Basics für ein glückliches Hundeleben. Paul Engels

Basics für ein glückliches Hundeleben - Paul Engels


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des modernen Greyhounds sehr ähnlich.

      Der Grauwolf ist nicht nur die Urquelle für das Sozialverhalten der Vierbeiner, sondern auch der Stammvater ihrer körperlichen Merkmale. Das Kooperationsgen der Wölfe ist bis heute erhalten geblieben – der Hund hat es noch heute. Er hat sich aber ein neues Teammitglied gesucht. Und das sind wir Menschen. Auf uns ist er seit tausenden Jahren fokussiert. Er passt sich uns bedingungslos an und hört auf uns. Mensch und Hund sind eine Verbindung eingegangen, die in der Tierwelt unvergleichbar und einzigartig ist.

      Während der Eiszeit stehen sich Mensch und Vierbeiner im ewigen Kampf ums Überleben zunächst als Nahrungskonkurrenten gegenüber. Erst als die Jagdbedingungen durch extreme Klimaveränderungen abnahmen, geht der Wolf einen alles entscheidenden Schritt. In dieser finsteren Zeit sind es die weniger scheuen Wölfe, die sich bis an die Lagerplätze der Menschen herantrauen. Auf ihren Müllhalden finden sie Essensreste. Wolf und Mensch gewöhnen sich aneinander. Und sie schließen eine Zweckgemeinschaft. Die Menschen dulden sie in ihrer Nähe und nutzen sie im Gegenzug zum Aufspüren von Beute oder als Frühwarnsystem vor wilden Tieren und Eindringlingen. Durch die dabei entstandene Situation schufen beide ihre Vorteile.

      Gegen Ende der letzten Eiszeit erfährt die Beziehung zwischen Wolf und Mensch einen Entwicklungsschub. Als das Mammut ausstirbt, muss sich der Mensch neue Beutetiere suchen. Sie sind kleiner und insbesondere flinker. Der Mensch braucht den Hund mehr denn je und setzt ihn für eine völlig neue Aufgabe ein. Er wird zum idealen und verlässlichen Jagdgefährten. Der Hund spürt die Beute auf und treibt sie vor den Jäger. In dieser Jäger- und Sammlerzeit wird er zum Hüter der Schafe und Ziegen. Er ist bereits soweit domestiziert, dass er sich streicheln und füttern lässt. Vor allem sein Jagdtrieb wurde durch den Menschen entscheidend verändert, damit der Hund seine Hüteaufgaben wahrnehmen kann.

      Genauso wie der Mensch sind auch Wölfe sehr soziale Tiere. Auch sie leben in Gruppen (Wolfsrudel). Dabei haben bestimmte Wölfe die Leitung inne. Dadurch eignet sich der Wolf als Gesellschaftstier, wobei er den Menschen als Leittier betrachtete.

      Im alten Ägypten erlebt die Beziehung einen neuen Höhepunkt. Vor über 5000 Jahren verhelfen die Ägypter den Hund zum Kultstatus. Im Alltag ist der Hund ein Nutztier und erfüllt die allgemeinen Wächterpflichten auf den zu Hauf entstehenden Baustellen des Landes, an Heim und Hof. Aufzeichnungen belegen, dass er darüber hinaus auch als Familienhund gehalten wird. Sie rufen ihn mit Namen und lieben ihn innig. Mit seiner Bezugsperson geht er ein enges Vertrauensverhältnis ein. Er ist aufmerksam, aber gelassen. Sobald Gefahr droht, ist er sofort bereit, Diebe und gefährliche Tiere in die Flucht zu schlagen. Diese aufrichtige Liebe führte zur regelrechten Verehrung des Hundes. Ihre Trauer nach dem Verlust des Tieres führte so weit, dass sich die Ägypter ihre Haare und Augenbrauen abrasierten oder ihre Haare dauerhaft mit Schlamm verschmierten. Noch älter als dieser Kult ist die Kunst der Ägypter, bestimmte Hundetypen zu züchten. Das Resultat ist ein laufstarker, langbeiniger Windhund. Der optimale Gefährte auf der Jagd nach Gazellen.

      Auch im antiken Griechenland gab es Wachhunde. Sie halfen unter anderem bei der Verteidigung der Stadt. Einer Sage nach wurde ein Hund namens Soter berühmt, weil er die Bewohner von Korinth vor einer bevorstehenden Bedrohung gewarnt hatte. Als die Truppe auf dem Schlachtfeld in die Defensive getrieben wurde, trat er den Rückzug an und warnte die Bewohner der Stadt.

      In der Epoche des Mittelalters wurde der Hund zum Statussymbol. Er gab dem Menschen Prestige. Seitdem stieg die Anzahl der unterschiedlichen Hunderassen Stück für Stück. Hunde wurden auf Verhalten, Farbe, Länge, Kopf und Größe gezüchtet. Auch heutzutage züchten wir sie noch genauso wie früher. Der Vierbeiner der Gegenwart ist so entstanden.

