Verzaubert! Ein Kunstwerk aus Zahlen. Isabella Defano

Verzaubert! Ein Kunstwerk aus Zahlen - Isabella Defano


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besaß, gefiel diese ungewohnte Aufmerksamkeit. Zum ersten Mal fühlte sie sich wie eine richtige Frau und nicht wie das junge Mädchen, welches sie während ihrer Studienzeit gewesen war. Denn mit 16 war sie deutlich jünger als ihre Mitstudenten gewesen, sodass sie nie zu irgendwelchen Partys eingeladen wurde. Und später hatte sie ihre ganze Energie in die Fabrik gesteckt.

      „Hast du es vergessen“, fragte er kopfschüttelnd, nachdem er sich wieder von ihr gelöst hatte, und sah sie mit seinen grauen Augen tadelnd an. „Wir wollten heute zusammen essen gehen.“

      Verwirrt sah Ariadne ihren Freund an, doch dann erinnerte sie sich wieder. Natürlich, sie hatten am Freitag darüber gesprochen. Nathan wollte über das Wochenende verreisen und hatte versprochen, sie dafür am Montag zum Essen auszuführen. Als Ariadne jedoch zu ihrem Schreibtisch sah, auf dem sich immer noch die Bücher stapelten, verging ihr das Lachen. Eigentlich wollte sie noch ein paar Stunden arbeiten, um wenigstens noch alle Daten in den Computer zu übertragen. Doch ihr war klar, dass ihr Freund es nicht gut aufnehmen würde, wenn sie ihn schon wieder versetzte. Erst am Freitag hatten sie sich gestritten, weil sie ihn nicht auf seine spontane Reise begleiten wollte. Seiner Meinung nach hätte sie sich ruhig den Montag freinehmen können, um Zeit mit ihm zu verbringen. Und da sie keinen neuen Streit riskieren wollte, beschloss sie für heute Feierabend zu machen. Sie würde dafür einfach morgen früher zur Arbeit kommen, um die letzten Zahlen einzugeben.

      „Entschuldige, über die Arbeit habe ich glatt die Zeit vergessen. Ich hole nur noch meine Tasche, dann können wir los.“

      Bemüht fröhlich, doch mit den Gedanken immer noch bei den aktuellen Problemen, ließ sich Ariadne nur eine Minute später aus dem Büro führen. Gemeinsam gingen sie zu Nathans Wagen, während ihr Auto auf dem Parkplatz stehen blieb, und fuhren in ihr griechisches Stammrestaurant. Schon seit Jahren war ihr Freund hier Stammkunde und auch sie mochte das griechische Essen inzwischen sehr gerne. Als sie beide bestellt hatten, wandte sich Ariadne ihrem Freund zu.

      „Und, wie war dein Wochenende?“

      Sofort verzogen sich Nathans Lippen zu einem Lächeln.

      „Es war einfach traumhaft. Schatz, Mallorca ist wirklich eine Reise wert. Das nächste Mal musst du unbedingt mitkommen. Die Jungs und ich haben die ganze Zeit gefeiert, während die Frauen viel Zeit am Strand verbrachten.“

      Ariadne musste lächeln. Natürlich wäre sie gerne mitgefahren, doch so kurzfristig wollte und konnte sie sich nicht freinehmen. Bei Nathan sah das anders aus. Da er bereits seit zwei Jahren freiberuflich als Fotograf arbeitete, war er nicht an irgendwelche Bürozeiten gebunden.

      „Gerne“, erwiderte sie lachend. „Ich müsste es nur früher wissen, damit ich es mit der Arbeit koordinieren kann.“

      „Schatz“, sagte er tadelnd, „so eine Reise macht man spontan. Sonst macht es doch gar keinen Spaß.“

      Ernst sah Ariadne ihren Freund an. Die gleichen Worte hatte er am Freitag auch benutzt.

      „Du weißt, dass das bei mir nicht funktioniert. Ich kann mir nicht von heute auf morgen freinehmen. Ich muss mich um die Finanzen der Firma kümmern und habe einen festen Tagesplan. Natürlich kann ich einige Punkte im Notfall verschieben, doch das geht nicht immer. Wenn ich mir heute freigenommen hätte, würden die Mitarbeiter ihr Gehalt erst später bekommen, da ich mich den Rest der Woche um ein anderes wichtiges Projekt kümmern muss.“

      „Du darfst dich nicht so ausnutzen lassen“, sagte Nathan gereizt. „Wenn du es alleine nicht schaffst, muss dein Chef halt noch jemanden einstellen.“

      „Ich habe nicht gesagt, dass ich meine Arbeit nicht schaffe“, sagte Ariadne wütend und stand auf.

