Das Geheimnis. Sigrid Hoffmann

Das Geheimnis - Sigrid Hoffmann


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      Aber, das merkte ich erst viel später.

      Meine Ungeduld stieg. Was wenn ich Schwanger war und er mich nicht heiratet?

      Es waren die 60er Jahre. Da kam für mich nur eine Hochzeit in Frage. Ein uneheliches Kind, nicht auszudenken!

      Am 8. Tag kam mein Schorsch, nahm mich in den Arm und fragte mich, ob ich ihn heiraten will.

      Mir viel eine Zentnerlast vom Herzen. Ich glaube, ich hätte ihn auch genommen, wenn es nicht Liebe auf den ersten Blick gewesen wäre.

      Zwei Wochen nach Silvester war Hochzeit in Oberwiesental. Der Portier raunte mir noch zu, „den Herzensbrecher wollen Sie heiraten?“ Natürlich beachtete ich diese Bemerkung überhaupt nicht.

      Ich nähte die ganze Nacht hindurch an meinem Hochzeitskleid. Gerade fertig fiel das Fläschchen mit dem Nähmaschinenöl um. Ein böses Omen?

      Ein Kurgast half mir den Flecken zu entfernen. Die Hochzeit feierten wir mit all den Kurgästen zusammen. Die Hochzeitsnacht danach fiel aus. Mein Angetrauter war so betrunken, das er weder das Bett noch mich fand. Das zweite schlechte Omen?

      Kurz nach der Hochzeit gab es mal einen kleinen Streit. Schorsch machte eine Handbewegung, als ob er ausholen wolle, ich dachte, er würde mich ohrfeigen, wie sich jedoch herausstellte, war das ein Irrtum. Ich aber, das gebrannte Kind, deutete die Handbewegung falsch, ich hatte mir damals geschworen, dass mich in meinem ganzen Leben nie wieder ein Mann schlagen wird. Ich verachte zutiefst Männer die ihre Frauen schlagen. Das hat auch bis heute nie wieder jemand gewagt.

      Jedenfalls packte ich seine Koffer und schmiss ihn raus. Er konnte jedoch das Missverständnis aus räumen und ich nahm ihn wieder auf. Da das Engagement meines Mannes noch 3 Monate dauerte, nahm ich eine Arbeit in der Küche an. Und blieb mit ihm bis zu seinem Vertragsende in Oberwiesental.

Hochzeitsfoto

      3. Kapitel - Erste Ehe

      Es war ein traumhafter Winter mit viel Schnee und Sonne. Nach der Arbeit in der Küche, fuhren wir jeden Tag zusammen Ski.

      Dann ging es heim zu meinen Eltern, wir wohnten mit Ihnen in einem Haus.

      Meine Eltern waren nicht wenig überrascht als ich von Oberwiesental anrief und meine Geburtsurkunde haben wollte. Von einer Blitzhochzeit hielten sie zwar nichts, aber sie stellten sich auch nicht dagegen und sie waren einverstanden, dass wir in meinem Elternhaus wohnen wollten, denn Geld für eine eigene Wohnung hatten wir nicht. Außerdem war es fast unmöglich für ein junges Ehepaar in der DDR eine Wohnung zu bekommen.

      Wir hatten nur ein Schlafzimmer für uns, Wohnzimmer, Küche und Bad teilten wir mit den Eltern. Ich suchte mir eine Arbeit als Verkäuferin und Schorsch bekam eine Anstellung bei einer Band, die jeden Abend in einem Tanzcafé spielte. An den Wochenenden ging ich manchmal mit. Das Los einer Musikerfrau war entweder sitzen bleiben oder mit anderen Männern tanzen.

      An den meisten Abenden saß ich jedoch allein zu Haus, Schorsch kam oft erst in der Früh.

      Noch machte ich mir keine Gedanken darüber, dass die Tanzabende nur bis 1 Uhr gingen. Schorsch meinte, er müsse sich danach abreagieren und mit Kumpels noch einen trinken.

      Einmal fand ich in seiner Tasche einen Damenslip. Ich hab vergessen, was für eine Geschichte er mir auftischte, jedenfalls habe ich sie ihm geglaubt oder wollte es glauben. Ich war ziemlich naiv.

      Sein Musikerkollege fragte ihn mal, „hast Du keine Angst, dass deine Frau dahinterkommt, wenn du dauernd fremd gehst?“ Er meinte nur, „sie glaubt mir doch jede Ausrede. „ Ganz schön dämlich was?“

      Wir hatten immer noch keine eigenen Möbel und das Bett, in dem wir schliefen war nur ein normal Breites. Solang wir noch frisch verliebt waren, ging das ja. Jedoch inzwischen wussten wir, dass ich schwanger bin. Ich hatte von unseren beiden Gehältern etwas gespart um ein Schlafzimmer auf Kredit kaufen zu können.

