Arschbombenalarm. Lisa Sturm
Bitte nicht jetzt. Bitte nicht heute“, jammerte sie leise ihr Spiegelbild an. Im Laufe des Morgens verschlechterte sich ihr Zustand allmählich und die Tränen standen ihr zuvorderst. „Jana, ich glaube, ich werde krank“, jammerte sie kurz vor der Mittagspause ins Telefon. „Ach Süsse, das tut mir leid“. „Ich will doch zu Yanick“. „Ich weiss, aber wenn es nicht geht, dann geht es nicht. Er versteht das schon. Aber jetzt schau mal wie es dir am Nachmittag geht. Vielleicht wird es ja wieder besser und sonst schreibst du ihm halt, dass du nicht kommen kannst, weil du krank bist“. „OK“, hauchte Samira kleinlaut. Nach dem Mittagessen bekam sie starke Kopf- und Gliederschmerzen und konnte kaum noch Schlucken vor lauter Schmerzen. Sie ertrank beinahe vor Selbstmitleid. Am Feierabend machte sie sich auf den Weg nach Hause und spürte, wie sie allmählich Fieber bekam. Sie wollte nur noch ins Bett. Nachdem sie ein Erkältungsgetränk genommen hatte, packte sich unter die Bettdecke und schrieb Yanick:
Hallo Yanick. Mich hat eine fiese Grippe ins Bett gelegt und ich kann heute leider nicht zu dir kommen. Es tut mir so leid. Ich vermisse dich so. Ich besuche dich eine Woche später, OK? Guk. Samira.
Danach verfiel sie in einen Tiefschlaf und erwachte erst am Samstagmorgen wieder. Es ging ihr hundeelend. Sie verbrachte den ganzen Tag damit Medikamente zu schlucken, zu schlafen und immer mal wieder auf ihr Handy zu schauen. Sie hätte sich ja schon gewünscht, dass er ihr zumindest gute Besserung wünschte. Oder auf ihre Frage einging. Sie hatte doch extra etwas gefragt, warum also schrieb er nicht? Ach ja. Jana hatte ja gesagt, dass es die Männer nicht so damit haben, Nachrichten zu schreiben.
Am Sonntag war das Fieber ein wenig gesunken und sie war nicht mehr permanent am Schlafen. Dafür hatte sie jetzt jede Menge Zeit sich Gedanken zu machen. Wie schön wäre es, wenn Yanick zu ihr kommen und einen Krankenbesuch abstatten würde. Wobei, wollte sie wirklich, dass er sie in diesem Zustand sah? Da, ihr Handy vermeldete die Ankunft einer SMS. Leider ‚nur‘ von Jana.
Na Süsse, wie geht’s dir? Konntest du doch noch zu deinem Märchenprinzen fahren? Guk. Jana.
Nein, ich liege krank im Bett. Ver** nochmals. Guk. Samira.
Du Arme. Gute Besserung. Brauchst du was? Soll ich was für dich besorgen? Guk. Jana.
Nein, ich habe alles. Danke fürs Nachfragen. Guk. Samira.
Es war doch so einfach. Eine SMS senden und prompt eine Antwort bekommen. Wieso brachte das Yanick nicht zu Stand? Interessierte es ihn denn gar nicht, wie es ihr ging? War sie ihm tatsächlich egal, weil sie schon mit ihm geschlafen hatte? Sie grübelte und grübelte. Die Zeit wollte einfach nicht vorübergehen.
Samira musste auch noch am Montag und am Dienstag das Bett hüten. Am Mittwoch ging sie das erste Mal wieder ins Büro, wo ihr Chef sie gleich mit Arbeit überhäufte, die liegengeblieben war. Er hatte während ihrer Abwesenheit ein anderes Restaurant für den Event organisiert und bat sie, ihre Reservation zu annullieren. „Ja aber, ist das nicht ein wenig kurzfristig? Immerhin ist der Event heute Abend.“ Er schüttelte den Kopf und liess sie stehen. Als sie in dem Restaurant absagte, wurde sie wieder einmal zusammengeschissen. Das sei also wirklich nicht die feine Art, einen solch grossen Event kurzfristig zu annullieren und sie hätten sich ihren Namen notiert. In Zukunft soll sie bei ihnen nicht mehr anrufen. Na toll. Das ging ja genau gleich weiter wie letzte Woche. Dabei waren Stress und Ärger gar nicht gut für sie. Sie wollte sich nämlich voll und ganz darauf konzentrieren, wieder ganz fit zu werden.
Am Freitag fuhr sie mit dem Auto zur Arbeit. Sie musste dieses in einem öffentlichen Parkbereich abstellen, was für einen ganzen Tag ziemlich teuer war. Aber sie wollte punkt 17 Uhr hier losfahren, damit sie so schnell wie möglich wieder zu Yanick konnte. „Und, freut er sich, dass du kommst?“, fragte Jana, die sie Mitte Nachmittag kurz anrief. „Das hoffe ich doch“. „Wie, hat er gar nichts dazu geschrieben?“ „Nein, du weisst doch. Er hat es nicht so mit Nachrichten schreiben“. „Hm Samira. Wie oft hat er dir denn jetzt in der ganzen Zeit so geschrieben?“ „Äh gar nicht aber er freut sich sicher, dass ich komme“. „Samira. Findest du das nicht ein bisschen seltsam? Er hat dir nicht einmal geschrieben als er wusste, dass du krank warst?“ Stille. „Bist du sicher, dass er deine Nachrichten bekommen hat?“ „Ja klar. Ich habe jedes Mal eine Lesebestätigung erhalten“. „Aha, na dann wünsche ich dir heute viel Glück“. Samiras Euphorie war plötzlich ein wenig gebremst. Jana hatte doch selbst gesagt, dass es nichts zu bedeuten hatte, wenn ein Mann nicht sofort zurückschrieb. Wieso fand sie es jetzt plötzlich doch seltsam? Als sich Samira auf den Weg nach Guttannen machte, hatte sie ein komisches Gefühl in der Magengegend. Eine Mischung aus Nervosität, Aufregung und Unsicherheit. Was, wenn er sich gar nicht über ihre Ankunft freut?
Um 17 Uhr ging ihre Reise los. Aber um diese Zeit hatte es unglaublich viel Verkehr. Für die Reise via Luzern musste sie eigentlich etwa 1,5 Stunden einberechnen. Schlussendlich war es bereits kurz nach 19 Uhr, als sie ihren Wagen vor dem Tannenhof parkte. Gleich neben Yanicks blauem Jeep, der leicht schräg auf dem Parkplatz stand. Er war also da. Samiras Hände zitterten leicht, als sie die Türe zur Pension öffnete und am Empfang auf die kleine Klingel drückte.
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