Auf diesem Stockwerk fühlte er sich sicher, konnte sich ungeniert bewegen und machen, was er wollte, da die gesamte Etage nur für ihn gemietet worden war. Es gefiel ihm, zur Abwechslung mal nicht darauf achten zu müssen, wie er sich benahm oder was er von sich gab. Denn jetzt war er endlich für sich.

      „Ich hoffe, du hast gute Nachrichten für mich“, sagte er entspannt.

      James nickte, griff nach seinem Aktenkoffer, der neben ihm auf dem Sofa lag, und holte eine grüne Mappe heraus, in dem sich ein Vertrag befand.

      „Ich habe mir erlaubt, dir gleich den Mietvertrag mitzubringen – du brauchst ihn nur noch zu unterzeichnen. Die Kleine hatte gar nichts dagegen einzuwenden.“

      Pete verstand nicht. James bemerkte das sofort. „Ich meinte deine neue Vermieterin. Ein verdammt junges und unscheinbares Ding – ausgewaschener Pulli und herkömmliche No-Name-Jeans-Trägerin. Also, wenn du mich fragst, eine graue Landmaus durch und durch, und das in diesem Alter! Ich glaube, die braucht dringend Geld und ist froh, überhaupt jemanden für die Wohnung in ihrem Haus gefunden zu haben.“

      Pete blickte ihn skeptisch an. „Was willst du damit sagen? Die Wohnung ist doch in einem Topzustand, oder etwa nicht? Es ist zwar nur eine Bleibe zum vorübergehenden Untertauchen, und ich stelle auch keine großen Ansprüche, aber einigermaßen intakt sollte sie schon sein.“

      Beruhigend redete James auf ihn ein. „Mach dir keine unnötigen Sorgen. Die Wohnung ist sehr schön möbliert … Sicher, mit dem Luxus, an den du gewöhnt bist, kann sie natürlich nicht mithalten, aber sonst passt alles.“

      James


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