      Inzwischen war ihr die Lust nach einem gemeinsamen Essen vergangen, denn zu sehr erinnerten sie diese Worte an ihren Kollegen Jan Neiger. Auch er war der Meinung gewesen, sie wäre mit ihren Aufgaben völlig überfordert. War heute sogar richtig ausfallend geworden, weil sie von ihm seine Bücher haben wollte. Jetzt auch noch von ihrem eigenen Freund zu hören, dass sie ihre Arbeit scheinbar nicht alleine schaffte, war einfach zu viel. Besonders bei dem Hintergrund, dass sie bereits am Freitag eine heftige Diskussion zu diesem Thema gehabt hatten. Ich hätte lieber in der Firma bleiben sollen, dachte sie gereizt. Alle Freude, die sie bei seinem Wiedersehen empfunden hatte, war wie weggewischt. Plötzlich wollte sie nur noch nach Hause und ihre Ruhe haben. Schnell griff sie nach ihrer Handtasche und verließ, ohne ein Wort zu sagen, das Restaurant.

      Wütend über den Verlauf des Abends ging Ariadne zur nächsten Bushaltestelle. Sie würde jetzt nach Hause fahren und früh zu Bett gehen. Irgendetwas stimmte nicht mehr in ihrer Beziehung, das wurde ihr langsam klar. Sie waren einfach zu verschieden. Für Nathan war das Leben eine große Party. Wenn er ein Projekt nicht am gleichen Tag fertig bekam, dann halt am nächsten. Ariadne konnte das nicht. Wenn sie mit einer Arbeit begann, wollte sie diese so schnell wie möglich beenden. Und dafür nahm sie sogar Überstunden in Kauf.

      Noch bevor Ariadne die Haltestelle erreichte, stand plötzlich Nathan hinter ihr und hielt sie am Arm fest.

      „Sag mal spinnst du?“ Wütend drehte er sie um. „Du kannst doch nicht einfach abhauen. Ich musste jetzt fast zwanzig Euro für Essen ausgeben, welches wir nicht einmal gegessen haben.“

      Ariadne riss sich los und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. Sie hatte keine Lust auf eine erneute Konfrontation, sondern wollte nur noch nach Hause.

      „Was hast du denn erwartet? Dass ich einfach still da sitze, während du behauptest, ich würde meine Arbeit nicht mehr schaffen? Nicht jeder hat das Glück, sich seine Arbeitszeit selbst einteilen zu können. Doch das lass ich mir von dir nicht zum Vorwurf machen. Du hast von Anfang an gewusst, dass meine Arbeit sehr zeitintensiv ist. Trotzdem benimmst du dich plötzlich seit ein paar Tagen wie ein bockiges Kind, nur weil ich keine Zeit für eine spontane Urlaubsreise hatte.“

      „Entschuldige“, sagte er, in der Hoffnung, sie so wieder zu besänftigen. „So habe ich es doch nicht gemeint. Ich möchte einfach nur mehr Zeit mit dir verbringen. Wir kennen uns jetzt seit drei Wochen, haben aber kaum Zeit füreinander.“

      Ariadne sah ihn an. Sie wusste nicht, was sie von dieser plötzlichen Stimmungsänderung halten sollte. Als er sie jedoch kurz darauf erst sanft berührte und dann zärtlich küsste, verschwand ihr Ärger und sie schmiegte sich an ihn.

      „Komm, lass uns zu mir fahren. Dort können wir noch einmal in Ruhe reden.“

      Verführerisch hatte er ihr diese Worte ins Ohr geflüstert, doch Ariadne schüttelte den Kopf.

      „Ich kann nicht“, sagte sie bedauernd. „Ich muss morgen sehr früh ins Büro und muss ausgeschlafen sein. Daher wollte ich früh ins Bett gehen.“

      „Du kannst auch bei mir schlafen“, meinte er lächelnd.

      Ariadne schüttelte wieder mit dem Kopf, denn sie wusste, dass Nathan nicht vom Schlafen sprach.

      „Das halte ich für keine gute Idee“, sagte sie entschieden. Sie war einfach noch nicht so weit.

      Sofort verschwand das Lächeln aus Nathans Gesicht und er sah Ariadne ernst an.

      „Komm schon, wo ist das Problem? Wir sind jetzt schon seit einer ganzen Weile zusammen. Da ist es doch ganz normal, dass man auch mal bei dem anderen übernachtet.“

      „Nathan, bitte nicht heute“, sagte Ariadne frustriert. „Wir haben doch schon darüber gesprochen. So weit bin ich noch nicht. Lass mir noch etwas Zeit.“

      Nathan gab sich geschlagen. Er wusste, dass er mit Druck gar nichts erreichen würde. Trotzdem hatte er vom Warten langsam die Nase voll. Seit drei Wochen versuchte er nun schon, sie in sein Bett zu locken, und langsam war seine Geduld am Ende. Wenn er gewusst hätte, wie prüde sie sich benehmen würde, hätte er sich eine andere ausgesucht. Doch jetzt wollte er nicht mehr zurück. Er hatte schon so viel Zeit in Ariadne investiert.

      „In Ordnung. Dann lass uns aber wenigstens das Wochenende zusammen verbringen. Ich habe ein Gutschein für ein Wellnesshotel und würde dich gerne einladen.“

      Eine


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