Grenzenlose Macht für Hauptschulabbrecher. Max Jung
Schmeißen Sie zum richtigen Zeitpunkt mit Geld um sich. Wenn Sie trotz Ihres Panzers (siehe Kapitel 4 [Das Geldproblem]) keines haben, leihen Sie sich welches!
Als Tipp: Auf die Größe von Geldscheinen zugeschnittenes Papier, zur Not bemalt, zwischen zwei Banknoten, sieht aus, wie ein echter Batzen Geld. Wedeln Sie den Leuten damit vor dem Gesicht herum.
Haben Sie stets die Taschen voller Kleingeld, wirkliches Kleingeld, rotes Geld (Indianergeld!). Lassen Sie ab und zu etwas davon fallen, wenn Sie darauf hingewiesen werden, winken Sie ab und sagen: “Ist doch nur Geld!”. Man ist, was man sein will: Sie sind der große Zampano! Auch, wenn Ihre Taschen leer sind und Ihr Kopf voller Luft, mit etwas Können und einem gestärkten Kragen kommen Sie rüber wie ein Filou, der genau weiß, was er tut.
Seien Sie unbescheiden. Stellen Sie sich stets in den Mittelpunkt, wenn nötig mit Lügengeschichten. Da wäre zum Beispiel die Zeit, in der Sie mit einem Einmaster den Atlantik überquerten, die Jahre im Regenwald, die Zeit, als Sie mit Aktien an der New Yorker Börse ein Vermögen verdient und wieder verloren haben. Wilde Jahre waren das!
Suchen Sie sich Ihre Entourage nach speziellen Kriterien aus. Ihre Gefolgschaft sollte in jedem Fall dümmer sein als Sie. Und zwar nicht strunzdumm, aber immer noch stumpf genug, so dass Sie,selbst mit ihrem bescheidenen Gehirnvolumen jederzeit auftrumpfen können.
Keiner Ihrer Freunde sollte besser aussehen als Sie. Wenn sich das in Ihrem Fall als zu schwierig erweisen sollte, umgeben Sie sich eben mit Leuten, die morgens mit dem Bus abgeholt werden.
Investieren Sie in Anabolika. Dicke Arme sind wichtig. Niemand wird Sie respektieren, wenn Sie Streichholz-Ärmchen haben. Hinterlassen Sie bleibenden Eindruck durch Ihr imposantes Äußeres! Vielleicht sollten Sie auch darüber nachdenken, ein paar Wachstumshormone zu sich zu nehmen. Ein riesiger Kopf kommt nicht nur derbe fancy, sondern auch bei der Damenwelt ungemein gut an.
Situation Bar:
FRAU 1: Boah, Chantall, siehst du da hinten den Typen mit dem riesigen Quadratschädel?
FRAU 2: Oh mein Gott, Schakkeline, ich möchte unbedingt mit ihm schlafen!
Da haben wir’s!
Ein dickes Auto ist wichtig. Die Sixt-Autovermietung ist dein Freund! Fahren Sie Runden durch die Stadt, man muss Sie sehen, fahren Sie von mir aus auch durch die Fussgängerzone, wenn nötig um 12 Uhr mittags. Hören Sie mit heruntergelassenen Fenstern billigsten Italo-Techno, oder Gangster-Rap, immer auf voller Lautstärke. Die Damen werden durch-dre-hen!
Setzen Sie sich verdammt nochmal in Szene. Wichtig ist, wer wichtig tut!
Kapitel 3: Eindruck schinden
Sehen wir den Tatsachen ins Auge: Alles, wirklich alles, hängt davon ab, wie man auf andere wirkt. Vor allem dann, wenn man weder eine solide Bildung noch ein prall gefülltes Portemonnaie vorzuweisen hat, verlangt es nach kreativeren Methoden.
Der Telefontrick
Was ist eindrucksvoller, als während eines wichtigen Geschäftsessens einen Anruf entgegenzunehmen, der augenscheinlich um ein Vielfaches wichtiger ist?
Vollkommen richtig: Nichts!
Vorgehensweise
Dem Wecker in Ihrem Mobiltelefon sollte stets der selbe Klingelton zugeordnet sein wie den Anrufen. Sie stellen sich den Wecker also auf 18 zufällig über den kompletten Tag verteilte Uhrzeiten und ja, das machen Sie für jeden Tag.
