Der Detektiv. Attila Sausic
Attila Sausic
DER
DETEKTIV
Aufstieg und Niedergang
– ein literarischer Streifzug –
Das Original erschien in Fortsetzungen in der ungarischen Zeitschrift Holmi, Jg. 19/6, 20/4, 20/9, 21/4. Für die vorliegende Veröffentlichung wurde der Text vom Autor überarbeitet und ins Deutsche übersetzt.
Lektorat: Éva Zádor
Umschlag: Zsolt Nyíri (Bild),
Gábor Szilágyi (Typografie)
Der Detektiv
Attila Sausic
Copyright: © 2013 Attila Sausic
published by: epubli GmbH, Berlin
ISBN 978-3-8442-4609-4
Vorwort
Dieses Buch empfehle ich besonders denen, die sich für eine Skizze über die Entstehung der literarischen Detektive im 19. und ihren Sonderweg im 20. Jahrhundert interessieren sowie eine gewisse Sympathie für Jules Maigret und Philip Marlowe hegen.
Neben dem Inhaltlichen beschäftigte mich auch die Frage, in welcher Form ich über Detektivromane schreiben könnte, ohne dass die Leser, die genauso wenig Literaturwissenschaftler sind wie ich, auf der Stelle eine unwiderstehliche Müdigkeit ergreift.
Daher versuchte ich, Schriftsteller und Detektive auf eine literarische Bühne zu stellen und zum Reden zu bringen. Durch erfundene Monologe und – kursiv markierte – wirkliche Zitate berühmter Detektive und ihrer Chronisten wie Sherlock Holmes, Edgar Allan Poe und andere wird im ersten und vierten Kapitel die Geschichte des Detektivromans dargestellt. Im zweiten und dritten Kapitel gehe ich mit der detaillierten Rekonstruktion der Charaktere von Maigret und Marlowe der Frage nach, ob diese fahrenden Ritter der Großstadt (Chesterton) uns auch heute noch etwas zu sagen haben. Ich denke schon.
Lebte Maigret wirklich? Gibt es den chinesischen Detektivroman? Warum war Marlowe Frauen gegenüber so enthaltsam? War etwa Gott der erste Detektiv? Wieso suchte Wallas den besten Radiergummi und nicht den Mörder? Weshalb war in der ersten richtigen Detektivgeschichte ein Affe der Mörder? – nebenbei werden auch solche Fragen gestellt, doch nicht immer beantwortet.
Es könnte leicht der Eindruck entstehen, als ob in diesem Buch die Goldene Zeit, die klassische Form dieser Gattung, die von Autoren wie Agatha Christie geprägt wurde, vernachlässigt würde. Das ist tatsächlich der Fall. Nach der berühmten Definition Raymond Chandlers ist ein Kriminalroman dann wirklich gut, wenn man ihn auch dann zu Ende läse, wenn man wüsste, dass jemand das letzte Kapitel herausgerissen hat. (KUNST DES MORDES 159) Und die Detektivgeschichte wurde erst da mehr als nur ein Rätselraten und erreichte einen literarischen Wert, als sie sich von ihrer eigentlich vollkommenen Form entfernte.
Der Weg, den ich hier aufzeigen möchte, ist der, den die Abweichler gingen – es ist nicht die breite und beleuchtete Hauptstraße, sondern der Umweg durch dunkle und verwinkelte Gassen, der sich schließlich als Labyrinth enthüllt.
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