Kolumbien 1993 - Jeder Tag ein Abenteuer. Schila Lomcans
dauern. Wenn man etwas aus Kolumbien mit nach Hause bringt, dann Ruhe, Ausdauer und Geduld. Letztere erlernt man hauptsächlich beim Warten.
In heißen Ländern soll man viel trinken und so verbrachte ich einen Teil des Wartens mit dem Genuss einer Pepsi Cola. Kaum hatte ich die Zweite getrunken, war da auch schon ein Bus und brachte uns nach Cartagena, wo wir, diesmal etwas gehobener, im weltbekannten „El Caribe“ unser Zimmer bezogen.
Cartagena ist, wie das El Caribe auch, angenehm und sehenswert. Haben Sie schon mal in einem Luxushotel gefrühstückt und ein Reh hat sie angestupst, um etwas von Ihren Früchten abzubekommen? Nun wir schon. In dieser Hinsicht ist das El Caribe wohl einmalig.
Die Küstenstädte dieses Teils der Welt sind besonders geschichtsträchtig und Cartagena ist eine der bekanntesten. Viele Schlachten zu Land und zu See wurden hier in der „Neuen Welt“ ausgetragen und das Flair der Kanonen und Piraten wabert noch etwas durch die Gassen der Altstadt, zumindest, wenn man sich etwas in der karibischen Geschichte auskennt.
Fischer und Händler kommen in kleinen Holzbooten vor den Strand gefahren und bieten den Badenden frisch zubereitete Langusten, Fruchtsäfte und andere Köstlichkeiten an.
Waren haben sie dann meist keine mehr. Die langen Bootsstege vor den modernen Häuschen zeugen von den Schiffen der Eigentümer und sind sie leer, so ist es das Haus in der Regel auch.
Rio Magdalena – Magangué – Mompós – El Banco
Es war schon spät und der Fluss hat weder bezeichnete Fahrrinnen noch gibt es außerhalb der Ortschaften und Städte nachts genug Licht um eine sichere Fahrt auf dem Fluss zu gewährleisten. So kam es, dass wir kurz nach Sonnenuntergang an einer Stelle etwa 5 Kilometer außerhalb von Mompós anlandeten. Die Fahrt war zu einem für uns überraschenden Ende gekommen. Das Boot war gut besucht. Auch Frauen, Kinder und Kleinkinder waren darunter. Insgesamt waren wir wohl so an die 25 Personen. Erst konnten wir gar nicht begreifen, warum wir nicht weiterfuhren, aber fünf Minuten später war es stock finstere Nacht.
Da standen wir nun mit unserem Gepäck auf der staubigen Straße, die unweit des Stromes verlief, und machten uns Gedanken, wie wir wohl weiter kommen würden. Ich wollte schon loslaufen und die Strecke eben zu Fuß hinter mich bringen, als man uns stoppte und wild gestikulierend erklärte, dass das zu gefährlich sei und man auf den Weitertransport warte, der jeden Moment eintreffen würde. Und da kam er ja auch schon in Form eines Toyota Landcruiser aus den 50er oder 60er Jahren, der etwas auf seinen Rädern eiernd langsam die Straße auf uns zu rollte, schließlich wendete und sodann von allen 25 Personen nebst Gepäck bestiegen wurde. Ja, einige saßen auf dem Dach und andere hingen an den Seiten, mit den Füssen auf Trittbrettern und ähnlichen Stellen, aber alle waren wir in und an diesem Auto, als es sich Richtung Mompós in Bewegung setzte. Patricia und ich selbst klemmten zwischen Rückbank und Kofferraum unter uns das Gepäck und neben mir eine Campesino die gerade in all dem vollgestopften Getümmel ihrem Baby die Brust gab. Überhaupt hatten alle die Ruhe weg und weder Erwachsene noch Kinder haben sich beschwert. Nie habe ich Kinder in Europa so diszipliniert und unquengelig erlebt wie hier. Es sind die Eltern, die die Kinder prägen und da die Erwachsenen hier alle stets ruhig bleiben und sich nie beschweren, tun dass die Kinder auch nicht. So einfach ist das.
Man geht die nichtssagenden Straßen entlang und meint in einem Slam zu sein. Aber Achtung! Das ist beabsichtigt. In Kolumbien zeigt man an der Straßenfron seines Hauses nur Armut und Kargheit. Darf man aber durch das hier meist oben abgerundete oder von Scheinsäulen flankierte Tor ins Innere treten, so wird mit jedem Meter hinein der Eindruck verändert und am Schluss ist man ganz baff, wie ordentlich ja teilweise hochherrschaftlich die Menschen in Ihren Innenhöfen und Innenräumen leben.