FOREX FÜR ANFÄNGER. Maximilian V. Hill

FOREX FÜR ANFÄNGER - Maximilian V. Hill


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direkt an ein Netzwerk an: Kunden können dann nicht nur direkt mit Banken und anderen institutionellen Anlegern, sondern auch untereinander handeln. Sowohl STP als auch ECN Broker richten sich tendenziell an erfahrene und finanzstarke Trader.

       Vorteile und Eigenschaften des Devisenmarktes

      Der Devisenmarkt gilt als weniger anfällig für Betrug und Manipulation als die Aktienmärkte und bietet durch den von Sonntagabend bis Freitagnacht ununterbrochenen Handel sowie die nahezu unbegrenzte Liquidität ideale Rahmenbedingungen für den Einsatz großer Finanzhebel. Große Hebelwirkungen machen den Reiz für Privatanleger aus: Durch das dem Terminhandel entlehnte Margin-Prinzip können mit 1.000 EUR Einsatz 100.000 EUR im Markt bewegt werden.

      Das Margin-Prinzip sieht vor, dass Trader lediglich eine Art Kaution für ihre Geschäfte hinterlegen und der Broker das benötigte Geld mit einer Absicherung zur Verfügung stellt.

      Daraus erwachsen beträchtliche Gewinnchancen: Profite von mehreren hundert Prozent in wenigen Stunden sind durchaus möglich. Den Chancen stehen äquivalente Risiken gegenüber: Forex Trading kann zum Totalverlust oder - im schlimmsten Fall und bei Verzicht auf eine entsprechende Absicherung – sogar zu Nachschusspflichten, also zu einem negativen Kontostand der ausgeglichen werden muss, führen.

      Es ist daher dringend zu empfehlen, bevor sich ein Privatanleger als Trader auf dem Forexmarkt bewegt, dass er sich umfassend vorher informiert und am besten mit einem Demokonto startet, um Verlustrisiken zu minimieren.

      Erfolgreiche Trader setzen nicht einfach auf „Rot oder Schwarz“ und hoffen auf ihr Glück, sondern treffen Entscheidungen auf der Grundlage von Strategien und sichern Risiken ständig ab. Wie man eine solche Strategie aufbaut und künftig Risiken absichert, sollte nach Möglichkeit vorher mit virtuellem Geld trainiert werden.

      2.1 Struktur, Bedeutung und Funktion des FX-Marktes

      Auf dem Devisenmarkt werden Devisen gehandelt. Devisen sind „andere“ Währungen , wie z. B. US-Dollar, Australischer Dollar, Schweizer Franken, Britisches Pfund usw. Für Marktteilnehmer in anderen Ländern zählt auch der Euro zu den Devisen – der Begriff bedeutet nichts anderes als Fremdwährung (”FOREX” = FOReign EXchanges) und nimmt lediglich Scheine und Münzen in fremder Währung aus, die als „Sorten“ bezeichnet werden. Im Devisenhandel beschränkt sich der Begriff auf Bankguthaben in ausländischer Währung.

       Wozu werden Devisen gehandelt?

      Der Devisenmarkt ist ein globaler Markt: Jeden Tag gibt es hunderte Millionen Wirtschaftsteilnehmer weltweit, die aus irgendeinem Grund Währungen gegeneinander tauschen. Unternehmen exportieren Waren ins Ausland und werden in Fremdwährung bezahlt. Den Umsatzerlös tauschen sie in ihre heimische Währung um – dabei handelt es sich um ein ganz alltägliches Devisengeschäft.

      Banken oder Finanzinvestoren erwerben irgendwo auf der Welt eine Beteiligung und vereinbaren mit dem Verkäufer die Zahlung des Kaufpreises in US-Dollar. Dazu beschaffen sich die Institute die benötigten USD bei anderen Banken auf dem Devisenmarkt. Schließlich können institutionelle Investoren oder private Trader auf die Auf- oder Abwertung einer Währung wetten.

      Da es mehr als eine Währung auf der Welt gibt und die globalisierte Welt ohne grenzüberschreitende Waren- und Finanzströme nicht vorstellbar wäre, ist ein funktionierender Devisenmarkt unerlässlich. Auch spekulative Interessen sind, obgleich ihnen kein besonders gutes Image zuteil wird, wichtig: Bringt eine Regierung die Wirtschaft ihres Landes durch Missmanagement in Gefahr oder reagiert sie nicht richtig auf bestimmte Entwicklungen (z. B. hohe Inflation, steigende Rohstoffkosten), kann der Devisenmarkt durch Abwertungen Druck ausüben.

       Wo und wie werden Devisen gehandelt?

