SIGNALE. Georg Vetten

SIGNALE - Georg Vetten


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       Roman

       Georg Vetten

      SIGNALE

       Die Scheinwelt und der Fluss

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      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutschen Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

      „SIGNALE – Die Scheinwelt und der Fluss“

      Layout, Satz: Georg Vetten

      Covermotiv: Georg Vetten

      Autorenfoto: privat

      Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Autor schriftlich genehmigt werden. Dieser Roman ist rein fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht gewollt!

      SIGNALE – Die Scheinwelt und der Fluss erschien 2007 im Reichardt Verlag und ist mittlerweile vergriffen. Mit dieser Ausgabe liegt nun eine leicht überarbeitete Fassung vor.

      Die Aussteigergeschichte setzt sich mit dem Leben von Männer auseinander, die die 40 überschritten haben und feststellen: ‚Wir haben nur noch zehn bis 15 gute Jahre.‘

      Männern sollte die Gefühls- und Gedankenwelt des Romanhelden vertraut sein - für weibliche Leser öffnet sich ein spannendes Fenster ...

       INHALT

      Die Schlagzeilen des Tages. Nörgelnde Künstler. Konferenzen. TV-Produktionen. Medienevents. Das ist die Welt, mit der Tom, Chef einer PR- und Management-Agentur, sich täglich herumzuschlagen hat.

      Im Auftrag seiner Kunden erhöht er den Bekanntheitsgrad von Fernsehsendungen. Er setzt Trends und etabliert Stars, indem er die Frequenz der bundesweiten Schlagzeilen hochhält. Tom ist erfolgreich, die Agentur ist sein Leben. Ein Leben am Limit: Twenty Four Seven! Die Grenzen zwischen Privatleben und Job sind längst verschwommen. Doch Anfang vierzig stößt er sich zunehmend an der Schnelllebigkeit des Business, an der Oberflächlichkeit dieser Scheinwelt. Das Leben als Single. Ausufernde Business-Termine. Affären und durchzechte Nächte mit Freunden, setzen seinem Körper zudem mächtig zu. Der Drang den Teufelskreis zu durchbrechen, gewinnt Oberhand. Die Begegnung mit einer mysteriösen Unbekannten scheint ihn schließlich aus der Bahn zu werfen. Der Zyniker wird zum Suchenden. Sein Leben steht Kopf. Tom scheint sich zu verlieren. Doch ein einschneidendes Schlüsselerlebnis signalisiert ihm schließlich, die Weichen neu zu stellen. Die Brücken hinter sich abzubrechen. Es verschlägt ihn in eine vollkommen andere Welt. In eine neue Geschichte. Wird Tom dort sein Glück machen? Kann er die Signale deuten? Wird der Suchende seine Liebe finden?

       Im Stil des klassischen Roadmovies treibt der Autor seinen Romanhelden: Temporeich. Packend. Erotisch.

      PROLOG

      Es gab sie also tatsächlich, die Geschichte vom Tellerwäscher zum Millionär. Zugegeben, eine stark überzeichnete Metapher. Der Job beim Fernsehen war der Einstieg gewesen. Klar, dass du dich irgendwann nicht mehr mit den Jungs der Band getroffen hast:

       Keine Zeit!

      Die Dinge entwickelten sich in rasender Geschwindigkeit. Es war Goldgräberstimmung und es ging aufwärts. Du warst Pressechef von PR-Agenturen, Pressesprecher von Fernsehsendern, Künstlermanager und Agent.

      Ja, heute bist du fett drin, Alter. Doch bist du glücklich? Sei ehrlich! Wann hast du das letzte Mal deinem eigenen Spiegelbild zugelächelt? Und wann hast du dich zum letzten Mal frei gefühlt? Hin und wieder vermisst du den Dreck der Proberäume und den abgegriffenen Hals deiner Fender. Selten, aber ab und an, triffst du einen der Jungs von früher, zumeist Kai. Mit Ausnahme von Ritchi macht niemand mehr Musik. Hey Tom, zu viel Aftershowpartys gefeiert? Sieht so deine Selbstverwirklichung aus? feixen sie.

