NarrenSprung. Gerhard Seifried
Was in aller Welt ist denn in die Schömberger gefahren, eine französische Polonaise als Herzstück in ihre Fasnet einzubauen? Fast alles lässt sich auf historische Wurzeln zurückführen. Im Fall der Polonaise ist es die Person des Wandergesellen Johann Wuhrer, der im 18. Jahrhundert in Frankreich auf die Walz ging und von dort die Polonaise mitbrachte, „da Bolones“, wie die Narren sie auf ihre Weise eingedeutscht haben.
Um 18 Uhr ist die offizielle Zeit der Narren vorbei. Das heißt aber nur, dass sie ihre schweren Schellen ablegen müssen, um nicht der Kirche, die in dieser katholischen Gegend jeden Tag mit Glockengeläut zur Andacht ruft, ins Gehege zu kommen. Sicherlich gut gedacht, jedoch letztlich ohne Chance für die Kirche, denn am Fasnetsonntag und -montag gelten hier die Schömberger Freinächte. Was nichts anderes heißt, als dass jeder feiern kann, so lange er will, ohne Rücksicht auf Kirche und Polizeistunde.
Für mich ist der Fastnachtsmontag zu Ende. Ich hatte einen Tag lang mein Narrenkleid mit der stickigen Larve und den zwölf schweren Eisenglocken getragen, war zu einem Teil des Narrensprungs geworden und durch nahezu alle Schömberger Gaststätten gezogen, vom „Lamm“ über das „Café Baier“ bis zum „Plettenberg“, hatte die Polonaise getanzt und das Narrenlied mitgesungen — jetzt schleppte ich mich mit langsamen Schritten nach Hause. Ich war müde, sehr müde, zugleich aber auch unendlich glücklich.
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