      Doch da kam mein Mann freudestrahlend nach Hause und präsentierte mir eine nagelneue E-Gitarre. Da gab´s dann den ersten großen Streit. Wir schafften es ein Jahr lang nicht uns eigene Möbel zu kaufen.

      Inzwischen wurde unser Sohn geboren. Wir nannten ihn Frank, nach irgendeinem Schlagersänger, den mein Mann so mochte.

      Eines Nachts kam Schorsch nicht nach Hause, auch nicht in der Früh und nicht am nächsten und übernächsten Tag. Dafür kam ein Brief von ihm:

      „Meine liebe Siggi,

      ich habe es in der DDR nicht mehr ausgehalten, bin in den Westen geflüchtet. Sobald ich hier Fuß fasse und Arbeit als Musiker gefunden habe, hole ich Dich und den Jungen nach.

      Ich liebe Dich

      Dein Schorsch.“

      Was für ein Schock!

      Wochenlang heulte ich mir die Augen aus. Ich glaubte nicht daran, dass er mich nachholt und außerdem war ich so Vernünftig, nicht mit einem Kleinkind über eine Grenze zu wollen, wo man auf Menschen schießt, die nichts weiter verbrochen haben als den Wunsch nach Freiheit.

      Dafür stand am nächsten Tag die Staatssicherheit vor der Tür mit einem Durchsuchungsbefehl. Sie glaubten natürlich, dass ich davon gewusst habe und republikflüchtig werden wolle. Sie nahmen mich in ihre Dienstelle mit und verhörten mich einen ganzen Tag lang. Da ich sehr trotzig und stur sein kann, denn ich hatte mir nichts vorzuwerfen, schwieg ich und sagte während des ganzen Verhöres nicht ein einziges Wort und brachte damit den Stasimann fast zur Verzweiflung, dabei war er ein netter und gutaussehender Mann. Ich habe vor solchen Leuten nie Angst gehabt. Warum auch, mir ging es gut und ich hatte nie die Absicht in den Westen zu gehen. Nach diesem Tag belästigten sie mich erst einmal nicht weiter.

      Ein paar Wochen später: Die Stasi holte mich wieder einmal, sie teilten mir mit, dass mein Mann mit einem Koffer voll DM über die Grenze zurückkommen wollte. Er wurde verhaftet und kam in Untersuchungshaft. Er sagte aus, dass er seine Familie hätte nachholen wollen. Das glaubte ihm glücklicherweise die Stasi nicht, er wurde später wegen Verdacht auf Spionage verurteilt.

      Anfangs besuchte ich ihn noch, später aber ließ ich mich von ihm scheiden. Ich liebte ihn nicht mehr.

      4. Kapitel - Liebschaften

      Nach diesem Desaster, hatte ich erst einmal die Nase voll von Männern »dachte ich«.

      Doch ich wurde noch einmal zur Stasi bestellt, wegen einer Formalie. Der sympathische Stasimann, der mich verhört hatte und dem ich wie sich rausstellte ebenfalls sympathisch war, lud mich zum Essen ein. Er wolle wieder gut machen, was er mir antun musste, so sagte er…..

      Wir verliebten uns ineinander und begannen eine Affäre, denn er war verheiratet.

      Ich weiß nicht mehr wie lang sie dauerte. Ich weiß nur noch, dass ich schwanger wurde und ihm mächtig Angst war, dass seine Frau und was viel schlimmer wär, seine Dienststelle davon erfahren könnte. „Du hast mich jetzt in der Hand“, meinte er. Doch ich bekam eine Fehlgeburt, was auch mir eine Zentnerlast vom Herzen nahm.

      Wir beendeten das Ganze, jedoch ohne Reue.

      Da fällt mir noch eine Jugendliebe ein, während meiner Akrobatikzeit, ich war süße 16, er war Sänger. Ich habe mich in seine Stimme verliebt. Wir fuhren mit dem Ensemble an die Ostsee zu einem Sportlehrgang. Meine Freundin Irmi war auch mit. Wir machten wieder viel Blödsinn. Ich versuchte ständig in der Nähe meines Schwarms zu sein und als ich ihn mit einer anderen Frau zusammen sah, war ich tot unglücklich.

      „Wenn er mich nicht liebt“, sagte ich, „nehme ich mir das Leben“. Als ich das zu meiner Freundin sagte, lagen wir gerade in Doppelstockbetten, sie oben und ich unten. Sie tollte in dem Bett herum und mit einem Mal krachte es zusammen und auf mich drauf. „Jetzt hätte ich wirklich tot sein können“, kicherte ich und wir alle haben uns vor Lachen ausgeschüttet.


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