      Selbstverwirklichung? Was heißt das? So zu leben, wie die Figuren, die sich heute mit deinen Beiträgen aus der Künstlersozialkasse über Wasser halten? Die drei Mal im Monat ihr Ausdruckstheater vor fünf nicht zahlenden Zuschauern aufführen und sich dabei frei fühlen? Du weißt, das Business bedeutet Kampf! Du weißt, du bist ein Macher! Mit ganzer Seele! Doch was produzierst du? Sei ehrlich, die One-Hit-Wonder, die du aufbaust, kotzen dich an! Die Reproduktion von Stereotypen hängt dir zum Hals raus.

      Was ist los, Alter? hatte ich am frühen Morgen mein Spiegelbild befragt: Keine Lust mehr Luftblasen und Lügen zu verkaufen? Macht es Sinn, die Kids vor die Glotze zu locken, damit sie schwachsinnige Vorabend-Soaps und die dazugehörige Werbung konsumieren? Oder noch schlimmer, sie dahin gehend zu manipulieren, sich billige Popsongs zu kaufen und den dazu gehörigen Starschnitt? Ja, heute hievst du ausdrucksarme Kids mit einstudierten Tanzschritten in die Charts! Alter , hast du alles verraten, was dir heilig war? Den eigenen Ausdruck, die Anarchie, den freien Gedanken? Hey! Ich hatte mit ausgestrecktem Zeigefinger und mit entnervter Miene meinem Spiegelbild gedroht: Alter , was soll das? Midlife-Crisis? Anfang 40 bist du das Rückgrat der Gesellschaft. Die Angestellten wollen ihre Kohle und der Staat die Steuern. Und es läuft doch, was willst du überhaupt? Du treibst sie nicht in den Krieg, du verkaufst niemandem Drogen und du lieferst sie auch nicht ans Messer, wie manch einer dieser durchgeknallten Redakteure, die Tag für Tag die Wahrheit verdrehen: Hey, das ist doch ne tolle Geschichte, das wollen die Leute lesen. Und du weißt doch, wenn es in unserem Blatt steht ...

      Du kannst das alles nicht mehr hören! Die latent vorhandene Wut kocht zunehmend hoch. Und jetzt, gerade in diesem Moment, trifft sie dich mit voller Wucht. Du wirfst einen Blick über die Schulter. Das hier, diese miese Medienparty, macht dich depressiv. Oberflächlich zappelnden Schickimickis auf Aftershowpartys und Premierenfeiern rauben dir den letzten Nerv. Hau mir ab mit diesen selbst verliebten Karrieristen, mit dieser Ansammlung von Schwuchteln. Ellbogen raus! Ohne nachzudenken, ohne den Sinn zu hinterfragen – Hauptsache nach oben, auf der Karriereleiter.

      Du kannst sie nicht mehr sehen, diese genormten Titten und Ärsche, diese immer gleich toupierten Muschis (die Schlimmsten sind die mit Arschgeweih und Piercings in den Schamlippen) ... Da könntest du Geschichten erzählen – doch dazu vielleicht später.

      Wir fabrizieren doch alle die gleiche Scheiße! Der Kaufmann, die Laborantin, der Taxifahrer, der Autobauer und der Star. ALLE! Wir lassen uns von den Politikern verarschen. Wir sehen blind zu, wie die ganze Kiste hier gegen die Wand gefahren wird. Wir sind Beifahrer und schauen zu, wie die Erde zum Schrottplatz verkommt.

      Doch das, was hier gerade läuft, nervt extrem! Du spürst, wie sich die Kleine von hinten an dir reibt. Du holst aus und katapultierst sie mit einem kräftigen Stoß und wutschnaubend in dieses beschissene Buffet:

       The Show must go on!

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