Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen


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total stolz auf dich. Komm her!“ Meine Stimme ist nur noch ein Flüstern und ich lege meine Lippen sanft auf seine und küsse ihn, von dem warmen Gefühl aus meinem Traum getragen.

      Er schlingt seine Arme um meine Taille und erwidert meinen Kuss so atemlos, dass mir schwindelig wird. Ich streiche mit beiden Händen seine Haare zurück und spüre das Verlangen, ihn endlich wieder zu spüren.

      Aber Erik entzieht sich mir und sieht mich verunsichert an. „Schatz, geht es dir denn gut?“, fragt er und seine dunklen Augen mit dem kleinen braunen Ring sehen mich so verheißungsvoll an, dass ich nur stammeln kann: „Mir geht es nur gut. Aber es würde mir noch bessergehen, wenn ich dich endlich wieder fühlen dürfte.“

      Das Lächeln, das sich über sein Gesicht schiebt, lässt mein Herz höherschlagen.

      „Nah, dann komm! Daran soll deine Genesung nicht scheitern.“ Er steht auf, zieht mich vom Sofa und nimmt mich mit ins Schlafzimmer. Schöne Musik läuft und ich fühle mich an den Tag erinnert, als Erik mich zu unserem Date im Darkroom mitnahm.

      Vor dem Bett zieht er mich aus und ich ihn. Wir lassen uns Zeit und küssen uns zwischendurch immer wieder lange und lassen die feurige Leidenschaft wachsen, bis es fast unerträglich ist. Erik setzt sich auf das Bett und zieht mich zwischen seine Beine, meinen Bauch und meine Brustwarzen liebkosend.

      Ich kann nur ergeben die Augen schließen und mich dem Gefühl hingeben, das er in mir auslöst. Als es fast unerträglich wird, nehme ich sein Gesicht in beide Hände und küsse ihn. Langsam schiebe ich mich auf seinen Schoß und schlinge meine Beine um seine Hüfte. Unsere Küsse werden immer drängender und ich spüre Eriks Finger mich streicheln und liebkosen. Als sie in meine feuchte Hitze vordringen, nimmt mir das den Atem und ich stoße mit geschlossenen Augen einen Seufzer aus, der ihn noch mehr zu erregen scheint. Er zieht seinen Finger zurück und schiebt mich ungeduldig auf seinen bereitstehenden Freund. Eine alles durchdringende Empfindung lässt uns zusammen aufstöhnen, von dem Gefühl getragen, das uns durchströmt wie warmer, süßer Honig.

      „Endlich!“, hauche ich ihm in sein Ohr.

      „Ja, endlich!“, flüstert er zurück, umfasst meine Hüfte und gibt den Rhythmus vor, den Rausch auskostend, der doch besser sein muss, als jede Droge … denke ich zumindest.

      Völlig müde und erschöpft liege ich neben Erik, von seinem Arm an seinen Körper gepresst. Seine Hand streichelt meinen Arm, der über seiner Brust liegt. In der Ferne höre ich mein Telefon klingeln.

      „Geh nicht!“, murmelt er und küsst mich.

      Das Klingeln hört auf, setzt aber im nächsten Moment wieder ein.

      „Das scheint wichtig zu sein“, flüstere ich und stemme mich aus seiner Umarmung. Aber ich laufe nur ins Wohnzimmer, hole das Handy vom Wohnzimmertisch und flitze wieder ins Schlafzimmer zurück. Vor dem Bett stutze ich. Was ist das für eine Nummer?

      Das Klingeln hört auf und Erik fragt neugierig: „Was ist los? Warum bist du nicht rangegangen?“

      Bevor ich antworten kann, klingelt es erneut. Aber es ist ein anderer Klingelton, der eine SMS anzeigt. „Bitte nimm ab“, steht da nur und ich bin verunsichert. Ist das Tim mit einer neuen Nummer? Oder Marcel?

      Es klingelt erneut und Erik setzt sich beunruhigt auf.

      Ich nehme den Anruf an und hauche ein verunsichertes: „Ja!“

      „Carolin?“

      Meine Welt bleibt stehen und mein Herz setzt aus.

      „Ja!“, flüstere ich, meine verschreckte Stimme wiedersuchend.

      „Hallo! Ich bin wieder zu Hause.“

      „Ich weiß, Julian“, antworte ich und schlucke. Mein hilfesuchender Blick gleitet zu Erik.

      Der zieht mich auf das Bett und legt beide Arme um mich, als müsse er mir Halt geben.

      Es entsteht eine Pause, die nur zu deutlich zeigt, dass weder Julian noch ich wissen, was wir zueinander sagen sollen.

