Die STASI nannte ihn "Betrüger". Peter Schräpler
zeitlich weit überzogenen Manövers der Warschauer-Pakt-Staaten bereits in der ČSSR waren, mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Möglicherweise war das der erfreulichste Einsatz gesamtdeutschen Militärs überhaupt.
Bei den meisten Bürgern der „DDR“ war die ideologische Propaganda abgeprallt. Ausnahmen gab es besonders in den sozialistischen Plattenbauten in Berlin-Marzahn, Halle/Neustadt, Jena-Lobeda und anderswo. Dort wurde vielen Privilegierten bewusst Vorrang bei der Zuteilung einer Neubauwohnung eingeräumt. Bei ihnen hatte die Gehirnwäsche Wirkung gezeigt – sie wurden sogenannte „Überzeugte“. Manche so sehr, dass noch 20 Jahre nach dem Mauerfall ostdeutsche „Geistesgrößen“ der EX-SED an der Richtigkeit des Mauerbaus festhalten und meinen, die über zweihundertdreißig Toten an der innerdeutschen Grenze mit ihren menschenfeindlichen Selbstschussanlagen seien doch selbst schuld gewesen. Schließlich hätte das verantwortungsvolle Politbüro an der Grenze Tafeln aufstellen lassen, die vor dem unerlaubten Übertritt der Grenzanlagen gewarnt hätten.
So jedenfalls meinte es auch einer meiner Mitschüler [Ex-Oberst der NVA] während eines Klassentreffens 2007. Ein Mehr an gedanklicher Perversion ist für mich kaum noch nachvollziehbar. Immerhin zeigte er in ersten Ansätzen, dass er seine geistige Umnachtung aufgebrochen hatte. Er äußerte zu einer Mitschülerin, dass er mich aus meiner Sicht der Betrachtung jetzt auch etwas verstehen könne. Gott gebe ihm noch einige Nachhilfestunden!
Wer dieses perfide Monster von Grenzbefestigung sehen möchte, kann den Metallgitterzaun in Helmstedt-Marienborn, dem früher größten Grenzübergang zwischen der Bundesrepublik und der „DDR“ als Freilichtmuseum und auch im Museum in der Helmstedter Innenstadt in einer weißen, klassizistischen Villa betrachten. Der Metallgitterzaun war so konstruiert, dass sich der Flüchtende nicht daran hochziehen konnte, weil die Öffnungen einen messerscharfen Grat hatten. Der Flüchtende hätte vermutlich seine Fingerkuppen durch sein eigenes Körpergewicht abgerissen. Zwischen der eigentlichen Mauer, den Selbstschussanlagen und dem Gitterzaun befanden sich an vielen Stellen aufgesetzte Flächen mit spitzen Stahlstäben, in die der Flüchtende beim schnellen Überlaufen zwingend hineintreten musste. Die ideenreichen Berliner nannten die Nadelmatten „Stalinrasen“. Den pseudohumanen Teil des Zaunes bildeten die im unteren Teil befindlichen runden Öffnungen mit einem geschätzten Durchmesser von zwanzig Zentimetern - „Hasenlöcher“ genannt. Sie sollten den im Grenzstreifen lebenden und die Seiten wechselnden freien Tieren durch einen Durchschlupf das Überleben ermöglichen. Nun werden findige Argumentatoren sagen: „Die spanische Enklave Mellila an der marokkanischen Grenze schützt ja ebenfalls mit einer massiven Grenzsperranlage die EU“. Das ist richtig. Das Ziel dieses Sperrgitterzaunes ist aber nicht, Menschen einzusperren und ihnen eines der wichtigsten Menschenrechte, ihre Freiheit, zu nehmen. Über die Rechtfertigung und den moralischen Aspekt dieses fragwürdigen EU-Schaufensters möchten viele gern das berühmte Mäntelchen des Schweigens legen.
Allerdings war nicht Tierliebe die sozialistische Motivation für diese „Hasen“-Löcher, sondern die damit verhinderte, ungewollte Auslösung eines Grenzalarms durch das Berühren der Stolperdrähte. Wie man im Museum von Helmstedt auch erfährt, wurden die hochwertigen Metallgitterzäune aus der Bundesrepublik Deutschland importiert. Ob sich der Exporteur der Verwendung seiner Erzeugnisse bewusst war, kann nur er beantworten und möge der Leser beurteilen. Dass diese Gitterzäune nur gegen Devisen und damit auch mit den Krediten der Bundesrepublik importiert wurden, ist eine Schizophrenie der Geschichte.
Leider hatten die Sachsen im Elbtal – im bedauernswerten Tal der „Ahnungslosen“ - keine Möglichkeit zur geistigen Republikflucht. Sie konnten aufgrund der geografischen Lage so gut wie keine westliche Fernsehstation empfangen. Das ZdF als stärkster Sender wäre zwar aus Westberlin auf seiner westeuropäischen CCIR-Nutzsenderfrequenz zu empfangen gewesen, wenn nicht zugleich ein auf osteuropäischer OIRT-Frequenz funkender ČSSR-Störsender diese Signale wieder kompensiert hätte. Es blieb nur einigen findigen Technikerköpfen vorbehalten, eine mehr oder weniger befriedigende Lösung zu erzielen.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.