      Die Frage wann und wo aus der ursprünglichen Wolfsart der heutige Hund wurde, beschäftigt Fachleute auf der ganzen Welt. Die Schädelform ist dabei von zentraler Bedeutung. Prähistorische Hunde haben kürzere und breitere Schnauzen. Aber insbesondere auch ihre Gehirnkapseln sind breiter als bei Wölfen: Eine Folge der Domestikation. Diese kostete ihren Preis. Anders als Wölfe denken Hunde nicht daran, zu teilen. Durch die enge Verbindung des Vierbeiners zum Menschen, wird das Teamwork nicht mehr wie früher im Wolfsrudel gelebt. Hunde benötigen keinen gleichartigen Partner mehr. Sie ziehen auch den Nachwuchs nicht gemeinsam auf. Sie jagen nicht mehr gemeinsam. Das heißt, sie sind von den anderen nicht wirklich abhängig. Sie müssen daher nicht mehr so entgegenkommend sein.

      Die Spürnase

      Die Gene des Wolfes sind von herausragender Güte. Insbesondere seine Sinnesorgane sind enorm ausgeprägt.

      Hunde werden der Gruppe der Nasentiere (Makrosmatiker) zugeordnet. Das sind Lebewesen, die sich insbesondere mit ihrer feinen Nase orientieren. Sie erkennen Gefahren und spüren Beute auf. Rüden riechen selbst auf weite Entfernungen läufige Hündinnen. Er ist in der Lage, selbst eine drei Tage alte Fährte aufzunehmen.

      Mit menschlichem Auge kann man den ausgeprägten Geruchssinn bereits an der Vielzahl an Riechzellen erkennen. Dabei gibt es jedoch von Rasse zu Rasse erhebliche Unterschiede. Der Mensch hat in etwa fünf Millionen Riechzellen, ein Dackel besitzt ungefähr 125 Millionen. Ein Schäferhund verfügt über ungefähr 220 Millionen Riechzellen. Somit hat ein Hund bis zu 10.000 Mal mehr Riechzellen als wir Menschen. Ferner haben sie eine viel größere Riechschleimhaut. Darüber hinaus können sie ihre Nasenlöcher simultan voneinander bewegen und einsetzen. Sie riechen sozusagen Stereo. Mit dieser Ausstattung können sie mehr Gerüche differenzieren als wir Menschen. Ein Hund kann ungefähr eine Million verschiedene Gerüche erkennen, der Mensch „nur“ 10.000.

      Unsere Vierbeiner sind sogar in der Lage, Krankheiten zu erriechen. Sie können feinste Veränderungen im menschlichen Stoffwechsel erkennen. Es gibt z.B. Diabetiswarnhunde, die anzeigen können, dass ihr Frauchen oder Herrchen eine Insulinspritze benötigt. Auch für das Auffinden von Geld, Drogen oder verschütteten Personen sind Hunde bekannt und gehören zum festen Einsatzkader von Rettungsdiensten und Polizei.

      Die Anatomie des Hundeohrs ähnelt stark dem des menschlichen Ohres. Es lässt sich in das Innen-, Mittel- und Außenohr einteilen. Allerdings gibt es hinsichtlich der Fähigkeiten des Gehörs zwei wesentliche Unterschiede:

      - Hunde sind in der Lage, selektiv zu hören. Dadurch können sie Geräusche bei Bedarf ausblenden. So können sie beispielsweise bei lauter Musik problemlos einschlafen. Das Öffnen der Wohnungstür lässt sie jedoch sofort erwachen.

      - Hunde können Frequenzen wahrnehmen, die für Menschen nicht mehr zu hören sind. Eine Hundepfeife kann ein Mensch über weitere Entfernungen nicht hören, ein Hund hingegen schon.

      Der Gehörgang des Hundes weist einen rechtwinkligen Knick auf. Zudem ist dieser im Gegensatz zum Menschen verhältnismäßig lang. Im Ohr befinden sich bestimmte Drüsen, die Ohrenschmalz („Cerumen“) produzieren. Das Hundeohr kann sich unter normalen Umständen von selbst reinigen.

      Laute Geräusche und anhaltender Lärm können, wie bei Menschen auch, das Hörvermögen nachhaltig schädigen. Daher ist es wichtig, die Ohren des Hundes zu schützen.

      Die Augen sind ausgezeichnet an die vorherrschenden Bedingungen angepasst, als Hunde noch Wölfe waren. Um in der Dämmerung jagen zu können, mussten sie Bewegungen sofort erkennen. Daher nehmen Hundeaugen auch heute noch wahr, was Menschen übersehen. Menschen können allerdings andere Dinge wahrnehmen, die der Hund im Gegenzug nicht erkennen kann.

      Die Vielzahl an Farben war für Wölfe nie von großem Nutzen. Damals gingen Wissenschaftler davon aus, dass Hunde ihre Umwelt in schwarz-weiß wahrnehmen. Mittlerweile hat man herausgefunden, dass Hunde immerhin einige Farben erkennen können, jedoch nicht in so vielen verschiedenen Nuancen. Alle Augen sind mit einer Netzhaut versehen, die generell für die Lichtempfindlichkeit und Farberkennung von Bedeutung ist. Darauf befinden sich sogenannte Zapfen und Stäbchen. Die Anzahl der Stäbchen auf der Netzhaut beeinflussen, wie viel Licht Augen aufnehmen können.


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