      Endlich raunt er: „Mama sagt, du bist krank. Ist es schlimm? Du warst bei der Verhandlung so schnell wieder weg und ich habe gehört, dass der Richter dem Protokollschreiber etwas von krank und unter ärztlicher Aufsicht anwesend sagte. Das hat mich beunruhigt.“

      Was soll ich dazu sagen? Dass Julian sich Sorgen um meinen Gesundheitszustand macht ist schon etwas lachhaft. Vor zwei Monaten wollte er mich noch umbringen.

      „Es geht schon wieder“, antworte ich nur und meine Stimme läuft nur langsam zu alter Stärke auf.

      Dafür scheint Julians zu kippen. „Carolin, es tut mir alles so leid! Ich war wie von Sinnen … von dem Scheiß. Fast hätte ich dich schlimm verletzt. Bitte verzeih mir. Ich werde dir niemals mehr etwas zu leide tun“, stammelt er.

      Ich schlucke. Fast hätte er mich schlimm verletzt? Er hat mich fast getötet.

      Antworten kann ich ihm nicht und die Stille scheint eine Wand aus findlinggroßen Steinen hochzuziehen und ist unerträglich.

      „Carolin?“, murmelt Julian verunsichert und beginnt einfach zu erzählen: „Ich hatte mich vor den Ferien für ein Chemie- und Biologiestudium eingeschrieben. Die haben mich jetzt auch angenommen, trotz, dass ich heute erst anfangen konnte. Das Wintersemester begann schon am ersten Oktober. Ich fahre mit Mamas Auto zur Universität. Vielleicht kann ich mir auf die Dauer auch eine Wohnung in Osnabrück suchen. Aber so lange bleibe ich erst mal zu Hause wohnen.“

      Ich bin so froh, dass Erik mich im Arm hat. Er gibt mir so viel Kraft.

      „Du kannst mein Zimmer auch haben. Ich komme nicht mehr zurück“, raune ich und aus irgendeinem Grund fühle ich mich, als wäre ich die ältere Schwester, die ihr Leben schon so viel weitreichender im Griff hat.

      Wieder ist es still in der Leitung. Zu meinem Entsetzen höre ich ein Schniefen und schließe die Augen. „Julian, ich muss jetzt Schluss machen“, sage ich mit belegter Stimme.

      „Kann ich dich wieder anrufen? Carolin bitte! Es tut mir alles schrecklich leid!“

      „Kannst du!“, antworte ich nur. „Bis dann!“ Schnell lege ich auf und lasse das Handy ins Bett fallen, als wäre es aus heißem Eisen.

      „Dein Bruder“, stellt Erik nüchtern fest und lässt den Griff, mit dem er mich umschlungen hält, etwas lockerer, um mich zu sich umzudrehen. Sein Blick ist unergründlich.

      „Ja, er wollte sich wohl entschuldigen.“ Mir liegt auf der Zunge, Erik zu sagen, dass Julian wahrscheinlich bei ihm auf die Universität geht. Aber ich verkneife mir das. Ich will nicht, dass Erik und Daniel sich mit ihm anlegen.

      Ich lasse mich ins Bett zurückfallen und ziehe Erik mit. Der legt seine Hände um mein Gesicht und küsst mich, als möchte er das Gespräch mit seiner Liebe aus meinem Kopf tilgen.

      Ich schiebe ihn ungeduldig auf mich, von etwas Undefinierbarem getrieben und schlinge meine Beine um seine Hüfte.

      Erneut fühle ich mich, als wäre ich schon so viel weiter in meinem Leben als Julian und erwidere Eriks Küsse mit einer mich überkommenden Leidenschaft, die Erik ergeben aufstöhnen lässt. Meine Beine fester um seine Hüfte schlingend, dränge ich ihn in mich und Erik ist mehr als bereit dazu.

      Julian hat nichts, gar nichts. Ich habe alles!

      Wir haben den Alchemisten besiegt! Und das schwächste Glied in der Kette ist scheinbar nun das Stärkste.

      „Hey, deine Mama!“, höre ich Erik sagen und schlage die Augen auf. Ich muss wieder eingeschlafen sein und Erik grinst mich süffisant an und hält mir mein Handy hin, das immer noch klingelt.

      „Ja, Mama!“, raune ich benommen, das Gespräch annehmend. Dabei frage ich mich, wie spät es wohl ist, dass sie mich noch anruft.

      „Carolin! Ich wollte fragen, wie es dir geht. Papa konnte gestern nur mit diesem Erik sprechen.“

      Diesem Erik …!


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