Wenn das Gerät klingelt, zücken Sie es jedes Mal gekonnt aus der Innentasche Ihres Sakkos und nehmen den Anruf gelangweilt aber energisch entgegen. Dies sollten Sie in Ihrer Freizeit vor einem Spiegel üben.
Nun zum entscheidenden Punkt
Da Sie selbst allenfalls über bescheidene Fremdsprachenkenntnisse verfügen und da Sie stets darauf bedacht sein sollten, das größtmögliche Geheimnis um Ihre Absichten zu machen, legen Sie sich (mindestens) eine Fantasiesprache zu.
So können Sie jederzeit wahlweise den Eindruck erwecken, als stutzten Sie Ihre Untergebenen zurecht, als seien Sie an einer Edelsteinmine in Zentralafrika beteiligt, als verurteilten Sie die neue Steuerpolitik eines arabischen Emirats oder als planten Sie mit einer Ihrer Mätressen einen Kurzurlaub.
Die Sprache selbst sollte brachial klingen, wie etwa Russisch, Arabisch oder Klingonisch für uns Deutsche. Die deutsche Sprache selbst ist schon mit einer Fülle an Möglichkeiten ausgestattet. Zum Beispiel wirkt das “ch” im Wort “Bach” auf einen Amerikaner, als wollten wir ihn bei der nächsten Gelegenheit mit einem stumpfen Messer häuten. Genau solche Interpretationen sind wünschenswert!
Sie sollten jede freie Minute darauf verwenden, an Ihrer neuen Sprache zu feilen. Harte Konsonanten und die Vokale O und A sind das A und O!
Desweiteren sollten wiederkehrende Elemente keine Mangelware sein. Das verleiht dem vorgetäuschten Gespräch die nötige Dramatik. Als kleine Übung lesen Sie den folgenden Satz bitte laut vor:
“Prrichnanka! Sefalltschock Prrichnanka!”
Sprechen Sie das “ch” in “Prrichnanka” bewusst so aus wie im deutschen “Bach” oder “Loch”, den Grund kennen Sie ja bereits. Versuchen Sie, die Stimme sehr kehlig zu halten und flechten Sie, wenn nötig, bewusst einen Akzent ein. Denken Sie beispielsweise an Wladimir Klitschko, dessen Mutter gerade auf unflätigste Weise beleidigt worden ist. Versuchen Sie es erneut. Steigerung beim zweiten “Prrichnanka”! Laut!
“Prrichnanka! Sefalltschock Prrichnanka!”
Sie bemerken eventuell, dass Sie gerade Angst vor Ihrer eigenen Stimme hatten. Das ist fantastisch! Genau dieses Level wollen wir halten. Arbeiten Sie weiter!
Sobald Sie sich mit Ihrer neuen Sprache sicher fühlen, können Sie noch eine weitere erfinden. Diese sollte vom Grundklang eher an das Französische angelehnt sein, um zum Beispiel anwesende Frauen eifersüchtig und geil zu machen. Säuselnd und weich - Ihrer Kreativität sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Übung macht den Meister!
Wichtig!
Sollte einer der Anwesenden Sie nach einem Fantasietelefonat fragen, mit wem Sie sprachen, reagieren Sie explosionsartig! Schreien Sie ihn sofort laut an, sagen Sie ihm, dass Sie für solche Beleidigungen heute und auch sonst weder Zeit noch Nerven hätten und dass die Rechnung ja wohl von ihm übernommen würde! Das sei das Mindeste! Verlassen Sie im Anschluss umgehend das Lokal.
Kapitel 4: Das Geldproblem
Einleitende Beobachtung
Jeder Mensch, der mit offenen Augen durch die Welt läuft, wird schon festgestellt haben, dass sich die Casinodichte direkt proportional zum Prozentsatz der Hartz IV-Empfänger im betrachteten Gebiet verhält.
Wir haben diesen Sachverhalt von führenden Wissenschaftlern untersuchen lassen und die Ergebnisse in Diagramm 4.1 zusammengestellt. Manch ein intellektueller Verleumder würde aufgrund dieser Zahlen behaupten, dass die Betreiber der Casinos auf die niedrige Schulbildung ihrer potentiellen Kunden abzielen, um ihren eigenen Profit zu maximieren. Das ist natürlich vollkommener Blödsinn.
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