      Aktien und Rohstoffe werden an speziellen Börsenplätzen gehandelt. Für Devisen existiert ein solcher Handelsplatz nicht: Es gibt keine regulierte Börse für den Handel mit Währungen. Der Handel findet stattdessen dezentral statt. Banken können untereinander in Bruchteilen von Sekunden Währungsgeschäfte abschließen. Darüber hinaus haben sich viele Banken und andere große Marktteilnehmer in speziellen Handelsnetzwerken zusammengeschlossen, um zusätzliche Liquidität ins Spiel zu bringen.

      Da es keinen zentralen Handelsplatz gibt, existiert auch kein zentraler Wechselkurs. Zentralbanken wie die EZB legen zwar so bezeichnete Referenzkurse ab. Dabei handelt es sich aber um rückwirkende Feststellungen anhand der für die letzten 24 Stunden durch Banken gemeldeten Wechselkurse. Referenzkurse sind für zahlreiche Verträge relevant, nicht aber für den Echtzeit-Devisenhandel: Hier bildet sich der Wechselkurs ständig aus Angebot und Nachfrage.

       Wie verlässlich ist der unregulierte Devisenhandel?

      Trotz - manche behaupten auch, gerade wegen – der dezentralen Organisation, ist der Devisenmarkt ein sehr effizienter Markt. Theoretisch könnten die Kurse zwischen verschiedenen Banken stark voneinander abweichen.

      In der Praxis ist das nie der Fall, weil schon kleinste Differenzen sogenannte Arbitrageure auf den Plan rufen. Diese (in der Regel institutionell organisierten) Marktteilnehmer erwirtschaften risikolose Gewinne, indem sie bei bestehenden Kursdifferenzen bei Bank A kaufen und im selben Moment bei Bank B zu einem höheren Preis verkaufen.

      Das „System“ funktioniert seit Jahrzehnten sehr gut. Die Preisbildung ist effizient und nachvollziehbar und die Transaktionskosten gering. Nicht zuletzt deshalb ist der Devisenmarkt der mit Abstand größte Markt der Welt: Das tägliche (!) Handelsvolumen wird von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf vier bis fünf Billionen US-Dollar taxiert.

      2.2 Zugang zum Devisenmarkt für Privatanleger

      Den anschaulichsten Zugang zum Devisenmarkt erhalten Privatanleger über über Fremdwährungskonten bei Banken. Das sind Anlagekonten, die nicht auf Euro, sondern auf eine andere Währung lauten, z. B. CHF, USD, GBP oder JPY. Während jedes gewöhnliche Giro- oder Tagesgeldkonto eine Forderung des Kontoinhabers in Euro gegen die kontoführende Bank darstellt, lautet die Forderung bei einem Fremdwährungskonto auf die Kontowährung.

      Überweisungen zugunsten von Fremdwährungskonten werden immer in die Kontowährung konvertiert (umgetauscht), sofern sie nicht mit dieser identisch sind. Es ist möglich, mit Fremdwährungskonten auf Wechselkursveränderungen zu spekulieren. Mit Forex Trading im engeren Sinne hat das aber wenig zu tun.

       Handel über Broker-Plattformen

      Wer aktiv am Devisenmarkt handeln und dabei die so reizvolle Hebelwirkung nutzen möchte, benötigt ein Handelskonto bei einem Forex Broker. Über das Handelskonto können Trader dutzende Währungen kaufen und verkaufen. Das Handelskonto steht dabei am Ende einer langen Kette.

      Der Broker legt die Kundengelder bei Banken an: Broker besitzen in der Regel keine vollständige Banklizenz und sind deshalb nicht zur Entgegennahme von Kundengeldern berechtigt.

      Die Kundengelder werden auf Fremdwährungskonten bei den kontoführenden Banken angelegt und umgeschichtet, wenn Trader auf ihrem Handelskonto Postionen eröffnen oder schließen. Die auf dem Handelskonto bestehenden offenen Positionen werden auf dem Kundenkonto, das der Broker für einen Trader bei der Bank führt, nachvollzogen. Dies geschieht durch Computerprogramme in Bruchteilen von Sekunden.

       Ohne Broker gibt es Trading nur für Vermögende

      Theoretisch könnten Trader sich eine Handelsplattform für den Zugang zum Devisenmarkt selbst „basteln“, wenn eine Bank mitmacht. Erforderlich wären dafür Konten in allen Währungen, in denen gehandelt werden soll. Die Konten müssten Überziehungen zulassen. Um eine EUR/USD-Longposition zu eröffnen, würden Trader dann das USD-Konto überziehen und das Geld auf dem EUR-Konto anlegen. Eine speziell entwickelte Software könnte die Überweisungsvorgänge verkürzen – das ist bei Brokern die Aufgabe der Handelsoberfläche.

      In der Praxis ließe sich diese Konstruktion aus mehreren Gründen allerdings nur für ausgesprochen vermögende Anleger mit einem sehr guten Kontakt zu ihrer Bank realisieren. Schließlich müsste die Bank Sicherheiten für mögliche Verluste verlangen,


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